Von: mk
Bozen – Die Transitlawine auf der Brennerroute wächst laut den Südtiroler Grünen unentwegt und erreicht vor allem beim Gütertransport belastende Spitzen. „Der Güterverkehr über den Brenner übertrifft mit knapp 44 Millionen Tonnen den gesamten alpenquerenden Transport in der Schweiz (43 Mio. Tonnen); 2,1 Millionen schwere Lkw und insgesamt 13,3 Millionen Fahrzeuge haben 2016 den Brenner passiert – ein Transit-Plus von vier Prozent“, erklären die Landtagsabgeordneten der Grünen, Hans Heiss, Brigitte Foppa und Riccardo Dello Sbarba, in einer Aussendung.
Während südlich des Brenners trotz des in Rom vor bald drei Jahren eingereichten Maßnahmenkatalogs Sofortmaßnahmen zumindest zur Dämpfung der Emissionen ausbleiben, erziele die Tiroler Landesregierung mit Tempo 100 auf der Inntalautobahn eine deutliche Verbesserung der Luftqualität, argumentieren die Grünen. „Dem Tiroler Vorbild wäre südlich des Brenners dringend zu folgen, auch wenn sich Rom hier bisher quer legt.“
„Trotz der beruhigenden Auskunft der zuständigen Landesämter, dass die Warnschwellen für negative Luftqualität selten überschritten würden, sprechen die Messwerte in Schrambach und Neumarkt eine andere Sprache. Zudem steht die akute Zunahme von Atemwegserkrankungen auch in Zusammenhang mit dem schlechten Luftzustand. Dieser ist ob der langen Trockenheit übel genug und verstärkt sich noch durch die stetig wachsenden Emissionen“, warnen die Grünen.
Wenn im Unterland auf der A 22 „probeweise“ ein „dynamisches Tempolimit“ von 100 km/h erprobt werden soll, um Auswirkungen auf die Luftqualität festzustellen, sei dies überflüssige Zeitverschwendung. „Die Tiroler Resultate des Lufthunderters, flankiert von wissenschaftlichen Studien, sprechen eine klare Sprache, diesen gilt es zu folgen – die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger duldet keinen Aufschub“, betonen die Grünen.
Lufthunderter ist Luftnummer
Als “Luftnummer” bezeichnet der Landtagsabgeordnete der BürgerUnion, Andreas Pöder, den “Lufthunderter” auf der Autobahn und spricht sich dezidiert gegen die weitere Reduzierung des Tempolimits auf der Brennerautobahn.
“Ob der Lufthunderter auf der Autobahn in Nordtirol wirklich zu einer signifikanten Reduzierung der Schadstoffemissionen geführt hat, ist umstritten. Die jüngsten Werte können auch auf Wetterumstände zurückzuführen sein. Auf der Brennerautobahn in Südtirol gilt zwischen Brenner und Bozen ohnehin schon ein Tempolimit von 110 km/h, was soll dort eine weitere Reduzierung auf 100 oder gar auf 90 km/h bringen?”, fragt sich Pöder. “Dann kann man gleich wieder mit Pferdekutschen fahren. Zudem wäre dann auch nicht mehr einsichtig, warum man weiterhin Mautgebühren für eine Autobahn zahlen muss, auf der man nur mehr im für Autobahnverhältnisse schneckenhaften Tempo fahren kann”, so der Abgeordnete kritisch.
Als Bremsmanöver für Südtirol und seine Betriebe wertet die BürgerUnion das Tempolimit von 100 km/h auf der A22. “Nur wer selbst nicht auf Autobahnen arbeitet, wer nicht zu Kunden oder Lieferanten muss, wer nicht täglich um sein finanzielles Überleben kämpfen muss, kann die Dynamik solcher Entscheidungen dermaßen falsch einschätzen,” so der Sprecher für Wirtschaftsfragen, Dietmar Zwerger in einer Ausendung der BürgerUnion.
Die Reduzierung des Tempolimits auf 100 bedeutet laut BürgerUnion zäheren Verkehr, längere Anfahrtszeiten und entlaste die Autobahn zu keinem Zeitpunkt. “In der heutigen Zeit ist Geschwindigkeit und Kundenservice von größter Bedeutung. Auch liegen Auftragsort und Wohnort bzw. Firmensitz immer weiter entfernt. Hier die Anfahrtszeiten um 20 bis 30 Prozent zu erhöhen bedeutet eine Steigerung der Kosten, eine Verschlechterung der Dienstleistung, Erhöhung der Arbeitszeiten und als Ergebnis all dieser Faktoren Umsatzeinbußen, welche besonders die bereits überbelasteten Klein- und Mittlebetriebe vor finanziell und strukturell unüberwindbare Schwierigkeiten stellen werden. So muss man als Kleinunternehmen entweder mehr Arbeitszeit investieren oder neue Arbeitskräfte einstellen, um dieselben Ergebnisse zu erzielen. Andernfalls hat man automatisch mit Verlusten aufgrund logistischer Minderleistungen zu rechnen,” so Zwerger weiter.