Von: mk
Bozen – Am Samstag, den 25. September findet in Bozen der „Action Day Frauenmarsch – Donne in marcia“ statt, mit einem Marsch durch die Stadt (ab 9.30 Uhr) und im Anschluss mit einer performativen Kunstinstallation (ab 10.30 Uhr). Damit soll ein sichtbares Zeichen gegen jede Form von Diskriminierung, Benachteiligung und Gewalt gegen Frauen gesetzt werden. Zur Initiative zusammengefunden haben sich zahlreiche Südtiroler Feministinnen aus den unterschiedlichsten Bereichen, die nun dazu aufrufen, am „Action Day“ teilzunehmen, ihn mitzugestalten und die Forderungen nach einer gerechteren Gesellschaft für alle weiterzutragen.
„Wie schwach ist eine Justiz, wie kaputt eine Demokratie, wie resigniert eine Zivilgesellschaft, wie krank ein System, in dem in den letzten zwölf Tagen neun Frauen ermordet wurden? Getötet, weil sie Frauen waren. So viel zur gesamtstaatlichen Gesellschaftsdiagnose, die auch Südtirol nicht verschont. Peinlich wegschauen gilt nicht! Wir sind es leid, dass der 8. März und der 25. November herhalten müssen, um Frauen öffentlich zu beweinen oder sie solidarisch zu umarmen. Jeder Tag ist ein feministischer Tag. Auch darum wurde der 25. September gewählt: kein Jubiläum, kein Jammertal-Anlass, eben ein Tag wie jeder andere, an dem Ungerechtigkeiten benannt, Widerstand geleistet und Handlungsbedarf konkretisiert werden müssen. Nachdem Reförmchen bisher unzureichend waren“, erklären die Organisatorinnen.
Anlass für den Aktionstag geben die unzähligen noch bestehenden Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen in allen Lebensbereichen, die Benachteiligung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts, die zunehmende Gewalt gegen Frauen, die alarmierend hohen Zahlen der in Frauenhäuser Schutzsuchenden und nicht zuletzt die immer länger werdende Liste jener Frauen, die Gewalt nicht überlebt haben. Dieser Tendenz gilt es nun entschieden gemeinsam entgegenzuwirken. Der „Action Day Frauenmarsch – Donne in marcia“ gibt die Gelegenheit, die Stimme zu erheben und sich entschlossen gegen jede Form von Sexismus und Ungerechtigkeit aufzulehnen, denen Frauen in Südtirol tagtäglich begegnen. Diese Sexismen beginnen mit der Abwertung und Geringschätzung von Mädchen und Frauen und reichen vom Gender (data/pension/pay) Gap bis hin zu den strukturellen Barrieren, die Frauen daran hindern, Führungspositionen zu übernehmen. Siehe auch Ziel fünf der 17 UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung: Alle weiteren sozialen Ziele bauen darauf auf.
Das Programm – ein Marsch, eine Stuhl-Installation und die aktive Beteiligung von Vereinswelt und Zivilgesellschaft
Der Frauenmarsch startet um 9.30 Uhr in der Schlachthofstraße 38/Nähe Cineplexx und zieht, angeführt von den Trommlerinnen Sissamba und Max Castlunger durch die Straßen des Bozner Zentrums: von der Schlachthofstraße über die Loretobrücke, den Verdiplatz, die Kapuzinergasse, die Poststraße bis zum Waltherplatz.
Kurz vor 10.30 Uhr wird mit der Ankunft am Waltherplatz gerechnet, wo die Stühle der Installation „On Remembrance“ am Platz positioniert werden. Mit dem Aufruf „Bring deinen eigenen Stuhl mit!“ soll die Installation von Laura Volgger auf dem Waltherplatz wachsen, spontan im Lauf des Tages. Auf diesen Stühlen prangen nicht nur die Namen der Opfer von Femiziden in Südtirol, sondern auch Forderungen, Slogans und gesamtgesellschaftliche Anliegen.
Zwischen 10.30 und 18.00 Uhr wird es Aktionen und Flashmobs von verschiedenen Frauenvereinen, -organisationen oder engagierten Einzelpersonen geben, die den Unmut und den Wunsch nach dringender Veränderung der Südtiroler Gesellschaft aus der jeweiligen Sicht darstellen. Mit dabei ein großer Teil der Jugend- und Kulturarbeit, das Frauennetz in den Gewerkschaften, die interkulturelle Mediation, die Gewaltprävention und Frauenhäuser bis hin zu einschlägigen feministischen Vereinen und Frauen-Organisationen.
„Der kollektive Drang nach Paradigmenwechsel versteht das Patriarchat als toxisch und betrachtet alle, selbst Männer, nicht nur als Nutznießer, sondern auch als Opfer eines ungerechten und lähmenden Systems. Alle Feministinnen und Feministen sollen im Kampf gegen ungerechte und zutiefst menschenverachtenden Gewohnheiten und Normen vereint werden zu einer Graswurzelbewegung: überparteilich, laizistisch und inklusiv. Was wir wollen ist eine gerechte/re Gesellschaft für ALLE“, heißt es im Manifest vom Frauenmarsch 2021.
Der Aufruf für den 25.9.2021 erfolge an „alle Frauen, Männer und nicht binären Menschen, egal welcher Couleur – weltanschaulich, politisch, religiös, sexuell – und egal welcher Hautfarbe, Herkunft und Klasse“.
„Wir fordern Grundrechte ein: dass Mädchen und Frauen sich sicher fühlen und frei entfalten können, daheim und überall“, so die Organisatorinnen.
Auf der Veranstaltung herrschen Regeln zum Schutz vor Covid-19: Mundschutz und Abstandsregeln sollen während des Marsches genauso wie während der Aktionen am Waltherplatz eingehalten werden.