Von: mk
Völs – Der Transitverkehr stand neben vielen gemeinsamen Vorhaben im Mittelpunkt der Sitzung des Euregio-Vorstands unter Vorsitz des Präsidenten Arno Kompatscher.
Für eine gemeinsame und nachhaltige Verkehrspolitik auf der Brennerachse hatten sich die Landeshauptleute der drei Euregio-Länder bei dem Verkehrsgipfel im vergangenen Jänner in München ausgesprochen. Im Mittelpunkt soll dabei die Verlagerung des Schwerverkehrs von der Straße auf die Schiene stehen. Diesen gemeinsamen Standpunkt bekräftigte der Vorstand des Europäischen Verbunds für territoriale Zusammenarbeit EVTZ “Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino” bei seiner heutigen 17. Sitzung auf Schloss Prösels bei Völs am Schlern, wo sich der Vorstand auch auf eine Reihe gemeinsamer Projekte verständigte-
“Die Verkehrsbelastung auf der Brennerachse ist nicht mehr tragbar. Dringende und gezielte Maßnahmen sind notwendig, um den Verkehr einzudämmen und den Schwerverkehr auf die Schiene zu verlagern”, betonte nach der Sitzung Euregio-Präsident Arno Kompatscher. Dafür werde sich die Europaregion auch am kommenden 12. Juni bei dem nächsten Verkehrsgipfel zum Thema Brennerachse stark machen, zu dem die Verkehrsminister aus Italien, Österreich und Deutschland in Bozen erwartet werden. Ein gemeinsames Vorgehen und “die geballte Kraft aller drei Länder seien notwendig, um dem steigenden Transitverkehr entlang des Brennerkorridors endlich einen Riegel vorzuschieben”, forderte auch Landeshauptmann Platter. Auch für das Trentino sei das Verkehrproblem vordergründig, sagte der Trentiner Landeshauptmann Rossi, der sich für einen Ausbau des Verladezentrums “Interporto” in Trient aussprach.
Die Landeshauptleute der Euregio-Länder sprachen sich vor allem für einen sicheren und flüssigen Verkehr und ein möglichst wirksames Verkehrsmanagement aus. Einer Überfüllung der Straßen und Staus auf der Autobahn, wie sie im Zusammenhang mit verlängerten Wochenenden und in Ferienzeiten verzeichnet werden, gelte es vorzubeugen, auch durch LKW-Kontrollstellen und Blockabfertigungen. Zudem sei die Information über die Verkehrslage und etwaige verkehrseinschränkende Maßnahmen zu verbessern, besonders über das Internet.
Der EVTZ-Vorstand nahm heute auch Einblick in die Tätigkeit der grenzüberschreitenden Fachleutegruppen, die an Lösungen und abgestimmten Maßnahmen zu Verkehrsmanagement, Verkehrsmonitoring, Korridormaut und Kombiverkehr arbeiten. So ist die Arbeitsgruppe Verkehrsmonitoring mit dem Aufbau eines einheitlichen und länderübergreifenden Überwachungssystems zur Verkehrsentwicklung und deren Auswirkungen befasst, insbesondere auch mit der Prüfung einer LKW-Obergrenze bis 2020. Eine weitere länderübergreifende Expertengruppe setzt sich mit dem Kombiverkehr und der Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene durch Gewährung von Beiträgen für den begleiteten (RoLa) und unbegleiteten kombinierten Verkehr. Dafür müssen Hürden im grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr abgebaut, die Vorschriften und Regelungen harmonisiert und die Förderungen abgestimmt werden. Die Arbeitsgruppe Korridormaut hingegen ist mit den Mautgebühren für den Transit über den Brenner befasst und vergleicht diese mit den Gebühren anderer alpenquerender Transitstrecken. Eine Angleichung der Tarife soll den Umwegverkehr eindämmen, der durch die kostengünstigeren Mauttarife entsteht. Dabei sollen die Spielräume ausgeschöpft werden, die sich durch die Vergabe der Konzession zur Führung der Brennerautobahn ergeben.
Neuer Sitz im Herzen Bozens
Im Waaghaus am Kornplatz in Bozen wird die Europaregion künftig ihren Sitz haben. Darauf hat sich die Europaregion heute auf Schloss Prösels verständigt.
