Von: mk
Bozen/Schenna – „Es erreicht uns eine traurige Nachricht: Im Alter von 91 Jahren ist Sepp Innerhofer, Gojenbauer in Schenna und Träger des Tiroler Verdienstkreuzes, von uns gegangen. Er war das letzte noch lebende Gründungsmitglied des Befreiungsausschusses Südtirol (BAS)“, erklärt der Obmann des Südtiroler Heimatbundes (SHB), Roland Lang. In der Nacht auf den 30. Jänner 1960 sprengte er zusammen mit Kurt Welser, Heinrich Klier, und Martl Koch ein besonders verhasstes Symbol faschistischer Herrschaft, das damals immer noch bestehende Reiterstandbild des „Duce“ vor dem Kraftwerk in Waidbruck.
Nach den Anschlägen der Herz-Jesu-Nacht des Jahres 1961 auf Strommasten wurde er verhaftet und in der Carabinierikaserne in Eppan schwer gefoltert. In einem aus dem Gefängnis herausgeschmuggelten Brief an Landeshauptmann Dr. Magnago habe Innerhofer am 22. September 1961 die erlittenen Misshandlungen geschildert: „Stehen vor einer Glühlampe direkt vor dem Gesicht – Faustschläge und Schläge mit Gewehrriemen und Gewehrkolben ins Gesicht und auf den nackten Körper – ein Zahn ausgeschlagen – ohne Essen und Trinken 24 Stunden im Keller – neuerliche Misshandlungen an den Geschlechtsteilen – Bewusstlosigkeit – zuletzt Unterschrift unter ein vorgelegtes ‚Geständnisprotokoll‘, ohne dieses gelesen zu haben.“
Magnago habe laut Heimatbund nicht auf diesen Brief reagiert. Sepp Innerhofer saß drei Jahre im Gefängnis und hatte nach seiner Entlassung 35 Jahre lang keine Bürgerrechte. Er durfte keinen Besitz haben, keine öffentlichen Ämter bekleiden und musste sich regelmäßig bei den Carabinieri melden. Erst im Jahre 2000 durfte er wieder sein Wahlrecht ausüben.
Innerhofer trat stets öffentlich für das Recht auf Selbstbestimmung ein und hielt noch im hohen Alter zahlreiche Vorträge an Schulen und auf Abendveranstaltungen. „Damit erfüllte er im Dienste der Wahrheit eine Aufgabe, welche von der Landespolitik nicht wahrgenommen wurde. Innerhofer berichtete den Schülern über den Faschismus, die Katakombenschule, die aufgezwungene Option von 1939, den Pariser Vertrag, die Gründung des BAS, die Anschläge der Feuernacht, die Verhaftungswelle, die schrecklichen Folterungen und die Gerichtsverhandlungen in Mailand“, erklärt Lang. Am 20. April 2018 hatte das Tagblatt „Dolomiten“ ein ausführliches Interview mit dem Freiheitskämpfer gebracht und diesen damit gewürdigt.
„Wir nehmen voll Bewegung Abschied von einem mutigen und aufrichtigen Tiroler und trauern mit den Angehörigen“, betont Lang im Namen des Heimatbundes.
Zum Tod von Sepp Innerhofer: STF spricht Angehörigen Beileid aus
Auch die Landesleitung und der Hauptausschuss der Bewegung Süd-Tiroler Freiheit sprechen anlässlich des Todes des Freiheitskämpfers Sepp Innerhofer den Angehörigen ihr Beileid aus.
„Sepp Innerhofer hat gegen die Auslöschungspolitik angekämpft und wie seine politischen Mithäftlinge der 1960-er Jahre die ganze Härte italienischer Zwangsgewalt erfahren und ertragen müssen. Danach hat er mit viel Fleiß die eigene und die Existenz seiner Familie wieder aufgebaut. Mit viel persönlichem Einsatz hat er dazu beigetragen, dass der Jugend Heimatliebe und Geschichtsbewusstsein vermittelt wurden“, erklärt die Süd-Tiroler Freiheit.