Russische Schwarzmeerfotte auf der Krim stationiert

Heftige Kämpfe um Dörfer bei Bachmut – Kritik an Führung

Donnerstag, 14. September 2023 | 17:52 Uhr

Von: APA/Reuters/dpa

In ihrer Gegenoffensive setzt die ukrainische Armee nach eigenen Angaben die russischen Truppen bei Bachmut im Donbass weiter unter Druck. Um drei Dörfer südlich der Stadt werde hart gekämpft. In einem seltenen Fall von Widerspruch gegen die eigene Führung dementierte die Truppe indes Kiewer Angaben, das Dorf Andrijiwka südlich der Stadt sei bereits erobert. Dies hatte Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar auf Telegram geschrieben, den Eintrag aber später wieder gelöscht.

“Solche Aussagen sind schädlich, gefährden das Leben der Truppe und beeinträchtigen die Durchführung von Kampfeinsätzen”, kritisierte die Militäreinheit vor Ort. “Die Aussage über die Einnahme von Andrijiwka ist falsch und verfrüht”, schrieb die dort eingesetzte 3. separate Sturmbrigade am Donnerstag auf ihrem Telegram-Kanal.

Die russische Armee und die Söldnertruppe Wagner hatten Bachmut nach monatelangen Kämpfen mit schwersten Verlusten im Mai unter Kontrolle gebracht. Die ukrainischen Truppen verteidigten die völlig zerstörte Stadt hinhaltend, damit die russische Armee sich aufreibt.

In ihrer Gegenoffensive versuchen die Ukrainer nun, an den Flanken von Bachmut vorzudringen. Die umkämpften Dörfer Klischtschijiwka, Andrijiwka und Kurdjumiwka liegen an einer Eisenbahnlinie, die derzeit nach ukrainischer Darstellung die Front bildet. Russische Militärblogger hatten zuletzt über den Rückzug der russischen Truppen aus Andrijiwka und Klischtschijiwka berichtet. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht. Die Ukraine wehrt seit mehr als 18 Monaten eine russische Invasion ab.

Bei einem Drohnenangriff auf die seit 2014 von Russland annektierte Krim hat es laut Medienberichten nahe der Großstadt Jewpatorija in der Nacht auf Donnerstag schwere Explosionen gegeben. Getroffen worden sei auf der Krim ein modernes Flugabwehrsystem vom Typ S-400 Triumf, teilte die “Ukrajinska Prawda” am Donnerstag unter Berufung auf eine Quelle beim ukrainischen Geheimdienst mit. Das Waffensystem S-400 soll umgerechnet 1,1 Milliarden Euro kosten. Das russische Militär hat den Treffer bisher nicht bestätigt, sondern lediglich den Abschuss von elf Drohnen gemeldet.

Darüber hinaus ist russischen Angaben nach auch die “Sergej Kotow”, ein Patrouillenboot der Schwarzmeerflotte, von Wasserdrohnen attackiert worden. Dieser Angriff sei abgewehrt, alle fünf für die Attacke genutzten unbemannten Wasserfahrzeuge zerstört worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

Russland attackierte die Ukraine nach Angaben des ukrainischen Militärs in der Nacht ebenfalls erneut mit Drohnen. Bei einem russischen Artillerieangriff in der Südukraine wurde nach Angaben der Behörden ein Kind getötet. Ein sechsjähriger Bub sei durch russischen Beschuss in dem Dorf Nowodmytriwka in der Region Cherson ums Leben bekommen, teilte die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Sein 13-jähriger Bruder und drei weitere Personen seien verletzt worden. Die Granaten hätten ein Privathaus und das umliegende Grundstück getroffen.

Die ukrainische Luftwaffe teilte indes mit, dass 17 von 22 russischen Drohnen abgefangen worden seien, die Gebiete im Süden, Norden und in der Landesmitte angegriffen hätten. Dabei habe es sich um Kamikaze-Drohnen des iranischen Typs Shahed gehandelt, teilte die ukrainische Luftwaffe auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit.

Erst am Mittwoch hatte die Ukraine mit Marschflugkörpern eine Kriegswerft in Sewastopol angegriffen und dabei neben den Docks auch ein großes Landungsschiff und ein U-Boot getroffen. Experten gehen nach Ansicht der Bilder von einem Totalschaden am Landungsschiff aus. Die Krim ist wichtig für den Nachschub der russischen Invasionstruppen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat wiederholt erklärt, Ziel sei es, nicht nur die russisch besetzten Gebiete auf dem Festland, sondern auch die Krim wieder unter ukrainische Kontrolle zu bringen.

Auch in den südrussischen Regionen Brjansk und Belgorod haben Luftabwehreinheiten nach Angaben der russischen Streitkräfte ukrainische Drohnen abgeschossen. Fünf Drohnen seien über Brjansk und eine über Belgorod zerstört worden, berichteten russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf örtliche Beamte und das Verteidigungsministerium. Beide Gebiete grenzen an die Ukraine.