Von: mk
Bozen/Bruneck – Bei der Behandlung des Nachtragshaushalts im Südtiroler Landtag hat Landeshauptmann Arno Kompatscher am Mittwochabend mitgeteilt, dass nun auch die zugesagte Subvention für das Museum für Bergfotografie am Kronplatz bei Bruneck ausgezahlt wird. Die Landtagsabgeordneten der Südtiroler Grünen, Hans Heiss, Brigitte Foppa und Riccardo Dello Sbarba, reagieren darauf mit Unverständnis: Damit gehe ein finanzielles und kulturpolitisches Hasardstück weiter, das deutlich mache, auf welche Vorzugsschiene potente Subventionswerber zurückgreifen können – im Gegensatz zu anderen.
Zur Vorgeschichte: Auf dem Kronplatz bei Bruneck, im Gebäude der ehemaligen Bergstation, entsteht in der Trägerschaft der Kronplatz Seilbahn AG und des Tiroler Archivs für Bergfotografie (Sponsorship: Durst AG) ein Museum für Bergfotografie.
„Ein anerkennenswertes Projekt, das mit dem Foto- und Kulturhistoriker Martin Kofler adäquat besetzt ist“, finden die Grünen. Eine offene Frage habe aber die Finanzierung des Ganzen gebildet, da das Projekt doch rund sechs Millionen Euro in Anspruch nimmt. Um die Finanzierungslast zu mindern, wandte sich der Bauwerber Kronplatz AG bereits 2016 an die Südtiroler Landesregierung um einen Beitrag.
„Da es nach den Kriterien der Museumsförderung aber nicht möglich ist, Antragstellern mit Gewinnabsicht, wie der Kronplatz AG, Investitionsbeiträge zuzuwenden, erweiterte die Landesregierung diskret die rechtlichen Möglichkeiten“; erklären die Grünen. So könnten gemäß 2017 geänderter Kriterien Gemeinden als Beitragsempfänger auftreten, um sodann „den Beitrag jenen Subjekten ab(zu)treten, denen sie die Umsetzung des Bauvorhabens auf der Grundlage einer eigens dafür abgeschlossenen Vereinbarung übertragen haben.“
„Die mit Landesregierungs-Beschluss Nr. 147 vom 7. 2. 2017 geänderten Kriterien, ermöglichten der Landesregierung, dem Bauwerber und Museumsträger über diesen Kunstgriff über die Gemeinde Bruneck drei Millionen Euro zuzuschanzen. An sich sind Unterstützungen auch Privater eine erwägenswerte Möglichkeit der Museumsförderung, zumal bei einem gut fundierten und ziel führenden Projekt“, erklären die Grünen.
Die Perspektive ändere sich aber dann, wenn man weitere Aspekte berücksichtigt: „So werden die Privatmuseen des Landes weiterhin knapp gehalten; so sind Projekte wie der im Dezember 2016 angekündigte Ausbau der Franzensfeste zum zehnten Landesmuseum immer noch ‚auf hoher See‘ und dümpeln mühsam voran. Vorhaben wie der Ausbau des Weinmuseums in Kaltern sind immer noch auf Halde, obwohl Schloss Buol Biegeleben im fernen Jahr 2007 eigens dafür angekauft wurde. So verzögert sich seit Jahren eine dringende Sanierung von Schloss Velthurns, obwohl dafür nur 800.000 Euro erforderlich wären. So sind wichtige Positionen im Netz der Landesmuseen weiterhin unbesetzt, wie die Stellvertretung auf Schloss Tirol; Direktionsposten wie jene am Touriseum werden eingespart.“
„Sorgsame Ad-Hoc-Lösung“
Unter diesen Gesichtspunkten sei das Vorgehen der Landesregierung mit auf Einzelfall-Lösung zielende Kriterien-Abänderung, die dann zu allem Überdruss 2018 wieder rückgängig gemacht wurde, und der nun erfolgenden Mittelzuweisung mehr als fragwürdig, ja wohl kaum akzeptabel. „Seit langem fällige Fördermaßnahmen zugunsten wichtiger Museumsprojekte stocken, während die Finanzierung potenter Privater wie auf Schienen läuft. Auch wenn die Träger des Museums für die künftigen 20 Jahre über die Subvention des Landes hinaus alle weiteren Kosten in Eigenregie tragen wollen, ist die maßgeschneiderte, dann wieder korrigierte Kriterienänderung, wie der nun fließende 3-Mio.-Beitrag mehr als problematisch. Denn sie demonstrieren, welchen Druck finanzstarke Subventionswerber auf die Waagschale bringen können, während kleinere Museen und Kulturinitativen auf keine vergleichbare Hilfestellung bauen können“, erklären die Grünen.
Das Urteil des Brunecker Theatermachers Gasperi im Jahr 2017 spreche laut den Grünen für sich: „Das ist nicht Kulturvermittlung, sondern Zweckentfremdung von Steuergeldern und Respektlosigkeit gegenüber den Südtiroler Kulturschaffenden, die oft mit einem Trinkgeld überleben müssen“.
Dem gebe es wenig hinzuzufügen. „Weitblickende, gerechte und transparente Kulturpolitik sieht anders aus“, erklären die Grünen abschließend.