Von: mk
Bozen – Technologieoffenheit – ein Begriff, der im Bereich des Südtiroler öffentlichen Personennahverkehrs in letzter Zeit immer öfter auftaucht. Nicht nur Batterien, sondern auch der Wasserstoffantrieb mit Brennstoffzellen oder die Umrüstung von Dieselmotoren auf Wasserstoffantrieb sollen ausgebaut werden. Hauptsache grün. Aber leider sind diese Systeme nicht gleichwertig in ihrer Umweltbilanz. Dies erklärt zumindest der Klima Club Südtirol in einer Aussendung.
Der klare Kurs in Richtung batterieelektrischer Mobilität sei mittlerweile so gut wie bei allen Automobilherstellern klar erkennbar. Die Kundennachfrage bestätige diese Entwicklung mit jährlich steigenden Zulassungszahlen von batterieelektrischen Fahrzeugen.
Technologieoffenheit bedeutet aber, neben batterieelektrischer Mobilität auch andere mögliche Antriebskonzepte wie Wasserstoff und E-Fuel zu fördern. E- Fuels und Wasserstoff-Treibstoffe haben dabei einen großen Vorteil: Wir müssen unser Verhalten nur geringfügig umstellen und aktuelle Tankstellennetze können erhalten bleiben. Das klingt im ersten Moment sehr vielversprechend. Die Effizienz der E- Fuels und Wasserstoff-Treibstoffe im Bereich der Mobilität sind laut Klima Club Südtirol jedoch leider eine Sackgasse.
„Der gesamte Herstellungsprozess der E- Fuels und Wasserstoff-Treibstoffe bis zum Antrieb auf der Straße ist sehr ineffizient: Diese Ineffizienz lässt den Strombedarf besagter Technologien praktisch explodieren. Man geht bei E- Fuels und Wasserstoff-Treibstoffen von einem drei- bis fünfmal so hohen Strombedarf wie bei einer batteriebetriebenen Fahrzeugflotte aus. Dieser Strom muss aus erneuerbaren Energien stammen, somit muss auch die drei- bis fünffache Menge an erneuerbaren Energien dafür bereit gestellt werden“, warnt der Klima Club Südtirol.
Den grünen Wasserstoff heute bei der Elektrifizierung der Gebäudeheizungen und der Mobilität einzusetzen, würde paradoxerweise zu einer weiteren Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen führen, was wiederum die Klimaziele gefährde. Die wertvollen Wasserstoff-basierten Brennstoffe sollten prioritär für jene Anwendungen eingesetzt werden, für die sie unverzichtbar sind: Teile der chemischen Produktion, Stahlerzeugung, Langstreckenflüge und möglicherweise einige industrielle Hochtemperaturprozesse. „Mit dem aktuellen italienischen Strom-Mix würde die Verwendung von Wasserstoff-basierten Kraftstoffen in Bussen, Lastwagen oder Flugzeugen zudem mehr Ausstoß von Treibhausgasen verursachen als die Verwendung fossiler Kraftstoffe“, so der Klima Club Südtirol.
Die Frage nach der nachhaltigsten Antriebsform für die Mobilitätswende sei entschieden. Mit batteriebetriebenen Fahrzeugen sei es möglich umweltfreundlich, effizient und günstig zu fahren, mit E-Fuels oder Wasserstoff sei das wesentlich schwieriger. „Die Meinung, dass diese vollkommen verschiedenen Antriebskonzepte in Zukunft dieselbe Chance haben, wird von vielen Experten stark angezweifelt“, so der Klima Club Südtirol.
Technologieoffenheit in diesem Bereich würde für Südtirol demnach bedeuten, dass hohe öffentliche Förderungen in eine ineffiziente Technologie (z. B. Umrüstung von dieselbetriebenen Bussen in Wasserstoff-Busse sowie Ankauf von neuen Wasserstoff-Bussen) investiert werden, die sich nach Meinung der meisten Experten niemals durchsetzen werde. Die entsprechenden öffentlichen Gelder würden dann wiederum an Stellen fehlen, die für die Erreichung der Klimaziele signifikant sein könnten, warnt der Klima Club Südtirol.