Von: mk
Bozen – Der Landesbeirat für Chancengleichheit spricht sich für angemessene Vertretung der Frauen in der Regionalregierung aus und fordert Taten statt leerer Worte. Eine Frau sei nicht genug, heißt es in einer Aussendung
Die Frauenquote sei kein „Nice-to-have“, sondern eine dringend benötige Maßnahme, um echte Gleichberechtigung zu erreichen. Frauen machen mehr als 50 Prozent der Bevölkerung aus und dennoch seien sie in politischen Entscheidungsträgerpositionen systematisch unterrepräsentiert, so der Landesbereit.
„Eine Demokratie lebt von der Vielfalt ihrer Stimmen. Die politische Landschaft wird durch die Perspektiven der Menschen geformt, die sie vertreten – und es ist offensichtlich, dass eine einseitig männlich dominierte politische Struktur nicht die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln kann. Wenn Frauen nicht ausreichend in politischen Entscheidungsprozessen vertreten sind, fehlen wichtige Perspektiven. Themen wie soziale Gerechtigkeit, Gleichstellung und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – Themen, die Frauen in besonderem Maße betreffen – werden häufig nicht ausreichend beachtet oder prioritär behandelt. Eine gesetzliche Frauenquote stellt sicher, dass Frauen auf allen politischen Ebenen gleichwertig vertreten sind und ihre Anliegen in die politische Diskussion eingebracht werden“, erklärt Ulrike Oberhammer, die Präsidentin des Landesbeirats.
Die Frauenquote habe eine enorme Symbolkraft. „Wenn junge Mädchen und Frauen sehen, dass es in der Politik realistische Chancen für sie gibt, sich in Führungspositionen zu etablieren, verändert das ihre Wahrnehmung und ihr Selbstverständnis“, so der Landesbeirat. Ein politisches System, das Frauen in Verantwortung bringt, setze ein starkes Signal für die nächste Generation: „Auch du kannst an der Spitze stehen“. Vorbilder seien ein entscheidender Motor für gesellschaftlichen Wandel. „Die Quote stellt sicher, dass diese Vorbilder in der Politik sichtbar werden und anderen Frauen den Mut geben, ebenfalls politische Karrieren zu verfolgen“, so Oberhammer.
Der Proporz werde in Südtirol ohne Weiteres akzeptiert – die Frauenquote werde jedoch als Hindernis wahrgenommen. Es sei naiv zu glauben, dass sich die Gleichstellung von Frauen in der Politik „von selbst“ einstellen werde. „Frauen haben in vielen Bereichen nach wie vor strukturelle Benachteiligungen zu überwinden. Das betrifft nicht nur den Zugang zu politischen Ämtern, sondern auch den Zugang zu Bildung, Netzwerken und finanziellen Ressourcen. Eine Quote stellt sicher, dass Frauen auch in einer strukturell ungerechten Welt die gleichen Chancen wie Männer erhalten, ihre Fähigkeiten in der Politik einzubringen. Sie ist ein notwendiger Schritt, um diesen institutionellen Ungleichgewichten entgegenzuwirken und auf Dauer echte Gleichstellung zu erreichen“, erklärt der Landesbeirat
Laut Oberhammer ist die Frauenquote nicht ungerecht. „Die wahre Ungerechtigkeit liegt nicht in der Quote, sondern in der systematischen Benachteiligung von Frauen, die über Jahre, wenn nicht Jahrhunderte hinweg politisch marginalisiert wurden. Die Quote ist auch keine Maßnahme, um Männer zu benachteiligen, sondern ein Ausgleich für die jahrelange Ungleichbehandlung von Frauen. Es geht darum, ein System zu schaffen, das allen Geschlechtern gleiche Chancen und Möglichkeiten bietet, in politischen Ämtern mitzuwirken und um eine gleichberechtigte, moderne und zukunftsfähige Demokratie“, so die Beiratspräsidentin. Die Politik müsse sich deshalb ändern, damit Frauen ermutigt würden, sich aktiv zu beteiligen und nicht befürchten müssten, öffentlich an den Pranger gestellt zu werden.
Im Gleichstellungsaktionsplan “Æquitas” heißt es dazu als Leitsatz des Handlungsfeldes “Beteiligung”: “Frauen und Männer sind gleichberechtigt in politischen Gremien vertreten, an Entscheidungsprozessen auf Augenhöhe beteiligt und gestalten das politische und gesellschaftliche Leben aktiv mit.” Um dies umsetzen zu können, brauche es auch eine starke weibliche Vertretung in allen politischen Gremien, sind die Mitglieder des Landesbeirates für Chancengleichheit für Frauen überzeugt. „Denn es gibt viele Männer, die in politischen Ämtern sitzen, die weniger qualifiziert sind als die Frauen, die dort nicht sitzen dürfen“, erklären Oberhammer und ihre Stellvertreterin Nadia Mazzardis.
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