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Gewollt oder ungewollt

Dienstag, 08. April 2025 | 01:27 Uhr

Von: mk

Bozen – US-Präsident Donald Trump hat gegen Einfuhren aus zahlreichen Staaten drastische Zölle verhängt – mit Ausnahme von Russland und Belarus. Warum ausgerechnet der Aggressor im Ukraine-Krieg verschont wird, dafür lieferte das Weiße Haus innerhalb kürzester Zeit gleich zwei verschiedene Erklärungen: Zunächst hieß es, dass US-Sanktionen bereits jetzt jeden bedeutenden Handel mit Russland ausschließen würden, während der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrates, Kevin Hassett, etwas später die Friedensverhandlungen ins Feld führte. Doch ob nun Trump will oder nicht – mit seiner Zollpolitik schadet er auch dem Kreml.

Der Handelskrieg, den der Republikaner angezettelt hat, lässt zahlreiche Länder aufstöhnen. Befürchtet werden Exporteibußen sowie Preissteigerungen für Unternehmen und Verbraucher. Russland scheint hingegen noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein.

Doch der Eindruck trügt: Die russische Zentralbank warnte vor den Folgen der US-Zollpolitik für die heimische Konjunktur, weil infolge des Handelskriegs der Ölpreis deutlich fällt.

Dies birgt nicht nur Risiken für die russische Wirtschaft, wie Zentralbankchefin Elwira Nabiullina laut der russischen Nachrichtenagentur Tass erklärte. Russlands Ölexport trägt immer noch wesentlich zur Finanzierung des Ukraine-Kriegs bei. Sollten die Preise weiter sinken, könnte dies die Produktion von Waffennachschub deutlich ins Wanken bringen.

Russland gelingt es, nach wie vor Öl weltweit zu exportieren und die Sanktionen zu umgehen – mit einer Schattenflotte, die aus überwiegend veralteten Schiffen besteht. Erst im vergangenen Dezember waren nach einem Tankerunglück im Schwarzmeer laut russischen Angaben rund 3.000 Tonnen Öl ins Wasser gelangt.

Die Zentralbank analysiere die Auswirkungen derzeit, erklärte Elwira Nabiullina weiter. Weil Trump die Zölle eben erst erhoben hat, sind die Folgen des niedrigeren Ölpreises vermutlich erst in ein bis zwei Monaten erkennbar.

Bezirk: Bozen

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