Refugien der Artenvielfalt

Gülle als Problem in Natura-2000-Gebieten

Mittwoch, 12. Februar 2025 | 12:45 Uhr

Von: mk

Bozen – Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz hat kürzlich zu den Maßnahmen für Südtirols Natura-2000-Gebiete seine ausführliche Stellungnahme abgegeben. Viele dieser Gebiete leiden heutzutage unter Stress, denn Erderhitzung, Wasserschutzbauten und intensive Landwirtschaft setzen ihnen zu. Auf der Strecke bleibt oft die Biodiversität, also die Vielfalt an wild lebenden Tieren und Pflanzen.

Natura-2000-Gebiete sind die Folge der europäischen FFH-Richtlinie, die sich im fernen Jahr 1992 die Bewahrung der wild lebenden Flora und Fauna zum Ziel setzte. Seitdem ist einiges passiert, denn eine ganze Reihe von Natura-2000-Gebiete sind trotz internationalem Schutzstatus unter Druck geraten. „Auwäldern mangelt es an Grundwasser und an Überflutungsdynamik, Trockenrasen fehlt es an standortgerechter Beweidung und so mancher Bachabschnitt leidet unter dem Schwallbetrieb durch E-Werke“, beschreibt der Geschäftsführer des Dachverbandes Hanspeter Staffler den Zustand der Schutzgebiete.

Ende 2024 genehmigte die Landesregierung ein umfangreiches Dokument, worin einerseits der derzeitige –oft nur mäßige – ökologische Zustand der Natura-2000-Gebiete beschrieben wird und andererseits eine Liste von Maßnahmen für deren Verbesserung definiert wurden. Ein sich häufig wiederholendes Thema ist die Überdüngung von Bergwiesen, das Ausbringen von Gülle zerstört blumenreiche Wiesen und schafft eintönige Löwenzahnkulturen. Schmetterlingen, Wildbienen und Singvögeln wird ihr Wohn- und Nahrungsraum genommen.

Die Landesregierung hat laut Dachverband bisher keine Lösung für diese landwirtschaftliche Praxis gefunden: Güllewirtschaft auf den Bergwiesen zerstört nicht nur die ehemals ausgedehnte Blumenpracht, sondern Nitrate dringen laufend in den Boden und von dort in die unterirdischen Wasserspeicher ein. Früher oder später laufen Trinkwasserquellen Gefahr, von diesen Nitraten belastet zu werden.

Natura-2000-Gebiete sollten die heimischen Refugien der Artenvielfalt sein, die sowohl von der Gesellschaft als auch von den Landnutzern einen besonders respektvollen Umgang benötigen. Die Entwicklung und Verbesserung der Biodiversität sei eine gesellschaftliche Notwendigkeit, welche in der italienischen Verfassung verankert und von der EU mit viel Geld gefördert wird. „Diese vielen Millionen Euro an jährlichen Steuermitteln müssen den Landnutzern Ansporn und Unterstützung sein, die ökologische Vielfalt auf ihren Flächen ständig zu fördern und somit das natürliche und kulturelle Erbe unseres Landes mit Pflichtbewusstsein in die Zukunft zu führen“, sagt Josef Oberhofer, Präsident des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz.

Bezirk: Bozen

Kommentare

Aktuell sind 36 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen