Vor seinem Tod war Hamas-Führer Haniyeh noch im Teheraner Parlament

Hamas zu Tod von Haniyeh: Verbrechen muss bestraft werden

Mittwoch, 31. Juli 2024 | 19:32 Uhr

Von: APA/Reuters/dpa/AFP

Der Hamas-Anführer Ismail Haniyeh ist Mittwoch früh in der iranischen Hauptstadt Teheran gezielt getötet worden. Die radikalislamische Palästinenserorganisation machte Israel dafür verantwortlich und sprach von einer “schweren Eskalation”. Der stellvertretende Hamas-Chef im Gazastreifen, Khalil al-Hayya, erklärte am Mittwoch in Teheran, weder die Hamas noch der Iran wollten einen Krieg in der ganzen Region. Es gebe jedoch ein Verbrechen, das bestraft werden müsse.

Haniyeh wurde nach Darstellung der islamistischen Terrororganisation bei einem gezielten Raketenangriff in Teheran getötet. “Eine Rakete traf den Raum, in dem Ismail Haniyeh sich aufhielt, und er wurde direkt getroffen”, sagte Hayya. Die Angaben hätten Zeugen gemacht, die zur Zeit des Angriffs in Haniyehs Nähe gewesen seien. Auch Mauerwerk und Fensterscheiben seien zerstört worden.

Der Iran machte nach Israel auch die USA für den Tod von Haniyeh verantwortlich. “Auch die USA sind für diesen brutalen Terrorakt verantwortlich”, hieß es in einer Mitteilung des iranischen Außenministeriums. Washington habe die israelische Regierung schon immer unterstützt und deren Verbrechen stets befürwortet. Daher spielten die USA auch in diesem Vorfall eine Rolle. Gleichzeitig betonte das Außenministerium in Teheran erneut, dass es das legitime Recht des Irans sei, auf dieses Verbrechen auf seinem Staatsgebiet eine angemessene Antwort zu geben.

Die USA betonen hingegen, in den tödlichen Angriff auf Haniyeh weder involviert noch darüber informiert worden zu sein. “Wir hatten davon keine Kenntnis und waren nicht beteiligt”, sagte Außenminister Antony Blinken dem Sender Channel News Asia bei einem Besuch in Singapur. Gefragt nach den möglichen Auswirkungen meinte er laut einer Abschrift des Interviews, es sei sehr schwer darüber zu spekulieren. Entscheidend sei, dass es zu einer Waffenruhe im Gazastreifen komme und die israelischen Geiseln dort freikämen. Eine Waffenruhe sei am besten dazu geeignet, die aufgeheizte Lage zu beruhigen.

Die israelische Regierung wollte sich zum Tod des Hamas-Anführers nicht äußern. “Wir kommentieren diesen speziellen Vorfall nicht”, sagte Sprecher David Mencer. Israel fühle sich den Verhandlungen für eine Waffenruhe im Gazastreifen verpflichtet. Es wolle eine Vereinbarung zur Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln.

Nach dem tödlichen Angriff auf Haniyeh im Iran hat die Europäische Union alle Konfliktparteien aufgerufen, “größtmögliche Zurückhaltung” zu üben und eine weitere Eskalation zu vermeiden. Die EU vertrete grundsätzlich eine Position, “die außergerichtliche Hinrichtungen ablehnt und die Rechtsstaatlichkeit unterstützt, auch im Rahmen der internationalen Strafgerichtsbarkeit”, erklärte Peter Stano, Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell, am Mittwoch. Kein Land und keine Nation würde von einer weiteren Eskalation im Nahen Osten profitieren, fügte er hinzu.

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant sagte, sein Land wolle keine Ausweitung des Krieges, sei aber auf alle Szenarien vorbereitet. Erst am Dienstag hatte Israel nach eigenen Angaben gezielt einen Hisbollah-Kommandanten in Beirut getötet, der für den Beschuss der israelisch besetzten Golanhöhen mit zwölf Toten verantwortlich sein soll. Die Hamas und die Hisbollah gehören zur sogenannten “Achse des Widerstandes”, die vom Iran geführt wird.

“Heute Morgen wurde das Haus von Ismail Haniyeh in Teheran angegriffen, wobei er und einer seiner Leibwächter ums Leben kamen”, bestätigten die iranischen Revolutionsgarden den Tod des Hamas-Anführers. Er war anlässlich der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten (Regierungschefs) Masoud Pezeshkian in Teheran.

Die Terrororganisation Hamas sprach von einem “verräterischen zionistischen Angriff” auf Haniyeh. Als “zionistisches Regime” bezeichnen die Hamas und der Iran üblicherweise Israel, dem sie das Existenzrecht als Staat absprechen. “Diese Ermordung von Bruder Haniyeh durch die israelische Besatzungsmacht stellt eine schwerwiegende Eskalation dar, die darauf abzielt, den Willen der Hamas zu brechen”, sagte der hochrangige Hamas-Vertreter Sami Abu Zuhri. Die Hamas, die am 7. Oktober überraschend Israel angegriffen hatte und sich seither erbitterte Kämpfe mit dem israelischen Militär im Gazastreifen liefert, werde den eingeschlagenen Weg ungeachtet der Opfer fortsetzen. “Wir sind vom Sieg überzeugt.” Die Qassam-Brigaden, der militärische Teil der Hamas, drohten, die Tötung Haniyehs werde “den Kampf in eine neue Dimension führen”. Israel werde den Preis für die Tat bezahlen “an jedem Ort, den die Hände unserer Mujaheddin erreichen”.

