Von: mk
Bozen – Mit 16 Ja- und 16 Nein-Stimmen lehnte der Südtiroler Landtag heute den Antrag des Team K ab, der darauf abzielte, eine Tourismusabgabe einzuführen, deren Erlös für gemeinnützige Projekte zugunsten aller Südtirolerinnen und Südtiroler eingesetzt werden solle. „Der Tourismus ist ein Wirtschaftszweig, der einen beträchtlichen Reichtum generiert. Dieser sollte jedoch stärker an alle Südtirolerinnen und Südtiroler weitergegeben werden, leiden diese doch am allermeisten an den negativen Begleiterscheinungen des Tourismus. Vor allem die Stimmenthaltung von Jürgen Wirth Anderlan, der damit die Mehrheit ‘gerettet’ hat, ist unverständlich“, zeigt sich der Abgeordnete Paul Köllensperger enttäuscht.
„Ein Unternehmen ist die Summe von Produktionsfaktoren, die Kosten verursachen, die der Unternehmer mit dem Ziel der Gewinnerzielung organisiert. Unsere Tourismusunternehmen machen da keine Ausnahme, bis auf ein entscheidendes Detail: Ihr Hauptproduktionsfaktor, unsere außergewöhnliche Natur mit ihrer schönen Landschaft, ist ein Allgemeingut, das jährlich 35 Millionen Übernachtungen generiert, Geld, von dem die Gemeinschaft aber bisher zu wenig profitiert, während sie zahlreiche negative Effekte zu tragen hat: den Individualverkehr mit Smog und Lärm, die Überfüllung mit Touristen, die Bewirtschaftung der zusätzlichen, riesigen Abfall- und Abwassermengen, die horrenden Mieten für die Bewohner, die Inflation usw.“, so das Team K.
Natürlich sei der Tourismus nach wie vor ein Segen für unser Land und unsere Hoteliers seien tüchtige Unternehmer, aber es sei kein Zufall, dass sich – wie in anderen touristisch geprägten Gebieten der Welt – auch in Südtirol die bisher tourismusfreundliche Einstellung der Bevölkerung verständlicherweise ändere, sagt Paul Köllensperger.
Und weiter: „Man muss sich fragen, ob der Tourismus für das Marketing, das aus unternehmerischer Sicht zweifellos hervorragend ist, und für die Monetarisierung des Gemeinguts Natur als produktiver Faktor genug zahlt. Ich sage nein. In einem Gebiet wie dem unseren, das in vielen Bereichen unter Overtourism leidet und in dem der Tourismus im Allgemeinen im mittleren bis oberen Preissegment angesiedelt ist, wäre es sicherlich kein Problem, von den Touristen eine zusätzliche Tourismusabgabe zu verlangen, um endlich für alle Bewohnerinnen und Bewohner in diesem Landes einen direkten Gewinn zu erzielen. Es geht aber nicht darum – das möchte ich betonen -, neue Steuern für die Tourismusbranche einzuführen, sondern unsere Landschaft und deren Fähigkeit, Gewinn zum Wohle der Gemeinschaft zu erwirtschaften, zu stärken, indem zusätzlich zur Tourismussteuer die Entrichtung eines Tagessatzes vorgesehen wird, deren Erlös dann sozial reinvestiert werden. In welcher Form? Durch Finanzierung des Betreuungsgeldes, den Bau von Sozialwohnungen, die vor allem für unsere Jugendlichen zu erschwinglichen Preisen vermietet werden, oder auch durch die kostenlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, durch die Finanzierung des Klimaplans, durch Investitionen im Bereich Innovation, durch Unterstützung der jungen Start-ups und durch verschiedene andere Vorhaben.“