Das Büro der Europaregion, das derzeit im Eurac-Gebäude in der Bozner Drususstraße seinen Sitz hat, wird ins Zentrum der Stadt ziehen. Der Vorstand des EVTZ “Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino” hat heue (23. Mai) vereinbart, die Büros in das Waaghaus am Kornplatz zu verlegen. Bezogen werden sollen die neuen Büroräume im ersten Stock des Gebäudes zum Abschluss der Südtiroler Euregio-Präsidentschaft Ende 2019. “Unser Ziel ist es, die letzte Vorstandssitzung unter Südtiroler Leitung am neuen Sitz abzuhalten”, informierte Euregio-Präsident Arno Kompatscher heute auf Schloss Prösels.
Das Waaghaus am Kornplatz ist eines der ältesten und bedeutendsten Bauwerke der Bozner Altstadt. Das Gebäude, das einzige freistehende Gebäude der Bozner Lauben, geht auf das 13. Jahrhundert zurück und war von 1433 bis 1780 Sitz der öffentlichen Waage. Derzeit befindet sich das Haus in einem schlechten baulichen Zustand.
Die Stiftung Sparkasse, die das Gebäude um 4,5 Millionen Euro erworben hat, will in Kürze mit den Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten beginnen, um es dann vorwiegend für kulturelle Zwecke zu nutzen. So sollen verschiedenen Kulturvereinigungen dort ihre Zelte aufschlagen.
“Der Kornplatz gehört zu den ältesten Plätzen Bozens. Früher wurde hier der Korn- und Getreidemarkt abgehalten. Man kann also von einem mittelalterlichen Handelsknotenpunkt sprechen”, berichtete Landeshauptmann Kompatscher, der heute den EVTZ-Vorstand durch das Gebäude führte. Das Waaghaus sei aufgrund seiner Geschichte und seiner Lage im Zentrum der Europaregion ein idealer Standort für das Euregio-Büro. “Wir setzen die Europaregion nun auch logistisch ins Herz der Landeshauptstadt”, freut sich Kompatscher.
Gedenkstätte für Andreas Hofer in Mantua
Eine gemeinsame Gedenkstätte für Andreas Hofer, die auch der Vertiefung der gemeinsamen Geschichte dienen soll, will die Europaregion in Mantua errichten.
Der EVTZ Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino wird in Mantua eine Gedenkstätte für den Andreas Hofer errichten lassen und dabei das kulturelle Erbe Europas in den Vordergrund stellen. Zudem sollen die geschichtlichen Ereignisse rund umAndreas Hofer und Tirol historisch legitimiert und mit einem modernen, europäischen Blick beleuchtet werden. Darauf hat sich der EVTZ-Vorstand heute bei seiner 17. Sitzung auf Schloss Prösels in Völs verständigt. Dazu soll ein Abkommen mit der Stadtgemeinde Mantua zur Errichtung einer musealen Einrichtung zum Thema Tiroler Geschichte abgeschlossen werden.
“Mit der Errichtung einer Andreas-Hofer-Gedenkstätte an Hofers Exekutionsort Mantua, in der nicht nur der Sandwirt sondern die Tiroler Geschichte neu beleuchtet und verteift werden, entsprechen wir dem Vertrag über die Europäische Union, der den Schutz und die Entwicklung des kulturellen Erbes Europas ausdrücklich als eine der Aufgaben der EU definiert”, erklärte Euregio-Präsident Arno Kompatscher. Die EU solle demnach einen Beitrag zur Entfaltung der Kulturen der Mitgliedstaaten unter Wahrung ihrer Vielfalt bei gleichzeitiger Hervorhebung des gemeinsamen kulturellen Erbes leisten.
Andreas Hofer, der Passeier Sandwirt, führte anfangs des 19. Jahrhunderts die Aufstandsbewegung gegen die bayerische und französische Besetzung Tirols an und gilt daher als Integrationsfigur für alle drei Landesteile. In einem von der Stadtgemeinde Mantua vorgeschlagenen Projekt soll der Tiroler Freiheitskämpfer in einen europäischen Rahmen gestellt werden, der neue Perspektiven in einem europäischem Geist eröffnet. In der neuen Gedenkstätte soll auch die im Jahr 2018 vom Land Tirol erstandene historisch bedeutsame Sammlung von Gegenständen, Darstellungen und historischen Materialien, die so genannte “Sammlung Rauter”, gezeigt werden, die dem EVTZ zu diesem Zweck als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt wird.
