Von: luk
Bozen – Stand Februar 2025 (Quelle ASTAT) hat die Zahl der in Südtirol gemeldeten Gästebetten (ohne Zweitwohnungen) die Marke von 260.000 geknackt. Der Heimatpflegeverband zieht ein bitteres Fazit und spricht von einem gescheiterten Bettenstopp: “Hotellerie und Parahotellerie haben seit fünf Jahren um fast 30.000 Betten zugelegt. Die mit Änderung des Gesetzes ‘Raum und Landschaft’ am 21. Juli 2022 vom Landtag vorgesehene und mit Verordnung vom 13. März 2022 in Kraft gesetzte Bettenobergrenze ist nicht in Sicht. Der vom Landestourismuskonzept angepeilte ‘Bettenstopp’ hat sich in sein Gegenteil verkehrt.”
Und weiter: “Die großzügige, doch unnötige Verteilung von 8000 ‘Vorschussbetten’, die Nachmeldung von gut 17.000 beliebig eingesetzten Betten außerhalb der Lizenz, die Umsetzung von Hotelprojekten, die bis 2020 genehmigt worden waren, haben dieses unglaubliche Bettenwachstum befeuert.” Als sozialpolitisch besonders schädlich könne man das rasante Anwachsen der touristischen Kurzzeitvermietung (Airbnb u.a.) betrachten, wodurch in urbanen Zentren den einheimischen Mietwohnungsinteressierten direkt wertvoller Wohnraum entzogen werde. Weitere Betten werden bis 2026 dazukommen, weil die entsprechenden Tourismuszonen schon genehmigt worden sind, warnt der Heimatpflegeverband.
„Damit ist die Regelung zur Einbremsung des Bettenwachstums von 2022 gescheitert,“ mahnt die Obfrau des Heimatpflegeverbandes Claudia Plaikner, „wir können nicht hinnehmen, dass die Politik dies billigend in Kauf nimmt und keine Obergrenze in Sicht ist.“ Mit dem Bettenwachstum sei nämlich eine weitere Steigerung der Gästeankünfte vorprogrammiert.
Plaikner rechnet vor: “Wenn 260.000 Betten zum aktuellen jahresdurchschnittlichen Auslastungsgrad (40,8 Prozent) genutzt werden, führt dies bei der derzeitigen durchschnittlichen Aufenthaltsdauer der Gäste (4,2 Tage) in Kürze zu 9,21 Millionen Ankünften im Jahr. Die öffentlich finanzierte Tourismuswerbung im Verbund mit der betrieblichen Werbung würden alles daransetzen, diese schon bereitgestellten Betten auch zu füllen. Noch mehr Ankünfte von Gästen führen direkt zu noch mehr Verkehrsbelastung, noch mehr Energieverbrauch, noch mehr Überfüllung und mehr klimabelastenden CO2-Emissionen.”
„Diese durch politische Fehlentscheidungen herbeigeführte Entwicklung,“ betont Heimatpflege-Obfrau Claudia Plaikner, „steht in direktem Gegensatz zur Nachhaltigkeitsstrategie des Landes.“
Da der touristische Freizeitverkehr in Südtirol mindestens 26 Prozent des Gesamtverkehrs ausmacht, rücke die vom Mobilitätsplan 2035 angestrebte Senkung des motorisierten Individualverkehrs in weite Ferne. Die Heimatpfleger verweisen auf ein weiteres wichtiges Ziel des Klimaplans und des Gesetzes Raum und Landschaft: “Man will die Netto-Neuversiegelung bis 2040 auf null senken. Wenn in wenigen Jahren Kubatur für bis zu 35.000 Betten neu auf die grüne Wiese gebaut wird, sei ein solcher Plan das Papier nicht wert, auf dem er geschrieben wurde.”
Der Heimatpflegeverband fordert deshalb eine “sofortige Revision der Bettenstoppverordnung von 2022, die Einschränkung der touristischen Kurzzeitvermietung von Wohneinheiten und ein Moratorium des Baus neuer Bettenkapazitäten”.
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