Von: mk
Bozen – Was haben Verschwörungstheoretiker mit konservativen Christen gemeinsam? Mehr als man auf den ersten Blick denkt: Beide Gruppen fühlen sich auf einer Mission, sie misstrauen der Wissenschaft – und von beiden profitiert US-Präsident Donald Trump.
Während Verschwörungstheoretiker sich eher zu esoterischen Theorien hingezogen fühlen und eine dunkle Elite hinter dem Weltgeschehen vermuten, ist für konservative Christen in den USA, wie etwa den Evangelikalen die Bibel die Grundlage ihres Lebens – und zwar nicht nur in einem allgemeinen, diffusen Sinn, sondern so sehr, dass sie unter anderem die Evolutionstheorie ablehnen.
Um die religiöse Rechte zufrieden zu stellen, hat Trump auf seiner konservativen Kandidatin Amy Coney Barrett für den Obersten Gerichtshof beharrt. Dass Trumps eigener Lebenswandel mit zwei Scheidungen, seinen Kasino-Geschäften und der Affäre mit einem Porno-Star nicht unbedingt christlich ist, wird konsequent ausgeblendet.
Fakten und rationale Argumente zählen nicht, es kommt allein auf den Glauben an. Die Fähigkeit, Dinge und auch sich selbst zu hinterfragen, sowie kritisches Denken werden im besten Fall als unangebracht empfunden und sind im schlimmsten Fall Versuchungen des Teufels. Berührungsängste zu Rechtsextremen sind – zumindest bei Verschwörungstheoretikern – nicht immer gegeben.
Während 80 Millionen US-Amerikaner sich als Evangelikale bezeichnen, glauben einer repräsentativen Meinungsumfrage im September 2020 zufolge ein Drittel der Republikanerwähler an die QAnon-Thesen. Weitere 25 Prozent halten Teile davon für wahr. Einflüsse wie diese werden von Europäern oft unterschätzt, doch genau solche Entwicklungen tragen zur gesellschaftlichen Zersplitterung in den USA bei.