Kommentar

Heute „goldener Benito“ – morgen „goldene Kloschüssel“?

Donnerstag, 09. Februar 2017 | 10:17 Uhr

Von: ka

Bozen – Die Übergabe des „goldenen Benito“ an Bozens erstem Bürger Renzo Caramaschi als „Anerkennung“ für die laut der Süd-Tiroler Freiheit unzureichende Aufarbeitung der Vergangenheit in der Landeshauptstadt, sorgte weit über Südtirol hinaus für erregte Diskussionen.

Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis der „goldene Lugnbeitl“, der vom Dachverband für gebrochene Umweltschutzversprechen vergeben wird und mit dem sich bereits der Landeshauptmann „schmücken“ durfte, Geschwister bekommen würde.

In Deutschland, Italien und den USA werden solche „Negativpreise“ schon lange vergeben. Da ist etwa der „goldene Windbeutel“, der in Deutschland für Werbelügen vergeben wird, oder die bekannte „goldene Himbeere“, die für schlechte Filmleistungen überreicht wird, und die kein US-Star erhalten will. Der bekannteste italienische „Preis“ ist der „Tapiro d’oro“, den unter anderem auch Reinhold Messner erhalten hat. Seine Reaktion war damals ähnlich furios wie die des Bozner Bürgermeisters, da er die Statue gleich wie Caramaschi ebenfalls zerstörte.

Aber wie sinnvoll ist und welchen Effekt hat ein solcher Preis, wenn er nicht von einer Organisation oder einer Branche vergeben wird, sondern von einer politischen Bewegung? Kommt man mit einer solchen Vergabe dem Ziel näher oder geht es nur um ein bisschen Effekthascherei und Aufmerksamkeit? Der Anschein ist, dass Letzteres das Ziel war, während die Summe der Reaktionen von Unverständnis bis harter Kritik reicht. Die Süd-Tiroler Freiheit hat sich damit kaum einen Gefallen gemacht und ist ihrem Ziel ferner denn je. Die Gefahr aber ist, dass im Hinblick auf die Landtagswahlen das Niveau der politischen Auseinandersetzung einen neuen Tiefpunkt erreicht.

Südtirols Medienwelt könnte nach der geschlagenen Schlacht gezwungen sein, einen „Preis“ für solche und ähnliche politische „Leistungen“ – die „goldene Kloschüssel“ – zu vergeben. Die Bewegung hat am Montag schon einmal kräftig vorgelegt.

Bezirk: Bozen