Von: mk
Bozen – Der 16-jährige Südtiroler Schüler Nathan Previdi hätte am 2. Juni, dem Tag der Republik, am Waltherplatz eine Rede halten sollen. Wie berichtet, wurde sie vom Regierungskommissär anscheinend für zu politisch gehalten und vom deutschen Schulamt komplett umgeschrieben. Nur Anfang und Ende der Rede von Previdi fielen nicht der Zensur zum Opfer. „Ein Skandal, wenn man bedenkt, dass der Vorfall sich im Zusammenhang mit dem Tag der Republik abgespielt hat“, erklärt der Südtiroler Heimatbund (SHB) in einer Aussendung.
Auch wenn in Südtirol beim Referendum am 2. Juni 1946 nicht über Republik oder Monarchie abgestimmt wurde, da der Verbleib des Landes zu Österreich oder zu Italien noch nicht entschieden war, werde dieses Ereignis von römischer Seite auch in Südtirol mit viel Aufwand begangen, fügt der Heimatbund hinzu.
Im Art. 21 der italienischen Verfassung der Republik Italien stehe klar und deutlich: „Jedermann hat das Recht, die eigenen Gedanken durch Wort, Schrift und jedes andere Mittel der Verbreitung frei zu äußern.“ Und Art. 19 der Menschenrechte erkläre: „Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäusserung; dieses Recht umfasst die Freiheit, Meinungen unangefochten anzuhängen und Informationen und Ideen mit allen Verständigungsmitteln ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“
Es gehe hier nicht mehr darum, ob einem die für den Tag der Republik vorbereitete Rede von Previdi gefällt, oder nicht, so SHB-Obmann Roland Lang.“ Denn durch die von oben angeordnete Zensur seiner Rede fühlt man sich in die finstere Zeit des Nazifaschismus zurückversetzt, in der das Recht auf Meinungsfreiheit beschnitten und sogar strafrechtlich verfolgt wurde.“
Der Südtiroler Heimatbund verlangt von allen Behörden, Amtsträgern und Beamten des Staates und des Landes, die sich an der Zensur bzw. Überarbeitung der Rede mitschuldig gemacht haben, eine klare Entschuldigung.
Außerdem dankt der SHB dem Schüler Nathan Previdi für seine Zivilcourage, die er durch die Veröffentlichung und Schilderung der Vorgänge rund um seine Rede gezeigt habe. „Nur dadurch kann verhindert werden, dass die freie Meinungsäußerung durch höhere Stellen immer wieder beschnitten wird“, so der Heimatbund.