Von: ka
Bozen – Die kleine Polemik um die österreichische Skirennläuferin Stephanie Venier, die bei der Medaillenparty während des Tirolerliedes dem „von dir gerissen wurde Südtirol“ ein wenig schmeichelhaftes „Gott sei Dank!“ zufügte, zeigt mal wieder, wie stark die Empfindlichkeiten und wie tief die Wunden im Verhältnis zwischen Süd- und Nordtirolern sind.
Gibt es noch so etwas wie Herzblut diesseits und jenseits des Brenners oder ist das Miteinander mittlerweile einem Nebeneinander aus Neid, Missgunst und Geschäftemacherei gewichen? Handelt es sich beim „Gott sei Dank!“ um eine Neckerei, wie sie auf Volksfesten gerne vorkommt oder ist es Ausdruck eines tieferen Bruches und einer Entfremdung, die mit jedem Jahr größer anstatt kleiner wird?
Der Eindruck entsteht, dass es zwischen Nord- und Südtirol oft hakt und dass – abgesehen von Sonntagsreden und wohlmeinenden Absichtserklärungen – nichts weitergeht. Die Polemik rund um die Flüchtlinge und das eventuelle Sperren des Brenners hat den Graben noch weiter vertieft.
Es geht nicht darum, ob sich eine 23-jährige Skiläuferin entschuldigt, oder nicht. Es geht darum, dass Bozen und Innsbruck wieder miteinander reden, gemeinsam Probleme angehen, Rom und Wien eigene Vorschläge unterbreiten und der toten Europaregion Tirol wieder neues Leben einhauchen. Der nötige Spielraum ist vorhanden, sofern man ihn nutzen will.
Ansonsten wird für die Südtiroler Nordtirol kaum mehr als ein Einkaufszentrum und eine Tankstelle sein und umgekehrt wird man sich freuen, dass „die“ nicht mehr dabei sind. Wollen wir das?