Sportler, Künstler und Medienstars ergattern immer wieder ein Mandat

EU-Wahl: Auch Promis gehören zum Europaparlament

Sonntag, 01. Oktober 2023 | 08:05 Uhr

Von: apa

Wer glaubt, dass das Europaparlament ein Tummelplatz für langweilige Bürokraten ist, irrt. In seiner über 70-jährigen Geschichte haben so manche Prominente aus der Kultur-, Sport- und Medienwelt ihren Weg in die EU-Institution gefunden. Auch brachte das EU-Parlament zahlreiche Spitzenpolitiker hervor oder bot diesen im Laufe ihrer Karriere eine Bühne.

2019 zog etwa die Unternehmerin und Fernsehköchin Sarah Wiener für die österreichischen Grünen in die EU-Volksvertretung ein. Der 2014 für “Die Partei” ins Europaparlament eingezogene deutsche Satiriker und ehemalige Titanic-Chefredakteur Martin Sonneborn erhielt 2019 Verstärkung durch den aus der ZDF-“heute-show” bekannten Kabarettisten Nico Semsrott.

Der ehemalige ORF-Korrespondent und -Moderator Eugen Freund saß vom 2014 bis 2019 für die SPÖ im EU-Parlament. Bei den EU-Wahlen 2004 schaffte die aus Südtirol stammende Starjournalistin und Gegnerin des damaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, Lilli Gruber, den Einzug für die Sozialdemokraten nach Straßburg.

Die österreichische Schauspielerin Mercedes Echerer war von 1999 bis 2004 auf der Liste der Grünen Abgeordnete im Europäischen Parlament. Der tschechische Kosmonaut Vladimir Remek saß von 2004 bis 2013 für die Kommunisten im Europaparlament.

Der griechische Fußballer und Kapitän der Europameistermannschaft 2004, Theodoros Zagorakis, zog 2014 in Straßburg ein und arbeitet bis heute in den Reihen der EVP. Der finnische Ralleyweltmeister Ari Vatanen saß von 1999 bis 2009 für die Konservativen im Europäischen Parlament. Der Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messer wirkte dort von 1999 bis 2004 für die italienischen Grünen. Die slowakische Eishockey-Legende Peter Stastny war von 2004 bis 2014 EU-Abgeordneter der Christdemokraten.

Noch länger ist die Liste ehemaliger oder späterer Regierungschefs, die es ins EU-Parlament zog: Der mittlerweile verstorbene Forza-Italia-Gründer Silvio Berlusconi saß von 1999 bis 2001 in der EU-Volksvertretung und zog 2019 im Alter von 82 Jahren wieder ein.

Ins EU-Parlament verschlug es auch Kroatiens Regierungschef Andrej Plenković (EVP), Portugals derzeitigen Premier Antonio Costa (SPE), Griechenlands Ex-Premier Antonis Samaras (EVP), die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas (Liberale), sowie mehrere Ex-Regierungschefs Polens: Beata Szydło (EKR) und Ewa Kopacz (EVP) sind dort bis heute Abgeordnete ebenso wie der Konservative Jerzy Buzek, der von 2009 bis 2012 EU-Parlamentspräsident war. Belgiens früherer Regierungschef Guy Verhofstadt wirkte in Straßburg als langjähriger Fraktionschef der Liberalen.

Auch die ehemaligen französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac, Nicolas Sarkozy, Valéry Giscard d’Estaing – der später Präsident des EU-Verfassungskonvents war – wurden im Laufe ihrer politischen Laufbahn ins Europaparlament gewählt. Für die Sozialisten zog von 1979 bis 1981 der Franzose Jacques Delors in EU-Parlament ein, bevor er Mitte der 80-er-Jahre zum legendären EU-Kommissionschef wurde.

Unter den Nachfahren des ehemaligen österreichisch-ungarischen Herrscherhauses zu nennen sind die führenden Köpfe der Paneuropa-Bewegung Otto Habsburg, der für die CSU von 1979 bis 1999 Mitglied des Europäischen Parlaments war, und dessen ältester Sohn, Karl Habsburg, der von 1996 bis 1999 für die ÖVP in Straßburg saß.

Einige aus der “Promi”-Welt sind aber auch gescheitert: Die italienische Ex-Diva Gina Lollobrigida schaffte den Sprung ins Europaparlament ebenso wenig wie Ex-Pornostar Dolly Buster in Tschechien oder der Literaturnobelpreisträger Jose Saramago in Portugal.

Bezirk: Bozen