Erstes gemeinnützige Wohnbauprojekt Südtirols entsteht in Brixen

Gemeinnütziges Bauen als Chance für ganz Südtirol

Dienstag, 25. März 2025 | 19:23 Uhr

Von: mk

Brixen – Wenn Politik und gemeinnützige Körperschaften an einem Strang ziehen, können neue Lösungen entstehen: Das Wohnbauprojekt, das die Arche im KVW in Brixen initiiert hat, beweist das eindrucksvoll. Heute wurde das vom Land Südtirol und der Gemeinde Brixen unterstützte Vorhaben im Rahmen einer Pressekonferenz im Astra- Kulturzentrum vorgestellt.

Nach einer kurzen filmischen Vorstellung des Baugeländes begrüßte Bürgermeister Andreas Jungmann die Gäste im Kulturzentrum: „Für die Gemeinde Brixen ist es von grundlegender Bedeutung, dass die Gemeindeverwaltung selbst die Rangordnung für dieses Pilotprojekt erstellt. Dadurch möchten wir sicherstellen, dass vor allem junge Brixnerinnen und Brixner und jene Berufsgruppen, die im sozialen Bereich tätig sind, die Möglichkeit auf eine günstige Mietwohnung erhalten.”

Sobald die Wohnreform 2025 im Landtag genehmigt und die Stiftung “Wohnen Südtirol” gegründet ist, werde die Gemeinde Brixen den Baugrund an letztere übertragen, erklärte Jungmann. Im Gebäude, das in ansprechender Holzbauweise geplant ist, sollen im Herbst 30 Unterkünfte (Ein- bis Dreizimmerwohnungen) entstehen, die 2026 zum begünstigten Mietpreis vergeben werden können.

Dass der gemeinnützige Wohnungsbau in Südtirol bald möglich sein wird, geht auf den Einsatz von Wohnbau-Landesrätin Ulli Mair zurück, die die notwendige Gesetzesänderung in die Wohnreform 2025 eingebracht hat. .„Mit diesem Modell wollen wir, neben dem privaten Mietsektor und den Wohnungen des WOBI, eine dritte Säule im Bereich der Vermietung aufbauen und den derzeit schwachen Südtiroler Mietmarkt mit neuem, preisgünstigem Angebot stärken. Es gibt landesweit großes Interesse und Potenzial für gemeinnützige Bauprojekte, die es nun zu nutzen gilt“, erklärte Mair. Die Gebäude sind 30 Jahre lang an die preisgünstige Vermietung gebunden, dafür erhält der Bauträger 55 Prozent der Bau- und Planungskosten erstattet.

Peter Brunner, der Landesrat für Natur-, Umwelt-, Klimaschutz, Energie und Raumordnung zeigte sich ebenfalls erfreut über diese neue Möglichkeit. “Der gemeinnützige Wohnbau bietet großes Potential, ich denke dabei zum Beispiel an die Kasernengelände oder kleinere unverbaute Zonen”, sagt Brunner.

Auf die Entstehungsgeschichte des Projekts ging Leonhard Resch, der Referatsleiter der Arche im KVW ein. “Ende 2023 wurde im Rahmen einer Arbeitsgruppe ermittelt, dass es in Südtirol vor allem an leistbaren Mietwohnungen mangelt”, berichtete Resch. Daraufhin habe die Arche im Austausch mit der Politik versucht, Lösungen zu finden, was letztendlich mit der Wohnreform 2025 gelungen sei. Das Projekt in Brixen könne wegweisend für viele weitere Vorhaben in ganz Südtirol werden.

Landeshauptmann Arno Kompatscher ergänzte abschließend: “Gemeinden können künftig selbst solche Projekte umsetzten, in dem sie Flächen zur Verfügung stellen oder diese gemeinnützigen Organisationen übertragen.” In einigen Jahren könnten auf diese Weise etwa 1000 preisgünstige Mietwohnungen in Südtirol entstehen.

