Pilotprojekt in Taufers im Münstertal

Hirten und Elektrozaun sollen vor dem Wolf schützen

Donnerstag, 12. April 2018 | 09:02 Uhr
Update

Von: mk

Bozen/Taufers im Münstertal – Was im Trentino und in der Schweiz zum Schutz vor Wolf und Bär bereits angewandt wird, soll in diesem Sommer erstmals auch in Südtirol erprobt werden, berichtet das Tagblatt Dolomiten. In Taufers im Münstertal ist alles bereit für ein Pilotprojekt, das Herdenschutz mit Elektrozaun, Nachtkoppel und Hirten umfasst. Auch anderswo in Südtirol scheint sich Interesse zu regen.

Nach einer Begehung des Gebietes im Jahr 2015 hatten Experten aus Österreich und der Schweiz ein entsprechendes Konzept für den Schutz des Almviehs ausgearbeitet. Konkret ausgearbeitet wurde das Projekt von Herdenschutzberatern des Landesamts für Bergwirtschaft, der Weideinteressentschaft Taufers im Münstertal und dem Forstinspektorat Schlanders.

Wenn die Schafe in einer kompakten Herde gehalten werden, sind Nachtruhen in Koppeln und Pferchen durchführbar, heißt es aus dem Amt. Geschützt werden soll das Almvieh nachts laut Experten auch durch 1,20 Meter hohe sogenannte Schafsnetze, die unter Strom gesetzt werden.

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850 Unterschriften für ein wolfsfreies Südtirol

Während im Vinschgau der Herdenschutzversuch starten soll, geht anderswo in Südtirol der Kampf für ein wolfsfreies Südtirol weiter. Der Bauernbund hat in Klausen und Brixen Unterschriften gesammelt, um auch Bewohner in der Stadt für die Anliegen der Landwirtschaft zu sensibilisieren.

Mit der Stadtbevölkerung ins Gespräch kommen und über die Probleme, die mit der Rückkehr des Wolfes auf die Landwirtschaft und den ländlichen Raum zukommen, zu informieren, war das erklärte Ziel der Bauernbund-Ortsgruppe Villanders. In Klausen und Brixen verteilten die Bauern Informationsblätter zum Wolf und sammelten zudem noch Unterschriften für die Petition zur Regulierung des Wolfsbestandes. Das Ergebnis war überwältigend.

Dass der Wolf nicht nur auf dem Land ein Thema ist, sondern auch die Stadtbevölkerung nicht kalt lässt, bestätigt der große Zuspruch für die Initiative der Bauernbund-Ortsgruppe Villanders. „Wir haben unter anderem auf den Bauernmärkten in Brixen und Klausen knapp 850 Unterschriften gesammelt. Das Verständnis für unsere Anliegen und die Solidarität der Stadtbevölkerung waren überwältigend und haben uns wirklich überrascht“, zeigte sich SBB-Ortsobmann Konrad Senn begeistert. „Teilweise sind die Menschen Schlange gestanden, um zu unterschreiben.“

sbb

Neben dem Sammeln von Unterschriften ging es den Villanderer Bauern aber auch darum, mit Informationsblättern und Plakaten die Marktbesucher auf das Thema Wolf und die Gefahren für Mensch und Tier aufmerksam zu machen. Im Gespräch stellten die Bauern fest, dass noch viel Unwissen über den Wolf und die Auswirkungen auf die Landwirtschaft und den ländlichen Raum herrscht. Entsprechend wichtig sei die Aufklärungsarbeit in diesem Zusammenhang. „Weit verbreitet ist die Meinung, dass Herdenschutzmaßnahmen die Lösung im Umgang mit dem Wolf sind. Wenn wir den Leuten dann den großen Aufwand und die Probleme dieser Maßnahmen aufzeigten, haben viele nur mehr den Kopf geschüttelt“, so Senn.

Die Bäuerinnen und Bauern von Villanders werden sich auch in Zukunft für ein wolfsfreies Südtirol und für eine funktionierende Almwirtschaft einsetzen. Die Unterstützung, die sie von der Stadtbevölkerung erfahren haben, gibt ihnen zusätzlichen Auftrieb.

Bezirk: Bozen, Vinschgau