Tausende in London auf der Straße

Gegenprotest in England: Tausende stellen sich gegen Rechts

Donnerstag, 08. August 2024 | 04:44 Uhr

Von: APA/dpa

Tausende Menschen haben in Großbritannien gegen rechtsextreme Ausschreitungen protestiert. Die Menschen gingen am Mittwochabend in mehreren Städten des Landes gegen Rassismus und Hass auf die Straße, darunter in London, Sheffield, Bristol und Brighton. In Liverpool hätten sich mehrere Hundert Menschen versammelt, um ein Zentrum für Asylbewerber zu schützen, meldete die britische Nachrichtenagentur PA.

In Großbritannien kommt es seit mehr als einer Woche zu rechtsextremen Krawallen. Randalierer hatten in den vergangenen Tagen Sicherheitskräfte, Unterkünfte für Asylbewerber und Moscheen angegriffen. Autos und Gebäude wurden in Brand gesetzt. Premierminister Keir Starmer drohte mit der vollen Härte des Gesetzes.

Die Polizei hatte sich für die Nacht erneut auf Randale eingestellt und Medienberichten zufolge befürchtet, dass auch Anwaltsfirmen und Beratungsstellen, die Asylbewerber bei ihren Anträgen unterstützen, ins Visier geraten könnten. An manchen Orten wurden zum Beispiel vorsorglich Fensterfronten mit Brettern geschützt.

Am Abend kamen aber vor allem Gegendemonstranten friedlich zusammen. Auf Plakaten und Schildern forderten sie etwa “No Place for Hate” (“Kein Platz für Hass”) oder “Stop the far Right” (“Stoppt die extreme Rechte”). In Birmingham hätten sich Menschen vor einem Beratungszentrum versammelt und etwa gegen Islamhass protestiert, meldete PA.

Innenministerin Yvette Cooper bedankte sich bei der Polizei für ihren Einsatz, die Tausende Kräfte vorgehalten hatte. Auch König Charles III. lässt sich Berichten zufolge regelmäßig über die Entwicklungen informieren. Ermittler hatten landesweit mit rund 100 Krawallaktionen gerechnet, die dann aber geringer ausfielen als erwartet.

In Brighton hätten Polizisten einigen rechtsextremen Demonstranten den Weg aus der Menge von Gegendemonstranten bahnen müssen, berichtete PA. Manche hätten “Schämt euch” gerufen. Vereinzelt kam es am Mittwochabend auch zu Festnahmen.

Vorausgegangen war den Ausschreitungen ein Messerangriff in der Stadt Southport. Dabei wurden am 29. Juli drei Mädchen getötet und weitere Kinder sowie zwei Erwachsene verletzt. Online verbreiteten sich Gerüchte, ein muslimischer Migrant sei der Täter.

Die Falschnachrichten wurden von einflussreichen Accounts bei X und Telegram geteilt. Die Polizei betont, dass es sich bei dem Verdächtigen um einen 17-Jährigen handelt, der als Sohn von Ruandern in Großbritannien geboren wurde. Das Motiv ist unklar.

Von den mehr als 400 festgenommenen Randalierern wurden bereits etwa 120 angeklagt. Ein Gericht in Liverpool verurteilte drei Männer zu Haftstrafen von 20 Monaten bis drei Jahren. Laut Justizstaatssekretärin Heidi Alexander sollen von nächster Woche an mehr als 560 zusätzliche Plätze in Gefängnissen geschaffen werden.

Der Soziologe Aaron Winter von der Universität Lancaster erklärt die Ausschreitungen nicht mit der neuen sozialdemokratischen Labour-Regierung und einem Protest gegen eine vermeintlich linke progressive Bewegung. Starmers Partei sei nicht linksgerichtet. “Sie hat mit den Flaggen und der “small boat”-Rhetorik Wahlkampf gemacht und sich härter gegeben als die Konservativen.” Parteien hätten sich mit Aussagen übertroffen, wer härter gegen Migration vorgehe, was zu einer feindlichen Atmosphäre führe.

Winter verweist darauf, dass die frühere konservative Regierung mit ihrer Sparpolitik die Ungleichheit im Land vergrößert habe. Er kritisierte Starmers jüngste Aussagen, der die Randalierer als “thugs” bezeichnet hatte, übersetzt etwa als Banditen. Damit würden die Randalierer marginalisiert, als ob sie außerhalb der Gesellschaft stünden. Die tieferen Ursachen würden angesichts einer solchen Argumentation aber ignoriert, warnte Winter.

Kommentare

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5 Kommentare auf "Gegenprotest in England: Tausende stellen sich gegen Rechts"


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user6
user6
Superredner
2 h 17 Min

schade, dass der tod von den 3 mädchen in den hintergrund gelangt ist. dank rechtsextremen und ihren gegnern, den linksextremen idioten. wichtig wäre eigentlich nur den täter zu verurteilen und das sicherheitssystem gegen islamisten zu erweitern

info
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Universalgelehrter
1 h 52 Min

Würde eher sagen, wehr sich Rechtsextremismus n i c h t entgegen stellt, ist ein Idiot

Neumi
Neumi
Kinig
1 h 38 Min

Da hast du Recht, aber leider haben die rechtsextremen Deppen gleich überreagiert und sind kurzerhand auf ALLE Ausländer losgegangen. Damit war jegliche Möglichkeit zu logischem Handeln verwirkt.

magg
magg
Universalgelehrter
1 h 29 Min

Wo liest du, dass Linksextreme sich beteiligen? Wie immer gibst du falsche Informationen weiter, dass auch die Ursache ist, dass es in Großbritannien so gekommen ist. Die Rechten nutzen die Gelegenheit Stimmung zu machen, ja, es sind Rechtsexstreme in dieser Meute dabei, aber es sind auch bestimmt nur Menschen dabei, die durch langjähriger Misswirtschaft einfach nur frustriert sind. Aber Gott sei Dank, bildet sich nun eine friedliche Gegenprotest, die sich gegen Hass, Diskriminierung, Gewalt und Ausländerfeindlichkeit einsetzen.

Hustinettenbaer
25 Min 28 Sek

@user6
Einverstanden: Die Opfer werden von einem randalierenden Mob instrumentalisiert.
Einspruch:
Eines der ermordeten Mädchen heißt Alice da Silva Aguiar. Nach dem Attentat zogen keine linken, spanischen (?) Horden durch die Städte, um ein Hotel zu stürmen, Polizisten zu verprügeln…

“Wir wissen sehr wenig über den mutmaßlichen Angreifer, außer seinem Alter und Namen, und dass die Staatsanwaltschaft vor Gericht sagte, dass bei ihm eine Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert wurde. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es nicht hilfreich, zu verallgemeinern oder zu versuchen, Schlussfolgerungen zu ziehen, aber die Polizei behandelt diesen Vorfall nicht als einen Vorfall im Zusammenhang mit Terrorismus.”

https://www.bbc.com/news/articles/cx2gk9kyngno
https://theconversation.com/southport-attacks-what-we-know-about-knife-crime-in-the-uk-and-how-to-solve-it-235900

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