Von: luk
Bozen/Ritten – Wer im Wettbewerb bestehen will, braucht heutzutage ein leistungsstarkes Breitbandnetz. Das Land ist daher bemüht, den Ausbau voranzutreiben. Auch der Ritten wurde jüngst durch ein neues Glasfaserkabel erschlossen. Im Frühjahr wurde die jährliche Wartung der Rittner Seilbahn dazu genutzt, eine leistungsstärkere Leitung zu verlegen.
Neben den Unternehmen und Touristikbetrieben freuten sich auch die Privathaushalte auf eine angemessene Geschwindigkeit, um im Netz zu surfen.
Jetzt, wo der Flaschenhals beseitigt war, sollte der Ausbau am Ritten zügig vorangehen, wie es im Frühjahr aus dem Landespresseamt hieß. Doch nun scheint das ganze Projekt ins Stocken geraten zu sein, wie Südtirol News von einigen Rittnern erfahren hat. Es stellt sich die Frage: War alles nur PR?
Der Ausbau der Datenautobahn, der nicht nur einige wenige Betriebe in der Handwerkerzone erreichen soll, schreitet laut einigen Rittnern nicht voran. Die einzelnen Haushalte seien noch nicht erschlossen. Es hapere an der letzten Meile, für die die Gemeinde zuständig ist. Außerdem wird bemängelt, dass es – anders als in anderen Gemeinden – kein Rundschreiben gegeben habe, wo Bürger ihr Interesse am Glasfasernetz bekunden konnten.
“Zu Stoßzeiten geht gar nichts mehr”
Langsam kehrt Ernüchterung ein. “In Klobenstein werden wir uns wohl noch einige Zeit mit dem langsamen Internet abfinden müssen.” Ein Rittner, der sich in der Materie auskennt, verdeutlicht die Lage: “Zu Stoßzeiten, also etwa am Samstag und Sonntag sowie bei schlechtem Wetter bricht das Netz teilweise komplett zusammen. Das bedeutet, Webseiten lassen sich gar nicht mehr öffnen. Im Frühjahr während des Eishockey-Playoffs war das besonders deutlich geworden. Bei den Spielen des HC Bozen, die über Servus TV gestreamt werden konnten, oder auch während der Finalübertragungen des AHL-Finales zwischen Ritten und Asiago konnte man das Internet überhaupt nicht mehr nutzen.”
“Haushalte noch nicht angeschlossen”
“Leider hat man es am Ritten versäumt, in den letzten Jahren die Haushalte mit Leerrohren zu versorgen. So wurden bei der Verlegung des Fernwärmenetzes, als man den halben Ritten umgegraben hat, keine Leerrohre zu den einzelnen Gebäuden hin gezogen”, erklärt der Bürger (Name der Redaktion bekannt). Schon damals sei aber abzusehen gewesen, dass einzig Glasfaser die Zukunft ist. “Aber auch später hätte man noch die Chance gehabt, zumindest einen Teil der Haushalte anzuschließen, so gab es etwa im Schlernweg in Klobenstein in den vergangenen Jahren mehrmals Grabungsarbeiten”, erklärt er weiter.
“Außerdem hätte man, als man die Glasfaser von der Arena zum Rathaus, zur Mittelschule und nach Oberinn verlegt hat, die nebenanliegenden Haushalte anschließen können. Wenn das zu viel Aufwand gewesen wäre, hätte man wenigsten die Kabelverzweiger (graue Telekomkabinen) anschließen können, um FTTC und VDSL zu ermöglichen”, so der Rittner auf Nachfrage von Südtirol News. Dazu meint Bürgermeister Paul Lintner, dass die Gemeinde auf die Telekomkabinen keinen Zugriff habe.
Aus dem E-Mail-Verkehr der Gemeinde mit dem Rittner vor rund einem Jahr geht hervor, dass die finanziellen Ressourcen nicht ausreichen würden, um Leerrohre zu den einzelnen Haushalten zu verlegen. Derzeit würden Glasfaser-Leerrohre nur gemeinsam mit anderen Infrastrukturen (Trinkwassernetz usw.) verlegt. Die Versorgung mit Glasfaser werde aber in den nächsten Jahren ein prioritäres Bauvorhaben sein, hieß es vor einem Jahr aus dem Rathaus.
Das einzige Gebiet, das angeschlossen wurde, ist derzeit die Handwerkerzone. Doch auch dort sei das nur unter großem Druck der Betriebe geschehen, heißt es vom kritischen Bürger weiter.
Bürgermeister kann Beschwerden nicht nachvollziehen
Bürgermeister Paul Lintner erklärt auf Nachfrage von Südtirol News, dass dies so nicht ganz stimme. Was die Handwerkerzone betrifft, hätten sich nur einige der dort angesiedelten Betriebe auch tatsächlich die Glasfaser ins Haus geholt.
Bürgermeister Lintner schildert, dass am Ritten flächendeckend ADSL-Standard vorhanden sei. Auch habe man beim Bau des Fernwärmenetzes vor über zehn Jahren sehr wohl Leerrohre eingezogen. Die Beschwerden könne er nicht ganz nachvollziehen.
Mit ADSL nicht glücklich
Jener Rittner, der eine sehr schnelle Internetverbindung für seine Arbeit benötigt, bestätigt zwar, dass die ADSL-Anbindung vorhanden ist, zeigt sich damit aber nicht zufrieden. Gerade am Abend oder an den Wochenenden, wo viele Bürger im Netz sind, sei dieses bald überlastet. Dies werde in dieser Geschwindigkeitsauswertung, die am vergangenen Wochenende gemacht wurde, deutlich. Im Winter sei der Einbruch noch krasser, erklärt der Rittner. In der Grafik sind die Durchschnittswerte für die Stunden von 0.00 bis 24.00 Uhr ersichtlich. Gemessen wurde allerdings nur an den Tagen Donnerstag, Freitag und Montag. “Wenn man bedenkt, dass das Durchschnittswerte sind, bedeutet das, dass eben zu Spitzenzeiten (also vor allem abends) die Geschwindigkeit auf ein bis zwei Mbit einbricht, wodurch man etwa Filme und Videos nicht mehr schauen kann”, schildert der Klobensteiner.