Von: mk
Trient – Der Euregio-Vorstand hat heute im Castel Toblino getagt. Dabei legten die Landeshauptleute Rossi, Kompatscher und Platter die Weichen für die Zusammenarbeit.
Der Vorstand des Europäischen Verbunds territorialer Zusammenarbeit EVTZ “Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino” ist heute unter Trentiner Vorsitz in Castel Toblino in Sarche zu seiner 13. Sitzung zusammengekommen. Getagt hat heute auch die Versammlung des EVTZ, die zu ihrer zehnten Sitzung zusammengekommen ist. Die Führungsgremien der Europaregion zogen Bilanz über die bisherige Zusammenarbeit und entschieden über künftige gemeinsame Projekte. Im Anschluss an die beiden Sitzungen informierten der derzeitige EVTZ-Vorsitzende Ugo Rossi und die Vorstandsmitglieder Arno Kompatscher und Günther Platter über die wichtigsten gemeinsamen Vorhaben.
Zum Auftakt der Pressekonferenz haben sich die Landeshauptleute klar gegen neue Alpentransversalen ausgesprochen. Landeshauptmann Kompatscher hatte den EVTZ-Vorstand mit dem Thema befasst, nachdem der Verkehrsausschuss des Europaparlaments einem Antrag zur Verlängerung der Alemagna-Autobahn ins Pustertal zugestimmt hatte und in den vergangenen Monaten die Forderung nach einer Verlängerung der Alemagna-Autobahn von Belluno über das Pustertal und Österreich bis nach München vor allem von Wirtschaftstreibenden aus Venetien immer wieder vorgebracht worden waren. “Eine neue alpenquerende Straßenverbindung steht im Widerspruch zu Alpenkonvention”, bekräftigte heute Landeshauptmann Kompatscher, der zudem auf das gemeinsame Abkommen mit dem Präsidenten des Veneto für eine Bahnverbindung. Stattdessen sei eine Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf eine leistungsfähige Schieneninfrastruktur anzustreben, sind sich die drei Landeshauptleute einig.
Auch über das Problem der Flüchtlinge beziehungsweise der Asylbewerber haben die drei Landeshauptleute heute wiederum gesprochen. Trotz nicht deckungsgleicher Standpunkte wurde auf die offene Brennergrenze als Zeichen des Erfolgs der gemeinsamen Bemühungen hingewiesen.
Weiter vorantreiben will die Euregio ihr Engagement im Rahmen der makroregionalen Alpenstrategie EUSALP, wobei die Euregio nach wie vor die Einrichtung eines Service Points in ihrem gemeinsamen Bürogebäude in Brüssel anstrebt.
Befürwortet wurde heute die Fortsetzung dutzender Projekte in den Bereichen Bildung, Jugend, Sport, Sozial- und Gesundheitswesen, Arbeit und Innovation, über die zuvor Generalsekretärin Valentina Piffer berichtet hatte. Hinzu kommen mehrere neue Projekte (sieh auch weitre Aussendungen) darunter ein zweijähriger, postgradualer Masterlehrgang zum Studium politischer und sozialer Systeme Europas. Der Lehrgang soll in Zusammenarbeit mit den Universitäten der drei Länder, der EURAC und der Stiftung “Bruno Kessler” ab 2017 unter der Federführung der Uni Bozen angeboten werden, um dreisprachiges, euregionales Führungspersonal heranzubilden. Koordiniert wird das Projekt, in das in den kommenden drei Jahren 450.000 Euro fließen sollen, von Präsident Konrad Bergmeister.
Während sich der Vorstand aus den drei Landeshauptleuten der Europaregion zusammensetzt, zählt die Versammlung zwölf Mitglieder, jeweils vier pro Land: Es sind dies die Landtagspräsidenten Bruno Dorigatti, Roberto Bizzo und Herwig van Staa, die Landesräte Richard Theiner, Tiziano Mellarini und Bernhard Tilg sowie die Landtagsabgeordneten Gabriele Fischer (Tirol, Grüne), Sven Knoll (Südtirol, Süd-Tiroler Freiheit) und Giacomo Bezzi (Trentino, Forza Italia).
Euregio schafft Kompetenzzentrum für Umwelt, Ernährung und Gesundheit
Auf die Schaffung eines Kompetenzzentrums für Umwelt, Ernährung und Gesundheit hat sich der Vorstand des EVTZ Europaregion heute verständigt.
Im Rahmen seiner heutigen Vorstandssitzung – bei der ein 2,8 Millionen Euro schwerer Haushaltsvoranschlag genehmigt wurde – haben die Landeshauptleute der Euregio insgesamt 55 Projekten zugestimmt. Dabei haben sie sich auch auf die Einrichtung eines Kompetenzzentrums für Umwelt, Ernährung und Gesundheit verständigt. Dieses soll bei der Stiftung “Edmund Mach” in San Michele im Trentino angesiedelt werden. Damit wird das bestehende Kompetenzzentrum “One Health” in Zusammenarbeit der Universitäten Innsbruck und Hall (UMIT), Trient und Bozen sowie den Sanitätsbetrieben in Trient und Bozen, der Europäischen Akademie (EURAC) in Bozen sowie dem Land- und Forstwirtschaftlichen Versuchszentrum Laimburg in Südtirol weiterentwickelt. Wie heute betont wurde, zeichnet sich die Europaregion durch ein funktionierendes öffentliches Gesundheitssystem, einen relativ gesunden Lebensstil und wissenschaftliche Fortschrittlichkeit im Bereich Umwelt, Ernährung und Gesundheit aus – diese Stärken sollen genutzt werden, um Ernährungsgewohnheiten und Stoffwechselkrankheiten auch im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel besser zu erforschen.
