Von: ka
Terlan – Am Tag nach dem „Unsinnigen“ ist ganz Südtirol geschockt. Gesoffen wurde zur Faschingszeit schon immer, aber das, was am Donnerstag in Terlan geschah , gab es noch nie.
Horden zusammengerotteter Jugendlicher aus allen Landesteilen – die meisten waren kaum mehr als 14 bis 16 Jahren alt – betranken sich auf dem Dorfplatz und vor dem Bahnhof fast bis zum Umfallen. Später am Abend kippten dann mehrere von ihnen um, was einen massiven Einsatz der Rettungskräfte notwendig machte. Später fanden mehrere Gruppen alkoholisierter Jugendlicher auch nichts dabei, die Bahngleise zu stürmen und so den Zugverkehr aufzuhalten. Eine Vielzahl von Ordnungskräften musste einschreiten, um die Gleise wieder zu räumen. Bis dahin bemühten sich immer wieder angepöbelte Feuerwehrleute verzweifelt darum, etwas Ordnung in das Chaos zu bringen.
Am Tag danach rieben sich die Terlaner die Augen. „Ihr Unsinniger“, der vor vielen Jahren als kleiner, aber feiner, dörflicher und traditioneller Faschingsumzug begonnen hatte, entwickelte sich nach und nach zum Publikumsmagneten. 2018 platzte mit 10.000 Besuchern Terlan aus allen Nähten. Nicht wenige davon – leider waren es vor allem Jugendliche – hatten am Umzug selbst wenig Interesse. Ein kollektives Besäufnis hingegen stand ganz oben auf der Hitliste.
Am Freitag war die Katastrophe perfekt. Alkoholisierte Minderjährige schafften es, einen Umzug, in den die Terlaner jedes Jahr viel Herzblut steckten, zu versenken. Faschingskomitee und Bürgermeister konnten nicht anders handeln, als „diesen“ Umzug für 2019 abzublasen. Niemand kann und will für diesen „Fasching“ die Verantwortung übernehmen.
Will der Terlaner „Unsinnige“ überleben, muss er zu seinen Ursprüngen zurückkehren. Weniger Technomusik und mehr Tradition mit skurrilen Wagen und Südtiroler Fasnachtfiguren sind die Devise. Der Egetmann in Tramin und der Perkeo-Umzug in Salurn zeigen die Richtung vor. Ansonsten ist der „Unsinnige“, in den die Terlaner vor allem beim Wagenbau viele Stunden freiwilliger Arbeit investieren, Geschichte.
Und wer sich danebenbenimmt, gehört aus dem Verkehr gezogen. Für die entstandenen Kosten haften im Falle Minderjähriger die Eltern. Wenn sonst nichts hilft, das hilft in Südtirol sicher.