Russischer Diktatfrieden befürchtet

Erliegt Trump Putins Charmeoffensive?

Donnerstag, 13. Februar 2025 | 16:25 Uhr

Von: mk

Moskau/Washington – US-Präsident Donald Trump verkündet, er habe mit Kreml-Chef Wladimir Putin telefoniert und vereinbart, Verhandlungsteams sollten sofort Gespräche aufnehmen. Das erste Treffen werde in Saudi-Arabien stattfinden, Putin habe Trump auch nach Moskau eingeladen. Was ist da los?

Die Nachricht klingt wie eine Ohrfeige: Nicht nur die Europäer waren ahnungslos, auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wurde erst im Nachhinein über das Gespräch informiert. Wird nun der Ukraine ein russischer Diktatfrieden aufgezwungen?

Bedenklich ist unter anderem, dass das Team um Donald Trump mit einer Stimme spricht. Vizepräsident Mike Vance, der über das Wochenende in München ist, machte deutlich, dass Europa selbst dafür verantwortlich sei, die Einhaltung eines Abkommens mit Russland zu überwachen und die Ukraine zu schützen.

Gleichzeitig stellte Verteidigungsminister Pete Hegseth klar, dass die Ukraine Territorium aufgeben müsse und keine Chance habe, der NATO beizutreten.

Indem man diese Forderungen vor konkreten Verhandlungen laut ausspricht, verleiht man ihnen Gewicht. Russische Einwände gegen das Abtreten von erobertem Gebiet und gegen einen NATO-Beitritt werden im Vorfeld ausgeräumt. Ist Trump damit erneut Putins Charmeoffensive erlegen?

Carlo Masala, Professor für internationale Politik an der Uni der Bundeswehr München, sprach im BILD-Podcast von einem „apokalyptischen Szenario“. Er prognostiziert: „Die Europäer werden keinen Platz am Verhandlungstisch haben. Sie werden das Ergebnis akzeptieren müssen. Und es sieht leider Gottes so aus, dass dies auch für die Ukraine gilt.“

Masala glaubt außerdem, dass Putin besetzte Gebiete behalten will – und er wolle weiteren wirtschaftlichen Druck auf sein Land abwenden, der ihn zu Kompromissen zwingen könnte.

Auch die Ankündigung, dass sich Europa künftig allein um die Sicherheit der Ukraine kümmern müsse, ist laut Masala kein gutes Vorzeichen für die zukünftige Sicherheitsarchitektur: Ihm zufolge wird sich Putin vermutlich ins Fäustchen lachen. „Das ist das Beste, was ihm passieren konnte“, warnt Masala. Europäische Truppen würden Putin nicht davon abhalten, in ein paar Jahren einen erneuten Angriff auf den Rest der Ukraine zu wagen.

Um zu verhindern, dass Trump in den USA sein Gesicht wahrt und nicht schwach aussieht, könnte er nicht gänzlich auf Putins Forderungen eingehen und verlangen, dass Russland Teile der Oblaste wieder der Ukraine.

Trump erreicht damit, dass die USA von jeglichen Verpflichtungen entbunden werden, während die Europäer gezwungen werden, geschlossen zu handeln, um die Ukraine zu schützen und wiederherzustellen. Dass Europa zusammenrückt, muss nicht schlecht sein. Analysten wie etwa der Betreiber des Telegramkanals „Military & Strategic“ bewerten allerdings die Tatsache kritisch, dass sich Staatsführer wie Trump und Putin die Welt in Einflusssphären aufteilen, über die sie Macht ausüben, anstatt anderen Ländern auf Augenhöhe gegenüber zu treten.

Wie Masala erklärt, wird außerdem deutlich, dass Trump seine eigene Linie verfolgt – ganz gleich, ob diese für die Ukraine oder für die europäische Sicherheit die beste ist.

Die USA wollen, dass der Krieg in der Ukraine aufhört, denn ihre eigentlichen Sorgen gelten dem Pazifik und China. Das ist der eigentliche Konflikt, für den sie sich rüsten wollen. Wie die Ukraine auf das allem Anschein nach abgekartete Spiel reagiert, bleibt noch offen.

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