Die iranische Führung reagierte empört. Rache sei die Pflicht des Iran, da Haniyeh auf iranischem Boden getötet worden sei, sagte das Oberhaupt der Islamischen Republik, Ayatollah Ali Khamenei. “Es wird eine harte Bestrafung geben.” Khamenei sagte weiter, das ganze Land trauere um einen mutigen und heiligen Krieger. Präsident Pezeshkian drohte, der Iran werde dafür sorgen, dass “die terroristischen Besatzer ihre feige Tat” bereuten. Israel wird im Iran auch als Besatzer palästinensischen Gebiets bezeichnet. Der Iran werde seine territoriale Integrität verteidigen.

Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas, der im Westjordanland das Sagen hat, verurteilte die Tötung Haniyehs, wie die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA meldete. Es gab Aufrufe zum Generalstreik und zu Massendemonstrationen. Die von Abbas geführte gemäßigtere Fatah und die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen sind konkurrierende Palästinenserorganisationen.

Ägypten und Katar, die beide zusammen mit den USA im Gaza-Krieg vermitteln und um eine Waffenruhe bemüht sind, verurteilten die Tötung Haniyehs scharf. Dies sei eine gefährliche Eskalation, teilte Katars Außenministerium mit. Katar versucht seit Monaten mit Ägypten und den USA, eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sowie eine Freilassung der israelischen Geiseln aus der Gewalt der Extremisten im Gazastreifen zu vermitteln. Das ägyptische Außenministerium forderte, die Spirale der Eskalation zu stoppen. Die Sicherheitslage im Nahen Osten dürfe nicht außer Kontrolle geraten. Die Tötung Haniyehs zeige, dass es Israel an politischem Willen zur Deeskalation mangle.

Im Iran wurde nach dem gewaltsamen Tod Haniyehs eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Am Donnerstag soll eine Trauerfeier in Teheran stattfinden. Anschließend soll der Leichnam zum Begräbnis in die katarische Hauptstadt Doha überführt werden, wie die Hamas mitteilte. Die Trauerfeier in Katar solle Freitagmittag mit einem Gebet beginnen. Haniyehs Leichnam solle dann auf einem Friedhof in der Stadt Lusail nördlich von Doha bestattet werden. Erwartet würden dazu “arabische und islamische Anführer”. Haniyeh lebte mit Teilen seiner Familie seit Jahren im Golfemirat Katar. Die Hamas unterhält in Doha auch ein politisches Büro.

Kommentare

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12 Kommentare auf "Hamas zu Tod von Haniyeh: Verbrechen muss bestraft werden"


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Doolin
Doolin
Kinig
12 h 41 Min

…Hamas-Bosse sind nirgends sicher, nicht mal im Iran…

Zugspitze947
10 h 50 Min

Dolin: und DAS ist gut so denn mit solchen Hetzern wird es nie Frieden geben 🙁

fingerzeig
fingerzeig
Superredner
8 h 5 Min

@Zugspitze947
wenn sie denn etwas zu sagen hätten, mit ihnen genausowenig.

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
1 h 11 Min

@Zugspitze947
Mit Netanjahu ganz sicher auch nicht!

6079_Smith_W
11 h 30 Min

Einer der von seinem Volk Opfer verlangte während er im Luxus in Katar lebte… 🙄

traktor
traktor
Kinig
10 h 1 Min

gut so, wieder einer weniger….

Aurelius
Aurelius
Kinig
6 h 6 Min

Israel ist umzingelt von Feinden und wird die Quittung präsentiert bekommen

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
4 h 21 Min

Hel predigsch du gleich long wia i predig sie sölln die Geiseln frei lossen… Du bisch jo a lei so a Hetzer, mogsch grod ummi in den Iran wenn dor zu den Artikel nix besseres einfällt.. 😉

Astronaut
Astronaut
Grünschnabel
3 h 9 Min

@ Aurelius. Genau das ist der Grund, weshalb Israel mit aller Macht und Härte zurückschlägt. Schon im 6 Tage Krieg haben sie sich so verhalten. Sie stehen halt mit dem Rücken zum Meer und haben keine Rückzugsmöglichkeit, da ist Angriff die beste Option. Für die Menschen dazwischen ist das natürlich eine Tragödie.

Look_at_Yourself
Look_at_Yourself
Universalgelehrter
9 h 1 Min

 
Na ja, jetzt kann er ja feststellen, ob an der Theorie von den 72 Jungfrauen etwas drann ist.

Neumi
Neumi
Kinig
6 h 5 Min

Auf die Ewigkeit verteilt, muss man da ganz schön haushalten.

Gerüchten zufolge handelt es sich aber eh um einen Übersetzungsfehler und in Wahrheit wurde von Weintrauben gesprochen.

https://www.spiegel.de/politik/jungfrauen-oder-weintrauben-a-82f5e3b0-0002-0001-0000-000055034212

Sara Lea
Sara Lea
Tratscher
2 h 22 Min

Das Karma des Massenmörder Haniyyeh hat erneut zugeschlagen. Das Lied von AC/DC: “I’m on the Highway to Hell” passt, der iranische Highway hat ihn direkt in die Hölle katapultiert.

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