Tod von junger Kurdin hatte beispiellose Protestwelle ausgelöst

EU-Menschenrechtspreis an iranische Frauen und Mahsa Amini

Donnerstag, 19. Oktober 2023 | 12:48 Uhr

Von: APA/AFP

Der renommierteste EU-Menschenrechtspreis geht heuer an die iranische Frauenbewegung und die junge Kurdin Mahsa Amini, die damit mehr als ein Jahr nach ihrem Tod im Iran postum geehrt wird. Dies gab das Europaparlament am Donnerstag bekannt. Die drei größten Fraktionen im Europaparlament hatten sie zuvor für den nach dem russischen Dissidenten Andrej Sacharow benannten Sacharow-Preis nominiert.

Mit Amini werde die iranische Frauenbewegung geehrt, teilte EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola am Donnerstag in Straßburg mit. “Frauen. Leben. Freiheit”, wiederholte Metsola im Onlinedienst X, vormals Twitter, den Slogan der Massenproteste im Iran, die nach Aminis Tod ausgebrochen waren.

“Der brutale Mord von Jina Mahsa Amini markiert einen Wendepunkt”, sagte Metsola. “Er hat eine Bewegung von Frauen ausgelöst, die in die Geschichte eingeht”, fügte sie hinzu. Der Slogan “Frau-Leben-Freiheit” sei ein Aufruf geworden “für alle, die die Gleichheit, die Würde und die Freiheit aller Menschen im Iran verteidigen”.

Österreichische Europaabgeordnete begrüßten die Auszeichnung. Der ÖVP-Abgeordnete Christian Sagartz widmete den Preis allen Menschen, die sich gegen das menschenverachtende Regime in Teheran auflehnen. “Freiheit, Selbstbestimmung und Menschenrechte müssen sich gegen Gewalt und Terror durchsetzen. Dafür setzen wir ein starkes Zeichen. Und dafür ist Mahsa Amini ein leuchtendes Vorbild”, betonte er. Seine SPÖ-Kollegin Theresa Bielowski forderte, die Unterdrückung im Iran angesichts anderer Krisenherde nicht zu vergessen. Mit der Auszeichnung stellte sich das Europaparlament “bedingungslos an die Seite der Frauenbewegung im Iran und weltweit”.

Die 22-jährige Amini war am 16. September 2022 nach ihrer Festnahme durch die iranische Sittenpolizei wegen eines angeblich zu locker getragenen Kopftuchs gestorben. Ihr Tod löste eine beispiellose Protestbewegung aus.

Eine Zeremonie zu der Preisverleihung ist für den 13. Dezember geplant. Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit wird seit 35 Jahren an Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen, die sich für die Menschenrechte und die Meinungsfreiheit einsetzen. Er ist mit 50.000 Euro dotiert.