Von: mk
Moskau – Um von den eigenen Mängeln abzulenken, schaut man am besten dorthin, wo es noch schlechter läuft. Diesen Leitspruch scheint sich die russische Propaganda zu Eigen zu machen.
Weil sich unter anderem die Sanktionen auf die Stromversorgung auswirken, ist es in diesem Winter in ganz Russland vermehrt zu Ausfällen bei Minustemperaturen gekommen. Massive Ausfälle gibt es auch beim Warmwasser und beim Heizen, berichten russische Medien.
Die russische Propaganda lässt sich davon aber nicht beeindrucken, sondern kehrt den Spieß ganz einfach um. In Nachrichtensendungen und Talkshows wird darüber berichtet, wie Menschen in der EU angeblich frieren. Schuld daran sei eine vermeintliche „Energiekrise“.
Doch während Bürger aus Deutschland und Frankreich nur im russischen Fernsehen keinen Strom und keine Heizung haben, leiden die Menschen in Russland wirklich.
"Torture and population destruction" – this is how residents of many regions of Russia describe winter without heating. pic.twitter.com/Tp0AKbkERt
— Anton Gerashchenko (@Gerashchenko_en) January 15, 2024
Immer öfter kommt es zu Versorgungsausfällen. Trotz allem wollen die russischen Behörden Ausgaben für den Wohnungsbau und Instandhaltungsarbeiten von Infrastruktur bis 2025 um 40 Prozent kürzen. Bis 2026 soll es noch einmal Kürzungen um 20 Prozent geben.
Im Oblast Belgorod ist eine Pipeline explodiert. In zwölf Siedlungen gab es keine Heizung und kein warmes Wasser. Die Behörden versprachen, das Problem zu lösen. Mehrere Spezialisten und Technik-Teams seien ausgerückt.
3.000 Menschen saßen in Nishnij Nowgorod aufgrund eines geplatzten Rohrs ohne Zentralheizung in der Kälte. Zwölf Menschen wurden bei der Explosion verletzt.
In der Stadt Lipezk soll sich die Zahl der Gebäude ohne Heizung auf 282 verdreifacht. Rund 50.000 Menschen sind betroffen. Die Temperaturen sinken in der Nacht auf minus 30 Grad. Ursache des Problems ist offenbar ein geplatztes Rohr. Eine Fontäne mit warmem Wasser schoss wie aus Geysiren empor.
Im Dorf Zarechnaya im Oblast Orjol in Zentralrussland ist unterdessen eine Brücke eingestürzt, die nicht repariert wurde. Um ins nächste Geschäft zu gelangen, müssen Menschen den eiskalten Fluss durchqueren. Viele Menschen wechseln die Schuhe und ziehen sich Gummistiefel an. Im Gebiet gibt es auch keinen öffentlichen Nahverkehr.