„Ich bin weiterhin grundlos glücklich“ 

Für Wirth Anderlan ist Austritt von Colli „schwer nachvollziehbar“

Mittwoch, 23. Oktober 2024 | 08:34 Uhr

Von: mk

Bozen – Die bei der Südtiroler Landtagswahl im vergangenen Jahr neu in das Landesparlament eingezogene Liste “JWA” des als Corona-Maßnahmenkritikers bekannt gewordenen Jürgen Wirth Anderlan sieht sich mit einem personellen Aderlass konfrontiert. Anderlans Landtagskollege Andreas Colli erklärte am Mittwoch, die gemeinsame Fraktion zu verlassen und künftig als “freier” Abgeordneter tätig zu sein. Somit bleibt von “JWA” nur mehr Anderlan im Landtag über.

Als Grund für den nunmehrigen Schritt gab Colli, früherer Bürgermeister von Kastelruth, in einem Brief unterschiedliche Ansichten darüber an, wie Landtagsarbeit funktionieren soll. Die bisherige Landtagsarbeit der Liste “JWA” empfinde er als weder befriedigend noch zielführend “und teilweise sogar als kontraproduktiv”, schrieb der 59-Jährige laut Südtiroler Medienberichten. Er sei mit dem Ziel zur Wahl angetreten, “als Abgeordneter einen Beitrag zu leisten und somit Dinge, die in unserem Land besser laufen könnten und müssten, zu verändern und hierfür konstruktive Vorschläge einzubringen”. Politische Kommunikation sei geprägt durch Wettbewerb, und die Konfrontation der Meinungen, “weshalb in sachlich, konstruktiven Auseinandersetzungen mit anderen im Landtag vertretenen Parteien Wut und Ego in Diskussionen vermieden werden sollten, da eine Verhärtung der Fronten zu keinem Ergebnis führt”, übte Colli deutliche indirekte Kritik an Wirth Anderlan.

Der Neo-Landtagsabgeordnete Jürgen Wirth Anderlan reagiert gelassen auf den Austritt von Andreas Colli aus der JWA-Fraktion – zumindest nach außen hin. “Ich wusste, dass Andreas bereits seit längerer Zeit mit seiner Rolle im Landtag hadert. Ich habe ihm deshalb auch mehrfach ein klärendes Gespräch angeboten, worauf er jedoch nie eingegangen ist. Für mich war es von Anfang an klar, dass die Liste JWA im Landtag aus unabhängigen Kandidaten besteht, die frei und selbstbestimmt ihrer Arbeit nachgehen. Ohne Fraktionszwang“, schreibt der Kalterer in einer Aussendung.

Genau deshalb habe man bei der Liste JWA seit ihrer Gründung betont: „Wir wollen, dass Menschen gewählt werden, keine Parteien.“

„Das habe ich Andreas gegenüber auch immer so geäußert“, erklärt Wirth Anderlan weiter. „Insofern finde ich es schwer nachvollziehbar, dass er sich für diesen Schritt entschieden hat. Nichtsdestotrotz bin ich dankbar für den gemeinsamen Weg und seine geleistete Arbeit, wünsche ihm alles Gute für die Zukunft und hoffe auch künftig auf eine gute Zusammenarbeit im Landtag.“

Wirth Anderlan war vor den Landtagswahlen vor allem durch Proteste gegen die Corona-Maßnahmen aufgefallen. Für Negativ-Schlagzeilen sorgte er zuletzt durch Auftritte bei FPÖ-Veranstaltungen in Österreich und vor allem durch Kontakte zu Martin Sellner. Dieser gilt als Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich.

“JWA” war bei ihrem erstmaligen Antreten bei der Wahl im Oktober 2023 auf 5,9 Prozent bzw. zwei Mandate gekommen. Anderlan, früherer Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, fiel in der Vergangenheit mehrmals durch umstrittene Aussagen und äußerst scharfes Agieren gegen den politischen Gegner auf.

Bezirk: Bozen, Überetsch/Unterland

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