Es gab fast 3.000 Verletzte

Hisbollah schwört Vergeltung nach Explosionen im Libanon

Mittwoch, 18. September 2024 | 15:44 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

Die mutmaßlich koordinierten Explosionen tragbarer Funkempfänger im Libanon mit Tausenden Verletzten und zwölf Toten schüren die Sorgen vor einem größeren Krieg zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz. Rund 300 Verletzte sind laut dem libanesischen Gesundheitsminister noch in Lebensgefahr. Israels Armee und Geheimdienste bekannten sich zwar nicht zu den Explosionen, wurden von der Hisbollah und dem Iran aber umgehend als Drahtzieher beschuldigt.

In Erwartung einer möglichen Reaktion der Hisbollah seien Luftabwehr, Luftwaffe und Militärgeheimdienst in Israel in erhöhte Einsatzbereitschaft versetzt worden, berichtete der israelische Armeesender. Eine Elite-Division solle außerdem im Rahmen der erhöhten Spannungen vom Gazastreifen an die Grenze zum Libanon verlegt werden.

Im Verlauf der Nacht seien im Militärhauptquartier in Tel Aviv Beratungen zur Lagebewertung geführt worden. Israel achte nun auf jede mögliche Aktion der Hisbollah, berichtete der Sender. Die Heimatfront, die für die Notfallbereitschaft der Zivilbevölkerung zuständig ist, habe aber bisher ihre Anweisungen nicht verändert.

Durch die zeitgleiche Explosion Hunderter Pager waren am Dienstag rund 2.800 Menschen im Libanon verletzt worden, zwöf Menschen starben. Rund 300 der Verletzten schwebten am Mittwoch in Lebensgefahr, sagte der geschäftsführende libanesische Gesundheitsminister Firas Abiad in Beirut. Unter den Todesopfern seien ein acht Jahre altes Mädchen und ein elf Jahre alter Bub. Die proiranische Schiitenmiliz machte Israel verantwortlich und kündigte Vergeltung an. In Gedenken an die Opfer der Vorfälle und aus Protest sollen Schulen und Universitäten im Libanon heute geschlossen bleiben.

Die explodierten Funkempfänger waren Medienberichten zufolge vermutlich von israelischen Agenten mit Sprengstoff präpariert worden. Viele hätten aus einer Lieferung gestammt, die die Hisbollah in den vergangenen Tagen erhalten habe, meldete das “Wall Street Journal” unter Berufung auf informierte Kreise. Israelische Agenten hätten die Geräte vor der Ankunft im Libanon abgefangen und mit jeweils etwa 25 bis 50 Gramm Sprengstoff bestückt, berichtete die “New York Times” unter Berufung auf amerikanische und andere Behördenvertreter, die über die Operation informiert worden seien.

Die in Taiwan ansässige Marke der Pager wies indes eine Verbindung zu dem Vorfall von sich. Wie der Vorstand von Gold Apollo, Hsu Ching-Kuang, in Neu-Taipeh sagte, trugen die Geräte lediglich das Logo der Firma und wurden nicht von seinem Unternehmen in Taiwan gefertigt. Eine in Ungarn ansässige Firma habe die Funkgeräte entworfen und gefertigt. Cristiana Bársony-Arcidiacono, Geschäftsführerin der seit 2022 existierenden ungarischen Firma BAC Consulting, bestätigte am Mittwoch in einem Telefongespräch mit dem amerikanischen Sender NBC, dass ihr Unternehmen mit Gold Apollo zusammenarbeitet. Auf die Frage nach den Pagern und den Explosionen antwortete sie jedoch: “Ich stelle die Pager nicht her. Ich bin nur die Zwischenhändlerin. Ich glaube, Sie haben das falsch verstanden.” Ein Sprecher von Gold Apollo lehnte am Mittwoch einen weiteren Kommentar unter Berufung auf die laufende Untersuchung ab.

Nach Informationen des US-Nachrichtenportals “Axios” legten die Explosionen auch einen wesentlichen Teil des militärischen Kommando-und Kontrollsystems der Hisbollah lahm. Der von Israel ausgeführte Angriff habe darauf abgezielt, die mächtige Miliz zu verunsichern und in ihren Reihen das Gefühl zu erwecken, sie sei vollständig von israelischen Geheimdiensten durchdrungen, zitierte “Axios” eine nicht näher beschriebene Quelle. Aufgrund eines mutmaßlichen Verdachts der Hisbollah, sei der Angriff vorgezogen worden, hieß es weiters. Die USA, Israels wichtigster Verbündeter, waren laut einem Sprecher des US-Außenministeriums nicht beteiligt und wussten demnach auch nicht im Voraus von einer solchen Aktion.

Der iranische Außenminister Abbas Araghchi bezeichnete die Explosionen als “Terrorakt” und machte Israel als Schuldigen aus. Die Islamische Republik Iran ist ein wichtiger Verbündeter der Hisbollah-Miliz, beide sprechen dem jüdischen Staat das Existenzrecht ab. Auch Irans Botschafter im Libanon, Mojtaba Amani, wurde Medienberichten zufolge bei der Explosion eines Pagers verletzt. Dieser habe einem Leibwächter gehört, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim.

In Videos von Überwachungskameras im Libanon war am Dienstag zu sehen, wie es etwa in Supermärkten zu kleineren Explosionen kam. Teils lagen Menschen danach am Boden. Bilder aus Krankenhäusern zeigten überfüllte Räume mit blutenden Patienten. Das Gesundheitssystem des Libanons ist nach der schweren Wirtschaftskrise, die den Mittelmeerstaat seit Jahren fest im Griff hat, völlig überlastet.

