Verstärkt russische Angriffe in der Region Charkiw

Evakuierungen von Dörfern in der Region Charkiw angeordnet

Dienstag, 16. Januar 2024 | 15:26 Uhr

Von: APA/AFP/dpa

Wegen verstärkter russischer Angriffe haben die Behörden in der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine die Bewohner zahlreicher Dörfer in Frontnähe aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. “Angesichts der Sicherheitslage” werde die Evakuierung der Einwohner aus den Gemeinden Kindraschiwska und Kuryliwska im Bezirk Kupjansk angeordnet, teilte Regionalgouverneur Oleg Synegubow am Dienstag in Onlinediensten mit. Demnach sind mehr als 3.000 Menschen in 26 Orten betroffen.

Zuvor hatten die Behörden einen russischen Angriff auf die ostukrainische Stadt New York in der Region Donezk gemeldet, bei dem mindestens drei Menschen verletzt worden seien. Fünf weitere Menschen seien “wahrscheinlich unter den Trümmern” verschüttet, teilte das Innenministerium in Kiew mit. Es seien zudem sechs dreistöckige Gebäude und fünf Privathäuser zerstört worden.

Vom Ministerium veröffentlichte Fotos zeigten, wie Rettungskräfte in der Nacht auf Dienstag die Trümmer eines offenbar eingestürzten Teils eines Wohnblocks durchkämmten. Nach Angaben des Ministeriums hatte die russische Armee den Ort am Montagabend mit Lenkraketen angegriffen.

Die russischen Streitkräfte teilten ihrerseits mit, mehrere nächtliche ukrainische Drohnenangriffe auf russische Grenzregionen abgewehrt zu haben. Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Dienstag, es seien fünf ukrainische Drohnen zerstört worden. Drei weitere seien über der Region Woronesch und vier weitere Drohnen über der Region Belgorod abgefangen worden. Nach Behördenangaben wurde ein Kind verletzt. Das Mädchen sei von den Trümmerteilen einer abgeschossenen Drohne verletzt worden, die auf sein Wohnhaus gefallen seien, teilte der Regionalgouverneur von Woronesch, Alexander Gussew, mit.

Kiew hatte im Rahmen seiner im Sommer gestarteten Gegenoffensive verstärkt russische Gebiete mit Drohnen angegriffen. Bei ukrainischen Angriffen auf Belgorod Ende Dezember waren 25 Menschen getötet worden. Der ukrainische Angriff folgte auf massive russischen Bombardierungen ukrainischer Städte, bei denen 30 Menschen getötet wurden.

Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums haben weder Russland noch die Ukraine in der vergangenen Woche nennenswerte Fortschritte an der Front gemacht. Russland habe es trotz der Einnahme der Kleinstadt Marjinka im Dezember nicht geschafft, daraus Kapital zu schlagen und entweder westlich Richtung Kurachowe oder südlich Richtung Nowomychajliwka vorzustoßen, teilten die Briten am Dienstag mit.

Moskau hatte im Dezember die Einnahme der Stadt gemeldet. Ukrainischen Militärangaben zufolge wird am Stadtrand weiter gekämpft.

Die Briten schrieben auf der Plattform X (früher Twitter), die Einkesselung der Stadt Awdijiwka bleibe wahrscheinlich derzeit Russlands wesentliches Ziel. Allerdings habe Russland bisher nur sehr begrenzt Gebietsgewinne erzielt, was zudem mit hohen Verlusten an Material und Personal einhergegangen sei.

Der davon nördlich gelegene Ort Stepowe bleibe unter ukrainischer Kontrolle, was die Nachschubroute nach Awdijiwka sichere. “Russische Versuche, die Stadt zu isolieren, sind zumindest in der nächsten Woche unwahrscheinlich”, teilte das Ministerium in London mit. Die Ukraine halte auch ihren Brückenkopf am Fluss Dnipro, um das Gebiet werde wahrscheinlich auch in der nächsten Woche gekämpft werden.

Die Ukraine verteidigt sich seit fast zwei Jahren gegen einen Angriffskrieg Russlands. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seitdem regelmäßig Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.