Kompatscher überbrachte auch die Grußworte von Landwirtschafts-Landesrat Luis Walcher, der persönlich nicht anwesend sein konnte, den gemeinnützigen Wohnbau aber als “zukunftsweisend” erachtet. Projekte des gemeinnützigen Wohnbaus in Holzbauweise sollen, so sehe es ein Vorschlag zur Gesetzesnovellierung von Landesrat Walcher vor, in Zukunft durch den Holzbaufonds unterstützt werden können. “Bisher ist diese Förderung öffentlichen Körperschaften vorbehalten, wir möchten ihn auf gemeinnützige Organisationen ausweiten”, ließ Walcher mitteilen. Die Bauweise in Holz sei besonders umweltschonend.

Im Anschluss an die Vorstellung im Kulturzentrum Astra wurden Geladene und Pressevertreter auf das künftige Baugelände begleitet.

Preiswertes Wohnen: Modell kann beliebig vervielfältigt werden

Der Baugrund ist gefunden, ein Projekt bereits ausgearbeitet: Das erste gemeinnützige Wohnbauvorhaben Südtirols steht in den Startlöchern. Leonhard Resch, Referatsleiter der Arche im KVW, erzählte am Rande der Vorstellung im Kulturzentrum Astra in Brixen, wie es zu dieser federführenden Initiative – gekommen ist.

“Wir haben gesehen, dass es einen großen Bedarf an preiswerten Mietwohnungen gibt und uns verschiedene Modelle in Österreich, Deutschland und der Schweiz angeschaut”, erklärte Resch. Damit stieß die Arche bei Wohnbau-Landesrätin Ulli Mair, die im gemeinnützigen Wohnbau eine große Chance für Südtirol erkannt hat, auf offene Ohren.

Die Wohnreform 2025, die derzeit von den zuständigen Gesetzgebungsausschüssen geprüft wird, sieht erstmals die Möglichkeit für gemeinnützige Bauträger und Gemeinden vor, nicht nur Sanierungen, sondern auch Neubauprojekte in Angriff zu nehmen. Nun warten die ersten Initiatoren auf die Genehmigung der Reform im Landtag, die im Frühsommer geplant ist.

“Einen Monat nach der Genehmigung können wir mit unserem Projekt starten”, kündigt Resch an. Denn auch mit der Gemeinde Brixen, der das Grundstück am Talhofergraben 7 gehört, sei man bereits einig. “Derzeit sind wir damit beschäftigt, die Stiftung zu gründen, die Bauträger sein wird”, berichtet Resch. An dieser werden die Arche im KVW, der KVW als Verband und weitere Institutionen beteiligt sein, mit denen derzeit noch Gespräche geführt werden. Die Arche setze auf Verbände wie den Familienverband, die Lebenshilfe, aber auch den Unternehmerverband und die Raiffeisenkassen.

Der Gemeinde Brixen, die ebenfalls an preisgünstigen Wohnungen interessiert ist, obliegt es zu definieren, wie viele der insgesamt 30 Wohnungen an Personen vergeben werden müssen, die in unerlässlichen Diensten (zum Beispiel im Sozial- und Gesundheitswesen, Bildungswesen oder der Mobilität) tätig sind. Der Rest wird dann Familien oder auch Einzelpersonen zugewiesen. “Wir sind daran gebunden, die Wohnungen 30 Jahre lang preisgünstig zu vermieten, werden das aber auch darüber hinaus machen”, kündigt Resch an.

Die Idee, das Wohnhaus in Holzbauweise zu errichten, komme ebenfalls aus dem benachbarten Österreich, genauer aus Vorarlberg. “Dort gibt es einen gemeinnützigen Wohnbauträger, der schon 18.000 Wohnungen verwirklicht und große Erfahrung mit der Holzbauweise hat. Wir haben gute Holzbauer im Land und möchten einen Holzbau errichten, damit dieses Wohnprojekt nicht nur sozial, sondern auch ökologisch ist”, sagte Resch.

Der Wunsch der Arche im KVW – und damit geht diese konform mit dem Ansinnen der Landesregierung – ist es, dass gemeinnützige Wohnbauprojekte in ganz Südtirol entstehen. “Das Potential ist groß, von Kasernenarealen in Brixen, Vahrn, Schlanders und Eppan über viele kleine Zonen, die die Gemeinden zur Verfügung stellen könnten”, blickte Resch in die Zukunft.

Bezirk: Eisacktal

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