Projekt für gemeinsamen Lawinenlagebericht verlängert
Dass der gemeinsame euregionale Lawinenlagebericht nicht auf einen Winter beschränkt bleibt, dafür hat der Euregio-Vorstand heute Sorge getragen.
Im kommenden Wintern wird es erstmals einen euregionalen Lawinenlagebericht geben. Nach dem erfolgreichen Test des technischen Redaktionssystems (Proof-of-concept) durch das Trentino kann der Euregio-Lawinenlagebericht wie geplant im Winter 2018/19 als gemeinsame Lawinengefahrenprognose die derzeitigen Lawinenlageberichte der drei Länder ersetzen. Der gemeinsame Bericht ist das Ergebnis des Interreg-Projekts Albina, das mit Ende Juli 2019 ausläuft. Der Vorstand des EVTZ “Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino” hat auf seiner heutigen Vorstandssitzung beschlossen, das Interreg-Projekt Albina über das nächste Jahr hinaus nahtlos fortzusetzen und für dessen Finanzierung zu sorgen.
Der gemeinsame Bericht, der täglich am Nachmittag in Deutsch, Italienisch und Englisch veröffentlicht werden wird, deckt das gesamte Gebiet der Europaregion ab und bietet einen umfassenden Überblick über die Lawinengefahr in den Bergen der drei Länder. Dies kommt dem Zivil- und Katastrophenschutz und den lokale Sicherheitsdiensten, aber natürlich auch der Bevölkerung und den Touristen im Gebiet der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino zugute. Die drei Länder haben sich darauf verständigt, dass über die Startseite des gemeinsamen Portals tagesaktuelle Vorhersagen gemeinsam und prominent veröffentlicht werden und die Übersetzungen mithilfe des so genannten Satzkatalogs aus der Muttersprache des Bearbeiters in die jeweils andere Landessprache und ins Englische erfolgt.
Die Lawinengefahrenprognose ist der erste grenzüberschreitende Bürgerdienst, der direkt von den Dienststellen der drei Landesverwaltungen umgesetzt und betreut wird. Damit komme dem Projekt eine Vorbildwirkung und eine strategische Bedeutung für die künftige Zusammenarbeit der drei Länder zu, wie Euregio-Präsident Arno Kompatscher bei der heutigen Pressekonferen nach der Vorstandssitzung betonte.
Master für Öffentliche Verwaltung auf der Zielgeraden
Mit einem EVTZ-Beschluss für eine Kooperationsvereinbarung zwischen den Universitäten Bozen, Trient und Innsbruck wurde nun die letzte Hürde genommen.
Das öffentliche Personal bestens auszubilden und mit juridischen und verwalterischen Fragen gleichermaßen vertraut zu machen, ist der Anspruch des Masterstudiums Öffentliche Verwaltung (EMEPA). Es handelt sich um ein zweijähriges Studium, das von den Universitäten Innsbruck, Bozen und Trient angeboten wird und Akademikern offen steht, die bereits im Dienst der öffentlichen Verwaltung in einem der drei Länder stehen.
Die gemeinsame Ausbildung soll dazu beitragen, in der Europaregion eine öffentliche Verwaltung mit europäischem Zuschnitt zu schaffen, wobei auf interkulturelle Themen und die Mehrsprachigkeit mit Englisch, Deutsch und Italienisch als Unterrichtssprachen ein besonderes Augenmerk gelegt werden soll.
Für den Abschluss des “Euregio-Masterstudiums” werden insgesamt 60 ECTS-Kreditpunkte benötigt, die in zwei Jahren und mit einem Studienaufwand von 1500 Stunden erworben werden sollen. Der Studiengang setzt auf vier Kompetenzbereiche: Fachsprache, das Europa der Regionen, interkulturelle Aspekte und Public Management in der Euregio. Zum Studium werden bis zu 18 Studierende zugelassen. Abgehalten wird der Masterkurs, sofern sich mindestens zwölf Personen immatrikulieren. Die Studienplätze sind Bediensteten der drei öffentlichen Verwaltungen vorbehalten (6 pro Landesverwaltung).
