Von: apa
Die kroatische Präsidentschaftswahl geht in die Stichwahl. Der favorisierte Amtsinhaber Zoran Milanović hat den ersten Wahlgang am Sonntag mit 49,1 Prozent der Stimmen zwar klar gewonnen und damit die für die unmittelbare Wahl nötige absolute Mehrheit von 50 Prozent knapp verfehlt. In der Stichwahl am 12. Jänner trifft der Sozialdemokrat auf Dragan Primorac von der rechtskonservativen Regierungspartei HDZ. Er kam nach Auszählung fast aller Stimmen auf knapp 19,4 Prozent.
Entgegen den Erwartungen war die Wahl am Sonntag spannend verlaufen. Milanović verfehlte den Sieg im ersten Wahlgang, für den eine absolute Mehrheit erforderlich gewesen wäre, nur knapp. Nachwahlbefragungen und auch erste Zwischenergebnisse deuteten auf einen Sieg Milanovićs in der ersten Runde hin. Dies wäre eine große Überraschung gewesen. Sowohl Umfragen als auch Politikexperten hatten eine Stichwahl vorhergesagt. Insgesamt stellten sich acht Kandidaten der Abstimmung um das höchste Amt im Staat.
“Das war der erste Durchgang”, sagte Milanović am Wahlabend mit Blick auf seine Aussage vom Vormittag. Dabei hatte er die Wahl mit einem Skirennen verglichen, das zwangsläufig zwei Durchgänge habe. “Ich bin überzeugt, dass wir unaufhaltsam auf den Sieg zusteuern”, betonte er.
Schlappe für Premier Plenković
Milanović geht mit einem großen Vorsprung vor seinem Herausforderer in die zweite Runde. Das Ergebnis von Primorac wird als schwerer Schlag für Regierungschef Andrej Plenković gewertet. Er habe einen unattraktiven Kandidaten aufgestellt, der offenbar nicht einmal alle HDZ-Wähler überzeugen konnte, lauteten die Kommentare. Laut Angaben der staatlichen Wahlbehörde gewann Milanović in allen Gespanschaften (vergleichbar mit österreichischen Bundesländern) – auch in den Hochburgen der HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft).
“Als Sportler weiß ich, dass dieser Unterschied groß erscheinen kann. Das ist eine Herausforderung für mich”, sagte Primorac am Wahlabend. Nach Primoracs Worten muss Milanović nun aus dem Schatten treten und den Kroaten endlich ein Programm anbieten. “Das ist eine großartige Gelegenheit für Zoran Milanović und mich, eins zu eins aufzutreten. Mal sehen, wer was vertritt”, sagte Primorac. “Morgen beginnt das Rennen von vorne”, zeigte sich unterdessen Regierungschef Plenković vom Sieg seines Kandidaten in zwei Wochen überzeugt.
Milanović, der von der größten Oppositionspartei, den Sozialdemokraten, und mehreren kleineren linken und liberalen Parteien unterstützt wurde, kann in der Stichwahl wohl zusätzlich auf die Unterstützung der links-grünen Partei Možemo zählen. Deren Präsidentschaftskandidatin Ivana Kekin, die mit knapp 8,9 Prozent auf dem vierten Platz landete, rief ihre Wähler noch am Wahlabend auf, im zweiten Wahlgang für den Amtsinhaber zu stimmen.
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