Von: sis
Bozen – Am Mittwochabend ist die ordentliche Vollversammlung des Fischereiverbandes Südtirol über die Bühne gegangen, oder besser gesagt über die Schirme. Das Hinauszögern bis in den Juni hinein hat leider nichts gebracht, auch heuer musste die Vollversammlung des Fischereiverbandes schlussendlich digital ausgerichtet werden. Dennoch war die Veranstaltung ein voller Erfolg: die Mitglieder wurden über die Kernthemen der in den vergangenen beiden Jahren geleisteten Verbandsarbeit informiert und der Mehrwert der Fischerei für die Allgemeinheit an einigen Praxisbeispielen konkret aufgezeigt. Auch Landesrat Arnold Schuler hat in seinen Grußworten der bisher geleisteten Verbandsarbeit seinen Respekt gezollt und einige Schwerpunkte des sich in Ausarbeitung befindlichen neuen Fischereigesetzes vorgestellt.
In Südtirol besitzen ca. 14.000 Angler eine gültige Fischereilizenz. Die größte Vertretung der Fischerei im Lande ist der Fischereiverband Südtirol, der die Interessen von rund 135 Bewirtschaftern, Vereinen und Fischereirechtsinhabern vertritt. Als Dachverband sieht der FVS, neben der Vertretung der Interessen seiner Mitglieder, seine prioritäre Aufgabe im aktiven Lobbying für den Gewässerschutz sowie in der Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Vielfalt an heimischen Fischarten in den Gewässern unseres Landes. Dieses übergeordnete Allgemeininteresse ist im Statut des FVS verankert und auch bei seinen Mitgliedern aus tiefer Überzeugung heraus legitimiert, da eine funktionierende Fischerei sich mittel- und langfristig nur an voll funktionsfähigen Gewässern entwickeln, etablieren und halten kann.
In seiner Rede hat Verbandspräsident Heiss vor allem die Daseinsberechtigung der Fischerei in der sich wandelnden Gesellschaft herausgearbeitet und seine Mitglieder zu mehr Selbstbewusstsein im Auftritt nach außen angehalten. Die Fischerei ist laut Heiss jene Nutzungsgruppe, die tagtäglich draußen am Gewässer steht, im direkten Kontakt mit der Natur, und als erste mitbekommt, wenn etwas nicht stimmt. Probleme, die sich langsam anbahnen, wie die langfristigen Konsequenzen von Stauseespülungen oder die stetige Zunahme des Kormorans, werden von den Fischern bereits wahrgenommen, lange bevor sie auf dem Radar einer Fachbehörde erscheinen.
Der Wert der Ressource Wasser und die Intensität der Verteilerkämpfe um sie wird die nächsten Jahre weiter zunehmen. Laut dem Verbandspräsidenten hat die Fischerei dabei argumentativ einen entscheidenden Vorteil gegenüber den anderen direkten Interessensgruppen im Bereich Wasser: Die Fischerei ist „Trittbrettfahrerin“ einer intakten Natur. Je besser es den aquatischen Lebensräumen geht, desto besser geht es den Fischen und somit den Fischern. Es gibt schlicht keine bessere Fischerei als jene in einem natürlichen System. Andere Akteure, wie etwa die Wasserkraft, sind hingegen in einer gegenläufigen Abhängigkeit ihrer Beziehung zur Natur gefangen: geht es z.B. den Kraftwerksbetreibern besser, geht es zugleich den Gewässerökosystemen schlechter; denn mehr Wasser auf den Turbinen bedeutet gleichzeitig weniger Wasser in den Bächen und Flüssen.
Die Fischer mutieren somit laut Heiss in der heutigen Zeit zu den wichtigsten Anwälten für all das, was unter der Wasseroberfläche passiert. Damit decken sich der Anspruch und das Selbstverständnis des FVS in weiten Teilen mit der Erwartungshaltung der Gesellschaft gegenüber Nutzern von natürlichen Ressourcen.
Auch innerhalb der Fischerei findet ein bedeutender Wertewandel statt, weg von der reinen Fischentnahme-Mentalität hin zur Naturverbundenheit durch Aktivitäten in einer möglichst natürlichen Umgebung. Dieser Wandel innerhalb der Fischerei wirkt nochmals als Katalysator. Um den Veränderungen innerhalb der Gesellschaft Rechnung tragen zu können und die Interessen von Gewässerschutz und Fischerei im Spannungsfeld der steigenden Ansprüche der restlichen Nutzer der aquatischen Umwelt bestmöglich zu vertreten, muss der Fischereiverband in die Lage versetzt werden, professioneller agieren zu können, ist der Verbandspräsident überzeugt.
Landesrat Schuler hat in seiner Rede ebenfalls lobend anerkannt, dass die Fischerei mit ihrem ehrenamtlichen Engagement einen sehr wertvollen Beitrag für die Allgemeinheit leistet. Außerdem hat er angekündigt, dass im – sich in Ausarbeitung befindlichen – neuen Fischereigesetz die Aspekte des Schutzes der Wasserlebensräume, der Förderung und Erhaltung der heimischen Fisch- und Krebsarten sowie der Trend hin zu einer nachhaltigen Fischerei mit Wildfischbeständen vermehrt zur Geltung kommen wird. Außerdem soll die Rolle des auf dem Landesgebiet repräsentativsten Fischereiverbandes gestärkt und gesetzlich verankert werden.