Von: APA/AFP
Die radikalislamische Hamas will am Samstag drei weitere Geiseln aus Gaza freilassen. Wie aus der am Freitag von der Hamas veröffentlichten und später vom israelischen Forum der Geiselangehörigen bestätigten Liste hervorgeht, handelt es sich bei den drei Männern um den Deutsch-Israeli Ohad Ben Ami sowie Or Levy und Eli Sharabi. Der vor einer Woche freigelassene Jarden Bibas appellierte an Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, die restlichen Geiseln herauszuholen.
Der 56-jährige Deutsch-Israeli Ohad Ben Ami war am 7. Oktober 2023 gemeinsam mit seiner Frau Raz aus ihrem Zuhause im Kibbuz Beeri entführt worden. Raz war bereits während der Waffenruhe im November 2023 freigelassen worden und nach Israel zurückgekehrt. Zwei ihrer Töchter, die in den Kibbuzen Beeri und Nahal Oz leben, hatten den Angriff der Hamas überlebt, ohne entführt zu werden.
Vorwürfe der Hamas
Seit dem Beginn der Waffenruhe am 19. Jänner sind 18 israelische Geiseln von den Terroristen der Hamas und verbündeten Gruppen freigelassen worden. Israel setzte im Gegenzug rund 600 palästinensische Häftlinge auf freien Fuß. Das Waffenruheabkommen sieht in seiner ersten Phase die Freilassung von insgesamt 33 Geiseln vor.
Von den insgesamt 251 Menschen, welche die Hamas bei ihrem beispiellosen Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 verschleppt hat, verbleiben noch 76 im Gazastreifen. 34 von ihnen sind nach Einschätzung des israelischen Militärs bereits tot.
Die Hamas warf Israel am Freitag kurz vor der Veröffentlichung der Namensliste vor, die Lieferung des nötigen Geräts für die Bergung getöteter Geiseln zu verhindern. Dies werde “zweifellos” die Fähigkeit der Hamas “beeinträchtigen”, tote Geiseln aus Gebäudetrümmern zu bergen, sagte ein Sprecher der Islamisten.
Zittern um Shiri Silberman-Bibas und ihre Söhne
Israel bangt besonders um das Schicksal der Geisel Shiri Silberman-Bibas und ihrer beiden Söhne Kfir und Ariel, die zum Zeitpunkt der Entführung achteinhalb Monate und vier Jahre alt waren. Der Familienvater Jarden Bibas war am vergangenen Wochenende freigelassen worden. Die Hamas hat seine Frau, die neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft hat, und die beiden Söhne für tot erklärt. Die israelischen Behörden haben dies jedoch bisher nicht bestätigt.
In seiner ersten öffentlichen Erklärung seit seiner Freilassung forderte Jarden Bibas Netanyahu dazu auf, seine Frau und seine beiden Kinder sowie “alle” Geiseln aus dem Gazastreifen zurückzubringen. “Leider ist meine Familie noch nicht zurückgekehrt”, erklärte Bibas. “Alles hier ist nur Dunkelheit (…). Helft mir, das Licht in mein Leben zurückzubringen”, fügte er hinzu.
Netanyahu in den USA
Netanyahu hält sich unterdessen nach wie vor zu Besuch in den USA auf, wie sein Büro mitteilte. In einem Interview mit dem israelischen Sender Channel 14 sagte er, es sei sein Ziel, die erste Phase des Waffenruhe-Abkommens umzusetzen. Die zweite Phase sei “sehr viel komplizierter”, doch auch hier zeigte er sich “hoffnungsvoll”. Wie sein Büro später mitteilte, soll nach der Geiselfreilassung am Samstag eine israelische Delegation nach Doha fliegen.
Im Gegenzug für die Freilassung der Geiseln sollen am Samstag laut dem Palestinian Prisoners’ Club, der die Interessen von Häftlingen vertritt, 183 Gefangene aus israelischen Gefängnissen freikommen. 18 davon seien zu lebenslanger Haft verurteilt worden, 54 weitere zu langjährigen Haftstrafen. 111 Häftlinge seien Bewohner des Gazastreifens, die nach dem Hamas-Großangriff am 7. Oktober 2023 festgenommen wurden.
Das israelische Militär teilte unterdessen mit, dass der Chef des US-Zentralkommandos für den Nahen Osten (Centcom), Michael Kurilla, Israel besucht habe. Kurilla habe mit hochrangigen israelischen Offizieren die strategische Situation in der Region erörtert und über die Bedrohungen im Nahen Osten diskutiert, hieß es in einer Mitteilung. Demnach war Kurilla bereits am Mittwoch in Israel eingetroffen.
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