Von: mk
Innsbruck – Die vor einem Jahr von der Tiroler Landesregierung eingerichtete Steuerungsgruppe Herdenschutz und große Beutegreifer hat das Schweizer Institut AGRIDEA mit der Durchführung einer Studie zur Umsetzbarkeit von verschiedenen Herdenschutzmaßnahmen, deren Kosten und deren Einfluss auf die touristische Nutzung beauftragt. Anhand von vier verschiedenen Almen soll die Machbarkeit von Herdenschutz exemplarisch untersucht werden. Die Ergebnisse werden Anfang des kommenden Jahres vorliegen.
„Es ist eine Tatsache, dass große Beutegreifer wie Wolf und Bär ein veritables Problem für die Almwirtschaft darstellen. Es ist genauso eine Tatsache, dass die großen Beutegreifer dem höchsten EU-Schutzstatus unterliegen und auch in Tirol nur unter bestimmten Voraussetzungen entnommen werden dürfen. Eine davon ist, dass die möglichen Präventionsmaßnahmen zum Schutz des Almviehs ausgereizt sein müssen“, erklärt LHStv Josef Geisler. „Wir wollen vorbereitet sein. Mit dieser Studie sollen gesicherte Grundlagen erarbeitet und belastbare Aussagen getroffen werden, ob wo und wie Herdenschutz in Tirol überhaupt möglich ist.“ Und selbstverständlich stelle sich auch die Frage nach den Kosten.
Erfahrungen mit Herdenschutzmaßnahmen aus anderen Regionen können nicht ohne weiteres auf Tirol übertragen werden. Für die Machbarkeitsstudie wurden deshalb vier Almen mit unterschiedlichen Voraussetzungen ausgewählt. „Drei Almen sind für die Schafhaltung typische Hochalmen über 2.000 Meter. Darunter sind unterschiedlich große Almen mit kleineren und größeren Schafherden, touristisch wenig bis stark genutzte Almen und Almen mit und ohne Hirten. Eine der zu untersuchenden Almen befindet sich in mittlerer Höhenlage, das überschaubare Almgebiet ist bereits eingezäunt“, erläutert der Vorsitzende der Steuerungsgruppe und Vorstand der Abteilung landwirtschaftliches Schulwesen, Jagd und Fischerei, Klaus Wallnöfer. Weitläufige Almgebiete mit hochalpiner Topographie, inhomogene Tierherden unterschiedlicher Größe und eine teils starke Nutzung der Alm- und Bergregionen durch Wanderer und Mountainbiker sind somit Themen, die in der Studie beleuchtet werden.
Großflächiger Herdenschutz derzeit kein Thema
Auch wenn Mitte Juli im Gebiet zwischen dem Sellraintal und dem Inntal 20 tote Schafe aufgefunden wurden und weitere gerissene Schafe im Pitztal zu verzeichnen sind, würden großflächige Herdenschutzmaßnahmen auf Tiroler Almen zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn machen. „Wir haben es derzeit in Tirol mit einzelnen durchziehenden Wölfen oder Bären zu tun. Herdenschutzmaßnahmen sind vor allem dann angezeigt, wenn es ein dauerhafte Präsenz von großen Beutegreifern, beispielsweise einem Wolfsrudel, gibt“, führt Martin Janovsky, Beauftragter des Landes Tirol für große Beutegreifer aus.
In Österreich gibt es seit 2005 einen Bären- und seit 2012 einen Wolfsmanagementplan. Für den Fall dass ein Wolf ohne ersichtlichen Grund aggressiv auf Menschen reagiert oder wenn wiederholt sachgerecht geschützte Nutz- und Haustiere getötet werden, wird in letzter Konsequenz eine Entnahme empfohlen. Zuvor kommen jedoch noch Vergrämungsmaßnahmen oder allenfalls das Fangen und Ausstatten des betreffenden Tieres mit einem Peilsender infrage. Bei großen Schadenshöhen ist dies im Wolfsmanagement allerdings nicht vorgesehen. Im Tiroler Jagdgesetz ist eine Möglichkeit zur Entnahme großer Beutegreifer nur unter den angeführten Bedingungen vorgesehen.