Von: luk
Bozen – Den Verfechtern der Zweisprachigkeit wird die Maßnahme des Generaldirektors des Südtiroler Sanitätsbetriebes weniger gut gefallen. Thomas Schael gehen nämlich die Ärzte aus, berichtet das Tagblatt Dolomiten, weshalb er die Flucht nach vorne sucht.
Nach dem Motto „zuerst die Gesundheit, dann die Zweisprachigkeit“ schreibt er für sechs Fachbereiche ein Auswahlverfahren für rund 50 Ärztestellen aus.
Die Bewerber können somit ohne den üblicherweise geforderten Zweisprachigkeitsnachweis antreten. In Absprache mit den Bezirksdirektoren wurde der Notstand für die Fachbereiche Gynäkologie, Dermatologie, Anästhesie, Augenheilkunde, Pädiatrie und Notfallmedizin ausgerufen. Hier werden dringend 50 zusätzliche Ärzte benötigt.
Die ausgesuchten Bewerber sollen zunächst einen Ein-Jahresvertrag bekommen – verlängerbar auf drei. Es sind dies keine Werkverträge, sondern Angestelltenverhältnisse. „Ohne Anstellung kommt kein Deutscher nach Südtirol“, wird Schael von den „Dolomiten“ zitiert.
Der Generaldirektor ist sich bewusst, dass sein Schritt politisch brisant ist. Die Gesundheit der Südtiroler Bevölkerung gehe aber vor dem Recht auf die Muttersprache.
Schael handelt damit auf der Grundlage eines Dekretes des Landeshauptmannes von 2013. Dieses sieht vor, dass im Notfall Berufsgruppen ohne Wettbewerb und ohne Zweisprachigkeitsnachweis eingestellt werden können.
Weil traditionell viel mehr Interessenten italienischer Muttersprache sind, will der Generaldirektor zuerst alle deutschsprachigen Bewerber herausfischen und dann auf der Rangliste fortfahren.
Doch ganz zu einfach will es Schael den Bewerbern nicht machen: Alle Eingestellten müssen verpflichtende Sprachkurse in der zweiten Landessprache belegen. „Erlangen Sie in dieser Zeit keine Zweisprachigkeit, fliegen sie raus“, so Schael resolut.
STF: „Missachtung der Zweisprachigkeit gefährdet Gesundheit der Patienten“
Der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Sven Knoll, übt scharfe Kritik an der Entscheidung des Generaldirektors Thomas Scheel, zukünftig in Südtirol auch Ärzte ohne Zweisprachigkeitskenntnisse anzustellen. Es sei dies eine unverantwortliche Gefährdung der Patienten und völlige Missachtung der Autonomiebestimmungen zum Recht auf Gebrauch der Muttersprache.
Diese Entscheidung werde weitreichende Konsequenzen für die deutschsprachige Bevölkerung in Südtirol haben, die bereits heute in vielen Krankenhausabteilungen nicht mehr von ihrer Muttersprache Gebrauch machen kann, da Ärzte entweder nicht Deutsch sprechen, oder die Arztberichte nur in italienischer Sprache verfasst werden, erklärt die Bewegung.
„Es geht aber nicht nur um die hart erkämpften Rechte auf Gebrauch der deutschen Muttersprache, sondern zuvörderst auch um die Gesundheit der Patienten selbst. In Notsituationen ist es unerlässlich, dass der Patient in der eigenen Sprache mit dem Arzt kommunizieren kann und von diesem auch richtig verstanden wird. Wer übernimmt die Verantwortung, wenn ein Patient falsch behandelt wird, weil er sich nicht in seiner Sprache verständlich machen konnte?“, fragt Knoll.
Bei den letzten Stellenkampagnen seien bereits 88 Prozent der Bewerber italienischer Muttersprache gewesen, obwohl die deutschsprachige Bevölkerung in Südtirol fast 70 Prozent ausmacht. Wenn nun auch noch die Zweisprachigkeitsbestimmungen fallen, werde dies zu einer völligen Italienisierung des Südtiroler Gesundheitswesens führen, erklärt die Bewegung.
Der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Sven Knoll, fordert die Landesregierung daher auf, unverzüglich zu intervenieren und die Bestrebungen des Generaldirektors zu unterbinden. „Es wäre eine völlige Bankrotterklärung der Landesregierung, wenn sie zuließe, dass Ärzte in Südtirol zukünftig nicht mehr Deutsch können müssen.“