Von: mk
Bozen – Das Elternsein ist für viele Familien mit vielfältigen, neuen Herausforderungen verbunden. Das Forschungsprojekt “Frühe Hilfen Südtirol” hat das bestehende Hilfsangebot für Eltern mit Säuglingen oder Kleinkindern mit Schwierigkeiten beleuchtet. Die am heutigen Montag vorgestellten Forschungsergebnisse zeigen auf, dass es eine verstärkte Vernetzung der “Frühen Hilfen” in Südtirol, eine Einbettung der aktuellen Dienste in ein umfassendes Gesamtkonzept und eine bessere Information über die verschiedenen Angebote braucht, um Familien in belastenden Situationen angemessen und zeitgerecht sowie möglichst wohnortnah und bedarfsorientiert zu unterstützen.
Stocker: “Das Miteinander stärken, um Familien besser zu unterstützen”
Welche Hilfsangebote und Initiativen gibt es für Eltern und ihre Kinder bis zum dritten Lebensjahr in belastenden Situationen? Was brauchen betroffene Familien für eine frühe und rechtzeitige Unterstützung? Wie können bestehende Angebote und Netzwerke besser koordiniert und die “Frühen Hilfen” in Südtirol weiterentwickelt werden? Mit diesen und weiteren Fragen hat sich das Forschungsprojekt “Frühe Hilfen Südtirol” in den vergangenen zwei Jahren auseinandergesetzt. “Es ist ein Projekt, das über viele Bereiche bereits umgesetzt ist”, erinnerte Sozial- und Gesundheitslandesrätin Martha Stocker in diesem Zusammenhang beispielsweise an das unlängst vorgestellte Betreuungsmodell “Rund um die Geburt”, das in das Gesamtangebot mit einfließen müsse. “Es geht darum, das Miteinander zwischen verschiedenen Dienstleistern zu stärken, um Eltern in herausfordernden Situationen besser zu unterstützen”, so Stocker. Die Direktorin des Landesamtes für Kinder- und Jugendschutz und Inklusion Petra Frei betonte, dass es ein stärkeres System brauche, “das in enger Vernetzung zwischen den Bereichen Gesundheit, Soziales und Bildung eine verbesserte Betreuungskontinuität schafft und durch zeitnahe und niederschwellige Angebote auf Familien mit Betreuungsbedarf aufmerksam wird”, so Frei. “Die große Herausforderung ist es nun, die Ergebnisse des Forschungsprojektes ‘Frühe Hilfen Südtirol’ mit dem neuen Betreuungsmodell ‘Rund um die Geburt’ zusammenzubringen, um eine gute Versorgung und Hilfe für junge Familien zu bieten”, betonte der Pflegedirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes Robert Peer.
Ladurner: “Investitionen in die frühe Kindheit beugen späteren Schwierigkeiten vor”
Christa Ladurner von der Stiftung Forum Prävention ging in ihrer Präsentation auf das praxisnahe Forschungsprojekt ein, bei dem neben einer Literatur- und Internetrecherche auch verschiedene Erhebungen zu Best-Practice-Modellen, Befragungen von Eltern und Mitarbeitern in den Sprengeln sowie verschiedene Workshops stattgefunden haben. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Eltern einen Ausbau der Unterstützung von außen wünschen und häufig Schwierigkeiten haben, die richtigen Informationen, Angebote und Dienste ausfindig zu machen. “Eine kontinuierliche Begleitung zuhause wäre sehr wichtig”, erklärte Ladurner zur Elternbefragung. Die befragten Fachkräfte hingegen wiesen auf die Notwendigkeit eines guten Angebotes für alle Familien hin, um Eltern mit Schwierigkeiten besser zu erreichen. Neben dem Aufholbedarf bei niederschwelligen Angeboten verwiesen die Interviewpartner auf “viel Nichtwissen über andere Bereiche.” Es braucht daher laut Ladurner bedürfnisnahe Angebote, neue Rahmenbedingungen für Familien in Südtirol, ein möglichst einheitliches System für das ganze Land und eine ehrenamtliche Ergänzung der Angebote durch die Zivilgesellschaft, “denn nicht alles kann von professionellen Diensten abgedeckt werden.” Auf jeden Fall lohne es sich, in die frühe Kindheit zu investieren um späteren Schwierigkeiten vorzubeugen.
“Frühe Hilfen: Chance für die gesunde Entwicklung von Kindern”: Tagung am 23. November
Der “Frühe Hilfen Südtirol – Kurzbericht” fasst die zentralen Ergebnisse des Forschungsprojekts übersichtlich zusammen. Diese werden bei der Tagung am 23. November 2016 “Frühe Hilfen: eine Chance für die gesunde Entwicklung von Kindern” gemeinsam mit namhaften Referenten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien sowie verschiedenen Diensten und Einrichtungen vertieft.
Träger des Forschungsprojektes sind die Landesabteilung Soziales sowie die Stiftung Forum Prävention in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb, der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe “Claudiana” und der Freien Universität Bozen unter Einbeziehung der Landesabteilung Gesundheit, der Familienagentur des Landes und der Koordinierungsstelle für Integration.