Von: lup
Blumau – Um dem Vergessen und der Verdrängung der vom faschistsichen Regime errichteten Konzentrationslager „Campo d’Isarco“ und Verbrechen in Südtirol wie anderswo entgegenzuwirken, hielt das von Schützen, Vertretern der Heimatverbände, Gemeindevertretern und Einzelpersönlichkeiten gebildete „Blumauer Gedenkkomitee“ wie jedes Jahr am ersten Samstag des Septembers vor dem Gedenkstein in Blumau eine Gedenk- und Mahnwache ab, um an die Opfer der Diktaturen und an die KZ-Internierten zu erinnern.
Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbundes, konnte zahlreiche Persöhnlichkeiten aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Sozialem begrüßen, darunter den Bürgermeister von Bozen, Renzo Caramaschi, den Obmann der Freiheitlichen Partei, Andreas Reber, den Altlandeskommandanten der Schützen, Elmar Thaler, die Altmandatare Eva Klotz und Pius Leitner, den Altbezirkspräsidenten des Kaufleuteverbandes von Bozen und Umgebung, Werner Schmid, den Altpräsidenten des Südtiroler Genossenschaftsverbandes, Alberto Stenico, sowie eine Vertretung des Kulturvereines Noi Tirolesi/ Wir Tiroler aus Welschtirol.
“Möge diese Gedenkfeier und der als Mahnung aufgestellte Gedenkstein uns stets daran erinnern, dass hier Menschen verschiedener Völker inhaftiert waren.” schloss der SHB-Obmann seine Begrüßungsansprache.
Lukas Auer, SVP-Fraktionsvorsteher und Referent, wies im Namen der Gemeinde Karneid auf die Bedeutung des Gedenksteins in Blumau hin. Der Gedenkstein sei ein Zeichen gegen Krieg und Gewalt.
Der Welschtiroler Schriftsteller und Mitglied des Kulturvereins „Circolo Michael Gaismayr“, Giuseppe Matuella hob in seiner Rede hervor, dass „die Ortschaft Blumau im vorigen Jahrhundert gleich zweimal vom Unglück des Krieges heimgesucht wurde. In diesem Konzentrationslager, gleich wie man es nennen will, wurde gelitten, und der Tod lag in der Luft. Hier gab es Personen, die ihren Lieben zuhause, ihren Familien entrissen und in die Welt des Leidens eingetaucht wurden, und ihr Leben war Tag für Tag voll von Leid, ein Leben ohne Freiheit, das in gewissen Momenten fast keinen Wert mehr zu haben schien. Mit der Geschichte muss sich jeder von uns beschäftigen, denn die Vergangenheit lastet auf den Schultern aller.“
Karl Saxer, der Gemeinderat von Karneid, las einige Passagen aus dem vor einem Jahr aufgetauchten Tagebuch des aus dem Trentino stammenden KZ-Wachsoldaten vor. Dieses Tagebuch, betonte Saxer, stellt eine wichtige Quelle über die Geschehnisse im Lager, aber auch über Leid und Tod der Kriegszeit dar. Schließlich kritisierte Saxer die in seinen Augen tendenziöse Berichterstatung und Information des öffentlich-rechtlichen Rundfunks RAI in Südtirol.
Als letzter sprach der neue Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, Jürger Wirth Anderlan. Er hob die Bedeutung dieser Gedenkfeier hervor und sprach über die Mängel bei der Geschichtsvermittlung. Wörtlich der Schützenchef: „In Bolzano wird das für uns das so beleidigende Siegesdenkmal in ein Mahnmal umgetauft, obwohl dort niemals Menschen gefoltert, gefangen gehalten oder zu Tode kamen, und beim Konzentrationslager Campo d`Isarco möchte man am liebsten die Verbrechen des faschistischen Regimes unter eine Decke kehren. Deshalb ist es wichtig, dass heimatliebende und mutige Frauen und Männer, dieser, seit 100 Jahren andauernden Geschichtsfälschung standhaft gegenüberstehen und auch dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte aufarbeiten.“
Schützenhauptmann und Wortgottesdienstleiter Karl Schroffenegger erinnerte in Fürbitten und einem gemeinsamen Gebet an das Leid der Gefangenen. Danach legten zwei örtliche Jungschützen am Gedenkstein einen Kranz nieder. Auf der in den Tiroler Farben kombinierten Kranz standen in deutscher, italienischer und englischer Sprache die einfachen Worte: “In Erinnerung, in memoria, in memory”.
Anschließend feuerten die vom Hauptmann Walter Falser angeführten Schützenkompanien von Karneid, Steinegg und Gummer im Gedenken an die Opfer von Faschismus und Krieg eine Ehrensalve ab. Mit dem Absingen der Tiroler Landeshymne (Andreas-Hofer-Liedes) endete die Gedenkfeier.