Von: luk
Bozen – “Südtirol hat sich noch nicht wirklich der Klimadiskussion gestellt, sondern will sich eher daran vorbeimogeln”, so die Grünen im Südtiroler Landtag.
Kürzlich wurde der erste Teil des sechsten Sachstandsberichts des IPCC veröffentlicht. Die Prognose für die Zukunft fällt noch düsterer als erwartet. Die Erderwärmung wird mit rasanter Geschwindigkeit voranschreiten und die Auswirkungen der Klimakatastrophe werden immens und erdrückend sein.
„So schlimm diese Nachrichten sind, sie dürfen uns nicht lähmen, sondern müssen zu unmittelbarem Handeln führen“, so die grünen Landtagsabgeordneten Foppa, Dello Sbarba und Staffler. „Gerade in diesem Sommer mit verheerenden Extremsituationen auch in Europa wird der Ernst der Lage wohl allen bewusst. Es wurde – wird zum Teil immer noch – versucht, die Erderwärmung auf wirtschaftliche oder ökologische Teilbereiche einzugrenzen oder sie gar zu leugnen. Dabei geht es um das Überleben des Planeten und der Menschen, die ihn bevölkern.“
“Die Klimakatastrophe wird im Bericht als umfassende Krise gezeichnet. Diese Sicht erfordert auch ganzheitliche Herangehensweisen, um ihre Auswirkungen zu bekämpfen. Soft verpackte Aufrufe zur Nachhaltigkeit sind allzu wohlfeile Slogans und ohne Wirksamkeit, wenn sie nicht auf klaren Handlungsanweisungen und Fristen fußen. In diesem Sinne haben wir das Strategiepapier zur nachhaltigen Entwicklung der Landesregierung kritisiert”, bestätigen die grünen Abgeordneten. “Es beschränkt sich auf eine vorsichtige Aktualisierung des Klimaplans. Wir erinnern aber auch daran, dass der derzeitige Klimaplan aus dem Jahr 2011 stammt. Zehn Jahre schleppender Umsetzung, davon acht unter LH Kompatscher, das sind, wir wiederholen es, Äonen verpasster Gelegenheiten im Klimaschutz.”
Der CO2-Fußabdruck von Südtirol sei kaum besser als der umliegender Regionen. “Durchschnittlich emittiert jede in Südtirol lebende Person knapp 7,4 Tonnen CO2 im Jahr. Bis 2050 sollen dies auf 1,5 t gesenkt werden – ein Ziel, das Anstrengungen erfordert, die lieber verschwiegen werden. Welche Strategien hat das Land hierzu? Wissen die Menschen in Südtirol, wie ihr CO2-Ausstoß um vier Fünftel verringert werden soll? Wie muss sich das Leben der Bürger verändern? Der Eindruck ist der, dass sich Südtirol noch nicht wirklich der Klimadiskussion gestellt hat, sondern sich eher daran vorbei mogeln will. Das wird aber dringend notwendig und vermutlich auch schmerzhaft sein”, so die Grünen.
“Wohnen, Ernährung, Mobilität bilden das Dreieck, in dem Klimaschutz gestaltet wird, oder eben auch nicht. In diesen strategischen Bereichen erwarten sich die kommenden Generationen klare Vorgaben für die Veränderung. Sonst bleibt Enkeltauglichkeit zwar ein schönes, aber auch hohles Wort. Wir raten der Landesregierung dringend, zur Frage der Klimastrategien einen Gipfel der Wirtschafts- und Sozialpartner einzuberufen. Das spürbare Problembewusstsein und die Lösungsansätze, die etwa der Präsident des Unternehmerverbands mit sich bringt, muss breit verankert werden. Dem soll auch eine aktuelle Debatte dienen, zu der die Grünen im Herbst im Landtag auffordern werden. Die Uhr läuft, es gilt, keine Zeit mehr zu verlieren”, so die Grünen.
Mair: „Ja zu sachlicher Debatte – Nein zu Angst- und Panikmache“
Die freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair begrüßt den Vorschlag der Grünen Landtagsfraktion, im Herbst eine Aktuelle Debatte zum Thema „Klimawandel“ im Südtiroler Landtag abzuhalten und regt gleichzeitig eine Anhörung der Wirtschafts- und Sozialpartner mit allen Abgeordneten an.
Ziel sollte es sein, den derzeitigen Klimaplan den Herausforderungen anzupassen und im Rahmen der Zuständigkeiten des Landes tätig zu werden sowie Strategien zu entwickeln, so Mair.
„Die zu treffenden Maßnahmen sind auf jeden Fall darauf auszurichten, dass die ökologische, ökonomische und soziale Komponente entsprechend berücksichtigt wird. Wie die aktuelle Diskussion in der Impffrage zeigt, ist eine weitere Spaltung der Gesellschaft – hier Gute, dort Böse – zu verhindern und eine sachliche Debatte, ohne Angst und Panikmache unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse anzustreben“, erklärt Mair in einer Aussendung.