Von: mk
Kiew/Moskau – Russen und Ukrainer sind warme Sommer gewohnt, doch ausgerechnet heuer erreichen die Temperaturen in der Ukraine ungeahnte Spitzenwerte – und das mitten im Krieg. Was Kämpfer beider Seiten an der Front im derzeit durchleben, gleicht einem glühenden Martyrium.
Während in der Nacht bis zu 27 Grad Celsius gemessen werden, steigt die Quecksilbersäule untertags auf bis zu 40 Grad. Dazu kommt noch die kräftezehrende Luftfeuchtigkeit.
Die Front im ist im Großen und Ganzen zwar stabil, doch aufgrund der extremen Bedingungen kommen auf die Soldaten neue Herausforderungen zu: Besonders emfpindlich ist die Wasserversorgung. Die Kämpfer müssen aufpassen, dass es nicht zu einer Dehydrierung kommt und dass dem Körper genügend Elektrolyte zugeführt werden.
Lebensmittel verderben in der Hitze schneller, was eine zusätzliche Belastung für die Logistik darstellt.
Doch schon allein das Tragen von Schutzwesten und militärischer Kleidung wird zur Tortur. Die Fahrt in einem gepanzerten Fahrzeug ohne Klimaanlage vermittelt das Gefühl, man sitzt in einem Backofen.
Die Hitze bietet außerdem eine ideale Brutstätte für Fliegen und Mücken, was wiederum die Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten in den engen Schützengräben erhöht. Wer nicht vorsichtig ist, riskiert vorschnelle Erschöpfung und gesundheitliche Probleme, die mitunter tödlich enden können.
Auch die Bedingungen auf dem Schlachtfeld sind schwieriger: Militärfahrzeuge, die sich nähern, sind leichter zu erkennen, weil Staub aufgewirbelt wird, sobald sich die Fahrzeuge in Bewegung setzen.
Dennoch finden Kämpfe statt – etwa in der Gegend von Niu-York im Oblast Donezk im Osten der Ukraine. Dort, aber auch in anderen Gebieten entlang der Front gelingen den Russen derzeit immer wieder kleine Vorstöße.
Die abnorme Hitze erinnert aber auch an ein weiteres Desaster, das der russische Angriff auf die Ukraine mit sich bringt: Die Klimabilanz des Krieges ist verheerend. Innerhalb von 24 Monaten wurden 175 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich in die Luft geblasen, wie aus einer jüngsten Studie hervorgeht. Das entspricht in etwa dem jährlichen Ausstoß von 90 Millionen Verbrennerautos, 260 Kohlekraftwerken mit 200 MW Leistung oder einem Industrieland wie die Niederlande in einem Jahr.
Auch wirtschaftlich hat die Hitze fatale Folgen. Galt die Ukraine einst als Kornkammer Europas, verwandelt sich nun die südliche Region von Cherson nahezu in eine Wüste. Seit die Kachowka-Stauanlage von den Russen zerstört wurde, ist Vegetationsdecke um 85 Prozent zurückgegangen. Auch die Schwarzmeerhalbinsel Krim ist davon betroffen.
1/ A year after the destruction of Ukraine's Kakhovka Dam, vegetation cover in formerly irrigated parts of the southern Kherson region and Crimea has fallen by 85% or more. It's a sign that the former breadbasket region is reverting rapidly to its previous semi-desert state. ⬇️ pic.twitter.com/Lj4LqArQXE
— ChrisO_wiki (@ChrisO_wiki) July 17, 2024
Neben Kriegsverbrechen Russlands gegen die ukrainische Zivilbevölkerung – erst kürzlich erfolgte der Angriff auf ein Kinderkrankenhaus in Kiew – gibt es also auch ökologische Gründe, warum der Krieg in der Ukraine wohl so schnell wie möglich enden sollte.