Seit Beginn des Gazakriegs vor fast einem Jahr kommt es im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon fast täglich zu Konfrontationen zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär. Auf beiden Seiten gab es infolge des gegenseitigen Beschusses Tote – die meisten von ihnen waren Mitglieder der Hisbollah. Rund 60.000 Israelis mussten ihre Häuser und Wohnungen im Norden Israels verlassen. Auch aus dem südlichen Libanon sind Tausende Menschen in andere Landesteile geflohen.

Israel will durch militärischen und diplomatischen Druck erreichen, dass sich die Hisbollah-Miliz wieder hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht – so wie es die UNO-Resolution 1701 vorsieht. Die Hisbollah will die Kämpfe jedoch erst bei Erreichen einer Waffenruhe in Gaza einstellen.

Kommentare

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23 Kommentare auf "Hisbollah schwört Vergeltung nach Explosionen im Libanon"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
Doolin
Doolin
Kinig
7 h 56 Min

…raffiniert sind die Israelis schon, das muss man ihnen lassen…

Aurelius
Aurelius
Kinig
6 h 33 Min

keine Angst, die bekommen ihre verdiente Quittung

Speedy Gonzales
Speedy Gonzales
Superredner
6 h 9 Min

@ Doll

Schlauer als du allemal.

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
5 h 19 Min

Gonzo@ auf deine Schlauheit brauchst du nicht stolz sein…😂😂

Orch-idee
Orch-idee
Universalgelehrter
4 h 42 Min

@doolin.. Du meinst Menschen töten ist raffiniert?

Doolin
Doolin
Kinig
4 h 38 Min

@Speedy Gonzales
.. als du und deine Russenfreunde sowieso…

😜

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
2 h 33 Min

Olm wieder für an locher guat insre russischen Freunde auf der Plattform… 😁🤌 Definieren grod heucheln nui… 😉 Ochi fang Frage: ist Putin raffiniert? 🤔😉 Danke für die geistreichen Antwort im voraus… 😉

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
53 Min 23 Sek

Gschichten ausm Paulanergarten in Heuchlistan direkt vor St. Petersburg. Dor Hauseigene Biergarten von Prigoschins (helfen Gott) Trollfabrik.. 😉

Neumi
Neumi
Kinig
6 h 7 Min

Davon ausgehend, wo diese manipulierten Pager explodieren können, sind sie von der Legalität durchaus mit Tretminen vergleichbar, es sei denn natürlich, Israel kann zu 100% sicherstellen, dass sie nur innerhalb von Militärstützpunkten ohne Zivilisten verwendet werden und dass sie auch nicht in die Hände von Zivilisten gelangen.
Bei knapp 3000 Verletzten aber wage ich zu bezweifeln, dass dies der Fall war.

bon jour
bon jour
Kinig
5 h 9 Min

ich habe kein Mitleid mit islamischen Terroristen, die Leute umbringen, nur weil sie Juden sind.

Neumi
Neumi
Kinig
2 h 46 Min

@bon jur natürlich nicht. Und was ist mit den Käufern im Supermarkt, die sich im selben Raum aufhielten wie ein islamischer Terrorist und von der selben Bombe verletzt wurden?

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
45 Min 42 Sek

@bon jour
Mit den Terroristen nicht aber mit der unbeteiligte zivile Bevölkerung auf jeden Fall.
Und wenn welche behaupten die Zivilbevölkerung im Libanon , Gazastreifen und Westjordanland sind alles Terroristen und haben das verdient ist nicht besser als die ECHTEN TERRORISTEN.

Orch-idee
Orch-idee
Universalgelehrter
4 h 32 Min

Warum bekommt Israel keine Sanktionen?

Man muss sich nicht wundern, wenn die Hisbollah und die Huthi den Schutz der Palästinensern übernommen haben… Weil kein Land tut irgendwas um die israelische Regierung aufzuhalten. Zum schämen.😌

Neumi
Neumi
Kinig
2 h 45 Min

erst mal muss bewiesen werden, dass die Pager von ihnen stammten und gezielt manipuliert wurden, dann kann man weiter überlegen.

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
2 h 30 Min

Zum schämen isch lei dein Führerkult gegenüber Trump und Putin, also olm ruhig auf die billigen Plätze. Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Elefant schmeißen oder sowas… 😉

Aurelius
Aurelius
Kinig
6 h 33 Min

Israel bekommt die verdiente Quittung

user6
user6
Superredner
2 h 18 Min

aurelius, wenn ich du wäre dann würde ich nicht so einen stumpfsinn schreiben….

Aurelius
Aurelius
Kinig
4 h 38 Min

Israel bekommt die verdiente Quittung

user6
user6
Superredner
2 h 17 Min

von wem?

user6
user6
Superredner
4 h 46 Min

gegen terroristen gehen alle mittel gut. gut gemacht israel

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
43 Min 40 Sek

User 6
sind die getötet und verletzte alles Terroristen? Wieviel davon sind Terroristen und wieviel sind zufällig in der Nähe gestanden?

DerForrest1
DerForrest1
Grünschnabel
4 h 33 Min

Was auch intressant ist, der Erfinder des Pagers war ein Jude ;D 

Doolin
Doolin
Kinig
2 h 30 Min

…den Hisbollah Terroristen ca. 3.000 präparierte Pager unterzujubeln, ist schon eine beachtluche Leistung, das kann man drehen, wie man will…

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