Von: mk
Brixen – Die Umweltschutzvereine und Umweltschützer WWF, Legambiente, “Gesellschaft für Biodverisität”, SOS Auwald und die Umweltaktivistin Magdalena Gschnitzer setzen sich gegen die Zerstörung des Auwaldes ein, der sich in der Industriezone Brixen befindet.
In der Sitzung vom 22.01.2020 habe die Gemeinde Brixen die Änderung des Bauleitplanes genehmigt, der die Zerstörung einer Fläche von großem naturkundlichem Wert vorsieht, heißt es in einer Aussendung. Der Auwald befindet sich in der Industriezone Brixen, eine Fläche von rund drei Hektar wurde umgewidmet und das Gelände soll in Industrieanlagen und Parkplätze umgewandelt werden. Als Ausgleich ist die Vergrößerung der Millander Au vorgesehen, und zwar um eine Fläche von 1,6 Hektar.
„So verliert die Natur und die Biodiversität eine Fläche von rund 1,5 Hektar und es kommt zu einem Nettoverlust für die Biodiversität. Wir nehmen mangelnde Sensibilität und Koherenz in Umweltfragen durch die Gemeinde Brixen zu Kenntnis, welche beim Projekt StadtLandFluss (2009-2011) dem Hochwasserschutz und der ökologische Aufwertung durch den Schutz der Auwaldrelikte längs des Flusses vorsah und auch ökologische Aufwertungen durch die Vergrößerung der Millander Au und der Schrambacher Au. Das Projekt sah in keiner Weise die Zerstörung der letzten Auwaldreste vor, um neuen Industrieanlagen oder Parkplätzen Platz zu machen. Auwälder sind geschützt nach dem Naturschutzgesetz (Landesgesetz 2010) und prioritär zu schützende Lebensräume gemäß Habitatrichtlinie der Europäischen Union“, erklären die Umweltschützer.
Dass der Auwald von großer naturkundlicher Bedeutung ist, gehe auch aus dem offenen Brief der Umweltgruppe Hyla vom 11.06.2019 hervor. Im offenen Brief spricht sich die Umweltgruppe Hyla dezitiert gegen eine Verkleinerung und Zerstörung des Auwaldes aus. Das Brixner Becken war einst bedeckt von Auwäldern, schreibt die Umweltgruppe. Diese seien in den letzten Jahrtausenden und Jahrhunderten nach und nach dem Siedlungs- und Landwirtschaftsgebiet gewichen. Die kleinflächigen Auwaldreste sind daher kümmerliche Überbleibsel. Jegliche weitere Reduzierung dieser Flächen sollte im 21. Jahrhundert tabu sein. Die besagten Flächen seien von fundamentalem Wert für die heimische Flora und Fauna. Die Umweltgruppe erinnerte daran, dass Pflanzen- und Tierarten von Feuchtlebensräumen sehr starke Rückgänge hinnehmen mussten und vielfach stark gefährdet sind. Der Auwald in der Industriezone sei Lebensraum des seltenen Kleinstpechtes. Für diese Art gibt es Nachweise von Bruten nur im Raum Brixen und Bruneck. Im Brixner Raum werde für viele Tierarten die Mindestfläche, welche für das Überleben einer Art notwendig ist, bereits unterschritten und jeder weitere Lebensraumverlust gefährde damit Arten.
Im Wald neben dem Fluss sind weitere 64 Vogelarten beobachtet worden, von denen 29 im Gebiet brüten und der Auwald ist ein wichtiges und wertvolles Brutgebiet für Vögel. Seltene und gefährdete Arten wie der Grauschnäpper, der Wendehals, der Grauspecht, die Nachtigall, der Waldlaubsänger und der Wiedehopf brüten im Auwald. Der Schutz der verbliebenen Auwaldreste in den Talböden sei wichtig auch für die Lebensraumvernetzung, die für einen verbesserten Schutz der Biodiversität in der Provinz Bozen notwendig ist, einem Schutz, der auch von der Europäischen Union und der Provinz Bozen vorgesehen ist, so die Umweltschützer.
„Wir sehen mit Wohlwollen die Vergrößerung des Biotopes Millander Au, um das Gebiet für Tier- und Pflanzenarten der Feuchtgebiete zu vergrößern. Dies darf aber nicht auf Kosten des wichtigen Auwaldes gehen. Die Forderung der Umweltschutzvereine ist, eine andere Fläche für den Bau von Parkplätzen und Industrieanlagen zu finden. Neue Arbeitsplätzte können auch in anderen Zonen, ohne eine einen wichtigen Lebensraum aus Naturschutzsicht zu zerstören. Die Wiese neben dem Auwald müsste renaturiert werden, indem Bäume gepflanzt werden und ein Teich angelegt wird. Wir wollen weiter daran erinnern, dass in den vergangenen Jahren Brixen der Titel ‚Alpenstadt des Jahres 2018‘ verliehen wurde und sich für eine ökologische und nachhaltige Entwicklung anstrengt. Wir wünschen, dass sie diese Anstrengungen auch in der Frage des Schutzes des natürlichen Erbes beibehalten kann“, erklären die Umweltschützer abschließend.