Soldaten geleiten die frei gelassenen Geiseln in Sicherheit

Hamas lässt die ersten Geiseln frei

Samstag, 21. Oktober 2023 | 08:04 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

Knapp zwei Wochen nach der Entführung von mehr als 200 Menschen aus Israel hat die islamistische Hamas im Gazastreifen zwei der Geiseln freigelassen. Die israelische Regierung bestätigte die Freilassung der beiden Frauen am Freitagabend. Es handelt sich um Mutter und Tochter. Nach Angaben der US-Regierung sind die beiden Amerikanerinnen. Es sind die ersten Geiseln der Hamas in dem Konflikt, die frei kamen. US-Präsident Joe Biden begrüßte die Freilassung der Amerikanerinnen.

“Ich bin überglücklich, dass sie bald wieder mit ihrer Familie vereint sein werden, die von Angst gequält war”, teilte Biden am Freitag in Washington mit. Biden bestätigte in seiner Mitteilung die US-amerikanische Nationalität der beiden Frauen. Medienberichten in den Vereinigten Staaten zufolge stammten sie aus Evanston, einem Vorort von Chicago. Ein Sprecher des israelischen Militärs sagte im US-Fernsehen, dass eine der beiden Doppelstaatsbürgerin sei und auch die israelische Staatsbürgerschaft habe.

Das Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu teilte mit, der israelische Verantwortliche für die Entführten und Vermissten, Brigadegeneral Gal Hirsch, habe die beiden Frauen an der Grenze des Gazastreifens in Empfang genommen. Die beiden seien danach zu einer Militärbasis im Zentrum des Landes gebracht worden, wo sie mit Familienangehörigen wiedervereint werden sollten.

Medien in Israel veröffentlichen in der Nacht ein erstes Foto der beiden auf israelischem Gebiet. Darauf sind die Frauen Hand in Hand mit Hirsch zu sehen. Drei bewaffnete Soldaten begleiten sie.

Die Frauen, die aus dem Kibbuz Nahal Oz nahe der Grenze zum Gazastreifen entführt worden waren, befanden sich auf dem Weg zu einem Militärstützpunkt in Zentralisrael, wo ihre Familienangehörigen auf sie warteten, hieß es in einer Erklärung des Büros von Netanyahu. Der israelische Verantwortliche für die Entführten und Vermissten, Brigadegeneral Gal Hirsh, habe sie an der Grenze des Gazastreifens empfangen.

Die Frauen sind mit Hilfe des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) nach Israel gebracht worden. “Die Freilassung der beiden Geiseln ist ein Hoffnungsschimmer”, teilte IKRK-Chefin Mirjana Spoljaric am Freitagabend in Genf mit. Die Freilassung der beiden US-Amerikanerinnen wurde durch Vermittlung der Regierung von Katar ermöglicht, wie US-Außenminister Antony Blinken sagte. Biden bedankte sich bei Katar für die Bemühungen.

Der militärische Arm der Hamas hatte zuvor mitgeteilt, als “Reaktion auf die Bemühungen Katars zwei amerikanische Staatsbürger (eine Mutter und ihre Tochter) aus humanitären Gründen” freigelassen zu haben. Die Al-Kassam-Brigaden der Hamas wollten damit nach eigener Darstellung “dem amerikanischen Volk und der Welt beweisen, dass die Behauptungen von (US-Präsident Joe) Biden und seiner faschistischen Regierung falsch und unbegründet” seien.

Das katarische Außenministerium teilte mit, dass die Freilassung “nach vielen Tagen kontinuierlicher Kommunikation” erfolgt sei. Man hoffe, “alle zivile Geiseln” durch Dialog freizubekommen, sagte ein Sprecher.

Terroristen im Auftrag der im Gazastreifen herrschenden Hamas hatten am 7. Oktober in Israel ein Massaker unter Zivilisten angerichtet. Mehr als 1.400 Menschen kamen dabei und in den folgenden Tagen ums Leben. Mindestens 203 weitere wurden laut israelischer Armee gewaltsam in den Gazastreifen verschleppt, darunter sind auch mehrere Ausländer. Am 16. Oktober erklärten die Islamisten, diese Nicht-Israelis seien ihre Gäste und würden freigelassen, sobald es die Umstände erlaubten.

Die Armee geht eigenen Angaben zufolge davon aus, dass die meisten der Geiseln noch am Leben sind. Unter den Entführten sind dem Militär zufolge mehr als 20 Kinder und Jugendliche. 100 bis 200 weitere Menschen gelten seit den Terroranschlägen noch als vermisst.

Der israelische Ex-Ministerpräsident Ehud Barak erwartet, dass die Hamas alle ausländischen Geiseln freilassen wolle. Er gehe davon aus, dass die Hamas “einen gewissen Anreiz hat, die allermeisten Geiseln mit nicht-israelischen Pässen freizulassen”, um “den Stempel einer IS-ähnlichen Organisation” loszukriegen, den sie seit den Massakern an Israelis vom 7. Oktober trage, sagte Barak dem “Standard” (Samstag-Ausgabe). “Dieses Image schadet ihr in der Welt.” Als die Hamas laut Barak bemerkt hat, “wie sich die ganze Welt hinter Israel stellte, spürten sie vielleicht einen gewissen Druck”.