Von: Ivd
Bozen – Der Flächenverbrauch in Südtirol steigt weiter und bringt die Klimaziele des Landes in Gefahr. Laut der italienischen Umweltagentur ISPRA wurden in Südtirol im Jahr 2023 weitere 71,11 Hektar versiegelt. Damit beträgt die versiegelte Fläche mittlerweile 20.253 Hektar, was ca. 2,74 Prozent der gesamten Landesfläche und fast der Hälfte des potenziell besiedelbaren Gebiets entspricht. Erfreulich: In rund der Hälfte der Gemeinden gab es keine Zuwächse und acht Gemeinden können sogar einen Rückgang der versiegelten Fläche vorweisen.
Trotz einiger Lichtblicke würden die Zahlen zeigen, „dass wir beim Flächenschutz noch viel zu tun haben“, mahnte Andreas Schatzer, der Präsident der Plattform Land, an. „Der kontinuierliche Anstieg versiegelter Flächen verschlechtere die Lebensqualität, reduziere den Lebensraum für Pflanzen und Tiere und erhöhe das Risiko von Hochwasser. Zudem würden das Klima und die Landwirtschaft belastet. Das Aufheizen von Städten, die Verschlechterung der Bodenqualität und die mangelnde Grundwasserneubildung sind nur einige der Folgen. Grünflächen hingegen regulieren das Klima bieten Erholungsmöglichkeiten. Wir müssen jetzt handeln, um unsere Landschaft und die Lebensgrundlage künftiger Generationen zu schützen.“
Leerstände nutzen und entsiegeln
Um die im „Klimaplan Südtirol“ definierten Ziele, wie eine deutliche Reduzierung des Flächenverbrauchs, zu erreichen, fordert Matthias Bertagnolli, Geschäftsführer der Plattform Land, ein konsequenteres Vorgehen: „Flächenrecycling ist der Schlüssel. Wir müssen brachliegende und leerstehende Gebäude wieder nutzbar machen, anstatt weitere Flächen zu versiegeln.“ Die laufenden Leerstandserhebungen im Rahmen der Gemeindeentwicklungsprogramme bieten dafür eine wertvolle Grundlage. „Die Gemeinden haben jetzt die Chance, ihre Flächennutzung zu überdenken und nachhaltige Lösungen umzusetzen. Das Ziel muss ein, unseren begrenzten Raum intelligent und zukunftsorientiert zu nutzen. Sanieren muss immer günstiger sein als ein Neubau auf der grünen Wiese“, so Schatzer.
Entwicklung des Flächenverbrauchs gibt keine Entwarnung
Die langfristigen Daten zeigen eine wechselhafte Entwicklung des Flächenverbrauchs. Zwischen 2006 und 2012 wurden jährlich etwa 40 Hektar versiegelt. Von 2012 bis 2015 stieg der jährliche Verbrauch auf über 100 Hektar – die intensivste Phase der Flächeninanspruchnahme. Seit 2018 liegt der Zuwachs stabil bei etwa 75 Hektar pro Jahr. „Trotz dieser Stabilisierung bleibt die Gesamtentwicklung alarmierend, da die versiegelte Fläche kontinuierlich anwächst“, so der Südtiroler Bauernbund.
Einige Gemeinden stechen mit einem Flächenverbrauch von bis zu sechs Hektar besonders hervor. Erfreulich sei hingegen, dass es in rund der Hälfte der Gemeinden keine Zuwächse gab. In acht Gemeinden – Salurn, Jenesien, Mühlwald, Kastelbell-Tschars, Innichen, Schlanders, Tiers und Sexten – wurde sogar ein Rückgang gemeldet.
Die Plattform Land appelliert, dem Flächenverbrauch entschlossen entgegenzuwirken. „Nur durch nachhaltige Flächennutzung und die Wiederbelebung von Leerständen können die ehrgeizigen Ziele für Klimaschutz und Lebensqualität erreicht werden“, so die Betreiber abschließend.
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