Von: mk
Innsbruck – Zurzeit führt das Institut für Umweltphysik der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg zusammen mit der Abteilung für Verkehrsrecht sowie der Tiroler Polizei Abgasuntersuchungen an Lkw durch. Diese neuartige Messtechnik soll auch über mögliche Abgasmanipulationen weitere Informationen liefern.
„Mit dieser Testreihe wollen wir die Abgaswerte der durch Tirol fahrenden LKW messen. Einige Verdachtsmomente und bereits durchgeführte Studien in Deutschland legen die Annahme nahe, dass viele der EURO VI-Kraftfahrzeuge mit manipulierten Abgasanlagen unterwegs sind und durch den Betrug die Umwelt, die mitbewerbenden Frächter und auch die Steuerzahler massiv schädigen“, erklärt LHStvin und Verkehrsreferentin Ingrid Felipe.
Es geht dabei um gezielte Manipulationen an den Abgasanlagen. Der Großteil der durch Tirol rollenden LKW sind der Güteklasse EURO VI zuzuordnen. Diese haben durch die AdBlue-Technologie den niedrigsten Stickoxidausstoß. AdBlue ist ein Gemisch aus Wasser und Harnstoff und baut die giftigen Stickoxide in den Abgasen ab. Über billige, illegal erworbene und selbsteingebaute Emulatoren im elektronischen System der LKWs kann dies theoretisch verhindert und die Anzeigen des AdBlue-Tanks manipuliert werden. „Durch solche Tricks stoßen Lkw mit vermeintlich hoher EURO-Norm ein Vielfaches des erlaubten Emissionsgrenzwertes aus. Teilweise kann dies dem Abgasniveau der kaum noch fahrenden EURO I-Klasse-Fahrzeugen und des Technologiestandards der 90er Jahre entsprechen“, erläutert LHStvin Felipe.
Derart manipulierte, häufig unter osteuropäischen Flaggen fahrende Fahrzeuge haben die nur knapp 100€ teuren Emulatoren direkt an die Boardelektronik angeschlossen, täuschen die AdBlue-Anwendung vor und verschlechtern dadurch die Abgaswerte der an sich abgasarmen EURO VI-Lkw. Die Frächter können mit dieser Methode pro Lkw zirka ein Drittel der jährlichen Betriebskosten einsparen. Die Universität Heidelberg will mit ihrer mobilen Messmethode, die die Abgaswerte während des Fahrens feststellt, den Schwerverkehr in Tirol überprüfen.
In Polen kontrolliert die Straßenpolizei bei Fahrzeugkontrollen schon seit einiger Zeit erfolgreich die AdBlue-Manipulationen. „Neben der rücksichtslosen Luftverschmutzung ist das natürlich auch Wettbewerbsverzerrung gegenüber den heimischen Frächtern und ein Mautbetrug am Staat“, stellt LHStvin Felipe weitere negative Auswirkungen dieser Methoden fest.
„Für alle an der Studie Beteiligten ist das in Tirol Neuland. Wir wissen nicht, welches Ergebnis am Ende herauskommt. Nur eines ist sicher: Wir werden die richtigen Schlüsse daraus ziehen“, sagt LHStvin Felipe und fügt hinzu: „Sollten die Ergebnisse so alarmierend sein, wie bei den Studien in Deutschland, dann müssen wir entschieden dagegen vorgehen und die Polizei, die technischen Sachverständigen des Landes und den Prüfzug der ASFINAG entsprechend ausrüsten. Zurzeit gibt es weder die technische Ausrüstung, das notwendige Know-how, noch eine rechtliche Handhabe um diesen kriminellen Machenschaften Einhalt zu gebieten.“