Von: APA/AFP
Zwei Tage nach der verheerenden Explosion mit dutzenden Toten im wichtigsten Containerhafen des Iran hat die Regierung das Unglück mit “Fahrlässigkeit” erklärt. An der Unglücksstelle seien “Mängel” festgestellt worden, unter anderem bei den Sicherheitsvorkehrungen, sagte Innenminister Eskander Momeni am Montag im iranischen Staatsfernsehen. Indes erhöhte sich die Anzahl der Todesopfer auf 65, wie der Gouverneur der betroffenen Provinz Hormosgan im Südiran mitteilte.
Bei der Explosion im Hafen Schahid Radschai waren laut Behörden mehr als 1,000 Menschen verletzt worden. Momeni zufolge waren am Montag rund 100 Menschen weiter in stationärer Behandlung im Krankenhaus. Der Montag wurde zum landesweiten Trauertag erklärt. In Hormosganz gilt seit Sonntag eine dreitätige Trauerzeit.
Verdächtige identifiziert
Im Zuge der Ermittlungen seien bereits Verdächtige identifiziert und vorgeladen worden, sagte der Innenminister weiter im Staatsfernsehen. Die Löscharbeiten am Unglücksort nahe der Stadt Bandar Abbas dauerten an, wie auf Bildern im Staatsfernsehens zu sehen war. Aufnahmen des iranischen Roten Halbmonds zeigten dichten, pechschwarzen Rauch, der weiterhin über niedrig lodernden Flammen an einem Teil des Unglücksorts aufstieg. Das mit dem Iran verbündete Russland entsandte Einsatzkräfte zur Bekämpfung der Flammen.
Nach Angaben der iranischen Zollbehörde war die Explosion am Samstag offenbar durch einen Brand in einem Lager für Chemikalien und Gefahrgut ausgelöst worden. Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, hatte am Sonntag “gründliche” Ermittlungen angeordnet, um “jegliche Fahrlässigkeit oder Absicht aufzudecken”.
Natriumperchlorat explodiert
Die “New York Times” berichtete unter Berufung auf eine Quelle mit Verbindungen zu den iranischen Revolutionsgarden, in dem Hafen sei Natriumperchlorat explodiert. Dabei handelt es sich um einen wichtigen Inhaltsstoff von Festbrennstoff für Raketen. Ein Sprecher des iranischen Verteidigungsministeriums betonte dagegen, in dem Hafen habe es “keinerlei Ladung für militärischen Treibstoff oder militärische Nutzung” gegeben.
Der Hafen Schahid Radschai liegt mehr als tausend Kilometer südlich von Teheran an der Straße von Hormus, durch die rund ein Fünftel der globalen Ölproduktion transportiert wird. Die Explosion ereignete sich während laufender Atomgespräche zwischen dem Iran und den USA im Oman.
Israel, das den Bau einer Atombombe durch den Iran unbedingt verhindern will, lehnt das bisherige Atomabkommen vehement ab, aus dem die USA 2018 ausgestiegen waren. Von einem Sabotageakt sprachen die iranischen Behörden nach der Hafenexplosion aber nicht.
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