Zusätzlich zu den Bildungsangeboten an den Universitäten von Bozen, Trient und Innsbruck ist für die Teilnehmenden auch der Besuch der Summer School in der Gemeinsamen Vertretung der Europaregion in Brüssel vorgesehen.
Mit dem Euregio-Master sollen die Absolventen Qualifikationen in der Modernisierung der öffentlichen Verwaltung und weiterführende Kompetenzen in Management und Leadership erwerben. Neben europäischem Recht werden auch Organisationskonzepte unter Berücksichtigung des verwaltungstechnisch- juridischen und politischen Kontextes vermittelt.
Europaregion laut Monitoring immer bekannter
Der Bekanntheitsgrad der Europaregion steigt, in Südtirol liegt er bei 81 Prozent. Die Bevölkerung wünscht die Zusammenarbeit über die Grenzen.
Präsentiert wurde heute im Rahmen der Vollversammlung des EVTZ “Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino” auch der jüngste Euregio-Monitor, eine politikwissenschaftliche Studie über die Wahrnehmung der Europaregion durch die Bürgerinnen und Bürger. Die Befragung der Bevölkerung aller drei Länder erfolgte im November 2017 unter der Federführung der beiden Politologen Christian Traweger und Günther Pallaver der Universität Innsbruck. Die jüngste repräsentative Befragung, die auf jene von 2013 und 2015 folgt, hat ergeben, dass die Zusammenarbeit zwischen Tirol, Südtirol und dem Trentino von der Bevölkerung nicht nur begrüßt ist, sondern dass mehrheitlich deren weiterer Ausbau gewünscht wird. Die Bekanntheit der Europaregion unter den Bürgern hat zugenommen: in Tirol auf 76 Prozent (im Vergleich zu 2015: +10 Prozent; zu 2013: +23 Prozent), in Südtirol auf 81 Prozent (im Vergleich zu 2015: +4 Prozent, zu 2013: +9 Prozent) und im Trentino auf 73 Prozent (im Vergleich zu 2015: +5 Prozent, zu 2013: +7 Prozent).
Die Grundstimmung, die Einstellung und das Vertrauen gegenüber der Europaregion ist in weiten Teilen der Bevölkerung nach wie vor positiv. Der Zusammenarbeit aller drei Länder wird von der Bevölkerung als sehr wichtig angesehen. Diese Zusammenarbeit sollte – nach jüngstem Euregio-Monitoring – weiter intensiviert werden. Dabei wurden die Wirtschaft (mit der Schaffung bzw. dem Erhalt von Arbeitsplätzen), der Verkehr und der Tourismus als die drei wichtigsten Kooperationsbereiche genannt. An vierter Stelle folgt die Umwelt, auf Rang fünf die Bildung, die im Vergleich zu den Vorjahren deutlich nach hinten gerutscht ist. An sechster Stelle steht das Thema Politik, gefolgt von der allgemeinen Zusammenarbeit, an die sich Asyl- und Flüchtlingsfrage und die Bereiche Soziales und Gesundheit anreihen.
Aus dem Monitoring geht auch der Wunsch nach einem noch stärkeren gemeinsamen Auftreten der Europaregion nach außen hervor. Mehr als die Hälfte der Befragten in Südtirol und im Trentino spricht sich sogar für die Schaffung eines gemeinsamen politischen Gremiums aus. Die Europaregion ist in allen drei Landesteilen bekannt und wird als wichtiger Akteur bei der Bewältigung von Daseinsfragen wahrgenommen. Weniger stark wahrgenommen wird die Euregio von den jungen Menschen. In der Wahrnehmung der Bevölkerung hat die emotionale Beziehung zu den jeweils anderen Ländern der Europaregion zugenommen, verbunden mit dem Wunsch, die Sprachkenntnisse Deutsch und Italienisch zu fördern. Die Euregio selbst führt den Anstieg der Bekanntheit und des Vertrauens, die Konsolidierung der positiven Einstellung zur Europaregion auf die in den letzten Jahren grenzüberschreitenden Projekte und Initiativen zurück.