Von: ka
Rom/Bozen – Der Schreiber dieser Zeilen hatte dem Ruhenden Pol und Freund Südtirols bereits einen Nachruf auf seine Amtszeit als italienischer Staatspräsident gewidmet.
Aber es kam ganz anders. Nachdem die untereinander zerstrittenen Parteien sieben Wahlgänge lang einen Kandidaten nach dem anderen verbrannt hatten, blieb ihren „Parteiführern“ nicht mehr anderes übrig, als den scheidenden Präsidenten Sergio Mattarella darum zu bitten, sich für eine zweite Amtszeit bereit zu erklären. Da er erkannte, dass Italien in seiner derzeitigen Verfassung ohne ihn und Ministerpräsident Mario Draghi in eine tiefe Krise stürzen würde und politische Persönlichkeiten seines Formats sich nicht ihrer Verantwortung entziehen können, sagte er zu.
Gerade mit Blick auf die vergangene Woche, als Zerstrittenheit, Heckenschützen, geheime Absprachen und wüster Streit einmal mehr belegten, dass viele Politiker und Parlamentarier dazu unfähig sind, das Wohl des Landes vor dem eigenen Machthunger zu stellen, zeigt, dass Italien nichts Besseres passieren konnte als ein Weiterarbeiten des bewährten Tandems Sergio Mattarella-Mario Draghi. War der Ministerpräsident manchmal in gefährliches Fahrwasser geraten, hatte der Staatspräsident immer seine schützende Hand über ihn gehalten.
Gerade in der Corona-Notlage hatte sich das Tandem bewährt. Mit einem starken Wirtschaftswachstum und der Schaffung neuer Arbeitsplätze ist das Land jetzt dabei, die Früchte der erfolgreichen Politik, zu der auch ein hart geführter Kampf gegen Corona gehört, zu ernten. Eine Krise hätte riskiert, Italien erneut zurückzuwerfen.
Durch alle vergangenen sieben Jahre hindurch hatte Sergio Mattarella auch immer wieder bewiesen, für die Anliegen des Landes immer ein offenes Ohr zu haben. Zum Wohle Südtirols hatte er zusammen mit seinem österreichischen Amtskollegen Alexander Van der Bellen viele Brücken gebaut. Damit ist die Präsidentenwahl in Rom auch für Südtirol ein Gewinn.