Kämpfe zwischen Hamas und Israel gehen weiter

Hamas-Medien: 24 Tote bei israelischem Angriff in Rafah

Donnerstag, 14. Dezember 2023 | 12:03 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

Bei einem israelischen Angriff auf zwei Häuser im Zentrum der Stadt Rafah im Gazastreifen sind nach Berichten von Medien, die der militanten Palästinenser-Organisation Hamas nahestehen, 24 Menschen umgekommen. Bei einem israelischen Militäreinsatz in der Nacht auf Donnerstag sind in Jenin im Westjordanland nach offiziellen palästinensischen Angaben drei Menschen getötet worden.

Es gab zunächst keine Bestätigung der palästinensischen Behörden für die Ereignisse in Rafah. In der Stadt im südlichen Gazastreifen befindet sich der einzige Grenzübergang nach Ägypten.

Später verkündete Israels Armee eine vierstündige “taktische” Kampfpause in einem Viertel in Rafah. Diese Pause aus humanitären Gründen solle dazu dienen, der Zivilbevölkerung die Möglichkeit zu geben, Vorräte wie Nahrungsmittel und Wasser aufzufüllen, teilte die für Kontakte mit den Palästinensern zuständige israelische COGAT-Behörde (Coordinator of Government Activities in the Territories) am Donnerstag auf X mit.

Die Kampfpause beschränkt sich demnach auf das Al-Salam-Viertel in der Stadt mit einem Grenzübergang zu Ägypten, über die die Transporte von Hilfsgütern für die notleidende Zivilbevölkerung in dem abgeriegelten Küstenstreifen transportiert werden. Sie soll von 10.00 bis 14.00 Uhr (9.00 bis 13.00 Uhr MEZ) anhalten.

Zwei der Opfer in Jenin seien bei einem Drohnenangriff auf ein Haus getroffen worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium mit. Ein dritter Mensch erlag demnach wenig später seinen Verletzungen. Einer der Toten war ein Minderjähriger. Von der israelischen Armee gab es dazu zunächst keine Informationen.

Der Militäreinsatz des israelischen Militärs im Westjordanland läuft nach palästinensischen Angaben bereits seit Dienstag. Insgesamt seien dabei nunmehr elf Menschen getötet sowie mehrere Menschen verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium weiter mit. Das israelische Militär teilte mit, man wolle unter den Straßen verborgene Sprengkörper freilegen, die die Sicherheitskräfte angreifen sollten.

Die Hamas, der Hauptgegner Israels im neuen Nahost-Krieg, feuert unterdessen nach Angaben der israelischen Streitkräfte weiterhin Raketen aus der von Angriffen ausgenommenen “humanitären Zone” im bis dato von ihr kontrollierten Gazastreifen ab. Seit der Einrichtung der Schutzzone für Zivilisten am 18. Oktober seien aus dem Gebiet rund um die Ortschaft Al-Mawasi an der Mittelmeerküste 116 Raketen auf Israel abgeschossen worden, teilte das Militär am Mittwoch mit.

38 Geschoße seien innerhalb des Gazastreifens eingeschlagen. “Die Hamas nutzt die humanitäre Zone weiterhin, um terroristische Aktivitäten auszuüben und bringt damit das Leben von Zivilisten im Gazastreifen und in Israel in Gefahr”, hieß es in der Mitteilung der Streitkräfte weiter.

Seit den Massakern der Hamas und anderer extremistischer Palästinenser-Gruppen am 7. Oktober, die Israel mit massiven Angriffen im Gazastreifen beantwortet, hat sich die Sicherheitslage auch im Westjordanland massiv verschlechtert. Vor allem in den Städten Jenin und Nablus, die von der im Vergleich zur Hamas moderaten Palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet werden und als Hochburgen von Terrorgruppen gelten, finden regelmäßig Razzien des israelischen Militärs statt. Dabei kommt es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen. Seit dem 7. Oktober wurden dabei 274 Palästinenser im Westjordanland getötet, wie das Gesundheitsministerium weiter mitteilte.

Israel hatte 1967 unter anderem das Westjordanland, den Gazastreifen und Ost-Jerusalem erobert. 18 Prozent des Westjordanlandes, darunter die größeren Städte, stehen nach einem Abkommen von 1995 unter alleiniger Kontrolle der palästinensischen Autonomiebehörde. 2005 zog Israel aus dem Gazastreifen ab, 2007 übernahm die islamistische Hamas dort mit Waffengewalt die Kontrolle. Die Palästinenser beanspruchen das gesamte Westjordanland und den Gazastreifen für einen unabhängigen Staat mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.

Auch an der Grenze zwischen dem Libanon und Israel gab es am Donnerstag weiterhin Beschuss. Das israelische Militär meldete in der Früh, es habe Abschüsse aus dem Nachbarland registriert. Kampfflugzeuge hätten Infrastrukturen und Militärgelände der Hisbollah im Libanon angegriffen.

Die pro-iranische Schiitenorganisation teilte mit, israelische Soldaten “mit angemessenen Waffen” im Grenzgebiet angegriffen zu haben. Außerdem teilte die Hisbollah den Tod eines ihrer Mitglieder mit, ohne auszuführen wo und wann die Person ums Leben kam.

Seit Beginn des Gaza-Krieges kommt es immer wieder auch zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah in der israelisch-libanesischen Grenzregion. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006.

Israel will laut einem Medienbericht nach Ende des Gaza-Krieges auf die Einhaltung einer Pufferzone im Süden des Libanon bestehen. “Israel wird nach dem Krieg auf der Existenz einer echten Pufferzone an der Nordgrenze beharren”, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanyahu einem Bericht der Zeitung “Israel Hayom” (Dienstag) zufolge. Israel präferiere eine diplomatische Lösung, aber würde – wenn notwendig – auch militärische Mittel nutzen.