Von: mk
Saltaus – Mehr als 300 Personen nahmen am vergangenen Sonntag trotz eines mehr als einstündigen erforderlichen Fußmarsches auf den Brunner Mahdern oberhalb Saltaus im Passeiertal an der Gedenkfeier für den Freiheitskämpfer Luis Amplatz teil. Der Leutnant der Grieser Schützenkompanie war dort von einem bezahlten italienischen Agenten feige im Schlaf erschossen worden.
Anwesend waren unter anderem die Bürgermeisterin von St. Martin, Dr. Rosmarie Pamer, die Landtagsabgeordneten Andreas Leiter Reber, Sven Knoll und Myriam Atz Tammerle. Neben verschiedenen anderen Organisationen und Vereinen nahm auch eine Abordnung des Welschtiroler Kulturvereines Noi Tirolesi- Wir Tiroler an der Veranstaltung teil.
Die Gedenkfeier, die alle fünf Jahre vom Südtiroler Heimatbund (SHB) und der Schützenkompanie St. Martin ausgerichtet wird, begann mit einer Hl. Messe, zelebriert von Pater Christoph Waldner OT.
Für die gesamte musikalische Umrahmung der 55-Jahrfeier sorgte in gekonnter weise die Bläsergruppe der Musikkapelle Saltaus.
Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch den Bezirksobmann Meran-Burggrafenamt des SHB folgten die Grußworte des SHB-Landesobmannes Roland Lang.
Dieser wies auf das tragisches Ende von Luis Amplatz hin: „Das Verbrechen, das hier im Auftrag eines Staates, der sich selbst als demokratisch bezeichnet, ist Geschichte. Und doch berührt uns Tiroler die feige Art, mit der Rom zwei Freiheitskämpfer ausschalten wollte, immer noch. Und nicht nur uns!“
In seinem Grußwort kam Lang nicht umhin, auch auf die katalanischen politischen Häftlinge einzugehen: „Jordi Turull… wäre im März 2018 zum Regionalpräsident des katalanischen Parlamentes gewählt worden, wenn ihn die spanische Zentralregierung nicht einen Tag vorher noch schnell verhaftet hätte. Da bei der Debatte zur Wahl damit nicht präsent, konnte er nach spanischem, mit noch aus der Franco-Zeit bestehenden Gesetzen, nicht ernannt werden.“
Für die ihm und den anderen Häftlingen des Öfteren bewiesene Solidarität, so wehten neben Tiroler und Schützenfahnen auch zwei katalanische Fahnen auf den Brunner Mahdern, erwiderte der seit mehr als 21 Monaten ohne Urteil im Kerker sitzende Politiker: „Wir lassen niemals irgendeine politische oder soziale Bewegung allein, noch vergessen wir sie, die in friedlicher und demokratischer Weise die Freiheit und volle Regierungsgewalt über ihr Land erreichen will. Niemals!“
Auch Lang ersuchte die Anwesenden, niemals die damaligen Opfer der Freiheitskämpfer um Sepp Kerschbaumer und Luis Amplatz und ihren Einsatz für die Freiheit zu vergessen. „Setzen wir uns aber auch für jene Menschen ein, die in anderen Staaten wegen ihres Einsatzes für die Freiheit heute eingekerkert sind. Zeigen wir Ihnen unsere Verbundenheit und unsere Solidarität“, schloss der SHB-Obmann seine Grußworte.
Eva Klotz, Tochter des damals auf der Alm angeschossenen und schwer verletzten Schützenmajor Jörg Klotz, sagte in ihrer Gedenkrede für Amplatz: „Das, was auf den Tag genau vor 55 Jahren hier geschehen ist, wäre wohl nie ans Tageslicht gekommen, wenn alles wie geplant abgelaufen wäre: In diesem Heuschupfen wären zwei Tote aufgefunden worden, Luis Amplatz und Jörg Klotz, die nach offizieller Darstellung bei einem Feuerwechsel mit den Carabinieri ums Leben gekommen wären! Bei der Obduktion wäre festgestellt worden, dass beide von Schüssen aus einer Beretta Kaliber neun Millimeter, der Dienstwaffe der Carabinieri tödlich getroffen waren. Damit hätte sich alles erledigt gehabt, keiner hätte Grund gehabt, an dieser Darstellung zu zweifeln! Aber es war nicht so gelaufen! Luis Amplatz war tot, Georg Klotz hat aber überlebt, und so ist die Wahrheit ans Tageslicht gekommen: Es war ein Mord im Auftrag des Staates Italien, ausgeführt durch einen gedungenen Killer, Christian Kerbler, der deshalb in Italien zwar verurteilt, aber nie der Strafe zugeführt worden ist! Dass dieses Verbrechen von offizieller italienischer, österreichischer und Südtiroler Seite bis heute totgeschwiegen wird, zeigt nicht nur, wie peinlich es allen ist, sondern auch, wie sehr Politik und Justiz versagt haben!“.
Der Altlandeskommandant des Südtiroler Schützenbundes Elmar Thaler führte die Heldenehrung durch. Dabei sagte er über die Freiheitskämpfer „ … – Sie opferten alles für Tirol. Dazu müsste unsereiner erst imstande sein.“
Eine gekonnt durchgeführte Ehrensalve von der Ehrenformation der Schützenkompanie St. Martin in Passeier und Riffian unter Leitung von Hauptmann Armin Oberprantacher hallte dann durch das Passeiertal.
Daraufhin spielte die Bläsergruppe der Musikkapelle Saltaus das Lied vom guten Kameraden, bei der ein Kranz zu Ehren von Luis Amplatz an seinem Marterle niedergelegt wurde. Es folgte die Bundeshymne und zum Abschluss dankte der SHB-Bezirksobmann Sepp Mitterhofer Jun. allen Anwesenden für ihre Teilnahme.