Euregio baut auf Historegio
Die euregionale Geschichtsforschung soll ausgebaut werden. Das heute genehmigte Projekt “Historegio” setzt zudem auf eine stärkere Geschichtsvermittlung.
Eine stärkere Zusammenarbeit der Universitäten Innsbruck, Trient und Bozen in der Erforschung der Regionalgeschichte, die Förderung junger Historiker aus der Euregio, eine ausgebaute Geschichtsvermittlung: Das sind die Zutaten des Projektes “Historegio”, für das der Vorstand der Europaregion heute (19. Oktober) in Castel Toblino grünes Licht gegeben hat. Projektträger sind die Universitäten der Euregio.
“Historegio” ist ein Forschungsbereich, der von den drei Euregio-Universitäten gemeinschaftlich betrieben wird. Eingerichtet wird er am Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen, das für die Abwicklung des Projektes verantwortlich zeichnet.
Die Einrichtung des neuen Forschungsbereiches zielt auf eine Aufwertung der regionalgeschichtlichen Forschung der drei Universitäten ab, die auf eine kooperative Grundlage gestellt wird. Als eine Art mehrsprachiges und grenzüberschreitendes universitäres Modellprojekt soll “Historegio” die regionalgeschichtliche Forschung im Euregio-Raum intensivieren und im mehrsprachigen und grenzüberschreitenden Kontext besser vernetzen. Im Rahmen von “Historegio” sollen zudem vor allem junge Geschichtswissenschaftler gefördert und Forschungsprojekte zu zentralen Themen der Tiroler Regionalgeschichte durchgeführt werden.
Ein Schwerpunkt der euregionalen Geschichtsforschung wurde bereits definiert: Mit Blick auf das Centenaire von 1918/19 wird sich “Historegio” der Geschichte des historischen Tirol in den entscheidenden Jahren zwischen Ende des Ersten Weltkrieges und der Annexion Südtirols beschäftigen. Aber auch andere, bisher wenig erforschte Themen sollen nun angegangen werden, etwa die Frage nach dem regionalen “Nationbuilding”, also den nationalen Gegensätzen, im Raum Tirol im 19. und 20. Jh. und dem technologischen Fortschritt der letzten 200 Jahre und seinen Auswirkungen im Alpenraum.
Neben der Forschungsförderung in einem interuniversitären und mehrsprachigen Umfeld sollen die Initiativen von “Historegio” auch dazu beitragen, die Geschichtsvermittlung für ein beiteres, historisch interessiertes Publikum zu intensivieren. Zusätzlich zur Publikation der Forschungsergebnisse soll Regionalgeschichte über die sozialen Medien verschiedensten Bevölkerungsschichten nahegebracht werden.
Ferner soll der interkulturelle Wissensaustausch durch die Übersetzung regionalgeschichtlicher Publikationen in die jeweils andere Sprache (Deutsch/Italienisch) gefördert werden, um die Bevölkerung der Euregio für die Themen der gemeinsamen Geschichte zu sensibilisieren. In diesem Zusammenhang sind darüber hinaus Vorträge und Geschichtsinitiativen in allen Teilen der Euregio geplant.
Contakt: Euregio-weiter Online-Kulturkalender nimmt Fahrt auf
Der Online-Kulturkalender der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino ist heute von den drei Landeshauptleuten Ugo Rossi, Arno Kompatscher und Günther Platter im Rahmen der Vorstandsitzung des EVTZ Europaregion im Castel Toblino in Sarche vorgestellt worden. Unter http://contakt.europaregion. info können nun alle 1,7 Millionen Bürger der Euregio die Kulturangebote in den drei Ländern auf einen Blick auf ihrem PC, Laptop, Tablet oder Smartphone erfassen und so den Besuch der unterschiedlichsten Kulturveranstaltungen dies- und jenseits des Brenners besser planen.
Mit der so genannten Euregio-Kulturvereinbarung, einem Strategiepapier für eine gemeinsame Kulturpolitik in der Europaregion, haben seinerzeit die fünf Kulturlandesreferenten der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino vereinbart, einen Online-Kulturkalender mit dem Namen “Contakt” auf den Weg zu bringen.
Nun hat das Projekt Form angenommen: Die neue Online-Kulturplattform http://contakt.europaregion. info soll allen Kulturinteressierten der Europaregion einen Überblick über sämtliche kulturellen Veranstaltungen in Tirol, Südtirol und Trentino bieten. Dadurch sollen das gegenseitige Kennenlernen und das Zusammenwachsen der drei Länder über die Grenzen hinweg gefördert werden.
Der Kulturkalender “Contakt” wird von den Kulturveranstaltern der drei Länder der Europaregion gespeist. Daher sind an alle Kultur-Insider aufgerufen, sich einzubringen und den Kalender kontinuierlich zu befüllen. In der Anfangsphase ist “Contakt” daher als “work in progress” zu verstehen, auch wenn der Online-Kulturkalender kontinuierlich aktualisiert und redaktionell betreut wird. Die Kulturveranstalter haben die Möglichkeit, ihre Events auf der neuen Online-Plattform selbst einzutragen. Der Euregio-Online-Kulturkalender profitiert vor allem von den so genannten direkten Schnittstellen zu den Kulturveranstaltern, über welche die einzelnen Events direkt und automatisch ohne zusätzlichen Aufwand übernommen werden können. Das ist für die Kulturveranstalter nicht nur zeit-, sondern auch ressourcensparend.