Von: luk
Bozen – Mit Verwunderung reagiert der Leiter der öffentlichen Delegation Michael Mayr auf die neuerlichen Vorwürfe der Hausärztegewerkschaft FIMMG.
FIMMG-Gewerkschafter Domenico Bossio wirft nach den gestrigen Verhandlungen um den Landeskollektivvertrag der Hausärzte Landesrätin Martha Stocker mangelnde Handschlagqualität und fehlende Handlungsbereitschaft vor. “Diese Anschuldigungen können wir so nicht stehen lassen, weil sie in keinster Weise der Realität entsprechen”, reagiert Delegationsleiter Michael Mayr auf die wiederholten Angriffe.
Keine baulichen Anpassungen in Sachen Barrierefreiheit für Hausärzte, die ihre Patienten zuhause betreuen: Laut Bossio habe in dieser Frage bei den gestrigen Verhandlungen eine mündliche Einigung erzielt werden können. “Dem ist aber nicht so, denn diese so genannte Einigung war nur ein Vorschlag, der bei den Interessensverbänden auf wenig Gegenliebe gestoßen ist”, entgegnet Mayr. Der Präsident des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit Martin Telser äußert sich dazu sehr klar: “Die alleinige Betreuung zu Hause von Menschen mit permanenter oder zeitweiliger Einschränkung der Bewegungsfreiheit engt die Betroffenen in ungerechtfertigter Art und Weise in ihrer Wahlfreiheit ein, wann und wie sie zum Hausarzt gehen wollen.” Dies entspreche nicht einem gleichwertigen Angebot für alle Patienten, denn Barrierefreiheit ist ein Begriff, der nicht nur für Menschen mit Behinderung gilt, sondern auch für Menschen, die nach einem Unfall oder einer Krankheit zeitweilig in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt seien oder auch für Mütter mit Kinderwagen. Telser glaubt, dass gerade Hausärzte auf die besonderen Bedürfnisse ihrer Patienten eingehen sollten: “Barrierefreiheit betrifft nicht nur Menschen mit Behinderung. Bauliche Anpassungen von Gebäuden und Einrichtungen sind im Interesse einer wesentlich breiteren Bevölkerungsschicht.” Deshalb sei der Vorschlag des Landes für eine Übergangslösung, die eine behindertengerechte Ausstattung von Hausarztpraxen bei Neubeginn der Tätigkeit innerhalb von drei Jahren, positiv zu bewerten, auch weil dies ein Entgegenkommen gegenüber den Ärzten bedeute.
Delegationsleiter Michael Mayr ist mit dem Vorschlag der Übergangslösung in Sachen Barrierefreiheit von Arztpraxen auch einer Bitte des Dachverbandes nachgekommen und hat damit seinen politischen Auftrag, einen Ausgleich zwischen den Interessensgruppen zu finden, erfüllt. “Der Vorschlag sollte der letzthin laut gewordenen Kritik der Hausärzte, dass zu wenig für die Förderung von Jungärzten getan wird, Folge tragen. Zudem sind wir allen Patienten verpflichtet, die permanent oder auch nur zeitweilig auf barrierefreie Zugänge zu den Hausarztpraxen angewiesen sind.” Er stellt auch nochmals klar, dass es sich beim diskutierten Text um einen Entwurf und nicht um eine bereits beschlossene Sache gehandelt habe. Eine barrierefrei geplante Umwelt sei für alle Menschen von Vorteil, so Mayr. Dies habe auch eine kürzlich abgehaltene fachspezifische Tagung an der Landesberufsschule “Savoy” in Meran ganz klar gezeigt.