Israel fliegt zahlreiche Angriffe im Libanon

Hisbollah wehrte zwei Bodenangriffe Israels im Libanon ab

Mittwoch, 09. Oktober 2024 | 09:42 Uhr

Von: APA/AFP

Die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz hat nach eigenen Angaben im Süden des Libanon zwei Angriffe der israelischen Armee abgewehrt. Israelische Truppen hätten nahe Blida im Südosten und Labbouneh im Südwesten versucht, die Grenze zum Libanon zu überqueren, erklärte die Hisbollah. Die Soldaten seien aber zurückgedrängt worden.

Bei Blida hätten die Hisbollah-Kämpfer zunächst einen “Sprengsatz” gezündet und dann das Gefecht gegen die israelischen Soldaten aufgenommen, erklärte die Miliz kurz nach Mitternacht. Bei Labbouneh seien israelische Soldaten dann kurz vor 05.00 Uhr in der Früh (04.00 Uhr MESZ) mit Artilleriegeschoßen ins Visier genommen worden, hieß es in einer weiteren Mitteilung.

Die Hisbollah hatte einen Tag nach dem Großangriff der militanten Palästinenser-Organisation vom 7. Oktober 2023 mit Luftangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Israel verstärkt seit Ende September seine Angriffe gegen Hisbollah-Ziele, dabei wurden Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und andere hochrangige Kommandanten der Miliz getötet. Anfang Oktober gab Israel Anfang Oktober gab Israel zudem den Beginn von “begrenzten und gezielten” Bodeneinsätzen gegen die Hisbollah im Südlibanon bekannt.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu hatte am Dienstag in einer Videoansprache an die Menschen im Libanon hat die Bevölkerung zur Befreiung von der Hisbollah aufgerufen – und vor Zerstörung wie im Gazastreifen gewarnt. “Sie haben die Möglichkeit, den Libanon zu retten, bevor er in den Abgrund eines langen Krieges stürzt, der zu Zerstörung und Leid führen wird, wie wir es im Gazastreifen sehen”, sagte Netanyahu.

“Ich sage Ihnen, dem libanesischen Volk: Befreien Sie Ihr Land von der Hisbollah, damit dieser Krieg enden kann”, fuhr Netanyahu fort. Wenn die Menschen im Libanon das nicht täten, würde die Hisbollah weiterhin versuchen, “Israel aus dicht besiedelten Gebieten heraus auf Ihre Kosten zu bekämpfen”. Der Miliz sei es egal, ob der Libanon in einen größeren Krieg hineingezogen werde.

Die Hisbollah drohte ihrerseits mit verstärkten Angriffen auf Israel, sollte das Land weiter den Libanon angreifen. “Die zunehmenden Angriffe des israelischen Feindes” bedeuteten, dass unter anderem die israelische Stadt Haifa “genauso häufig von unseren Raketen angegriffen werden wie Kiryat Shmona, Metulla” und andere Orte, erklärte die Miliz am Dienstag. Kiryat Shmona und Metulla liegen im Norden Israels an der Grenze zum Libanon. Aus dem Grenzgebiet wurden seit Oktober 2023 zehntausende Menschen wegen des regelmäßigen Beschusses durch die Hisbollah evakuiert.

Am Dienstag wurden nach israelischen Armeeangaben etwa 85 Geschoße aus dem Libanon auf den Norden Israels abgefeuert, unter anderem auf die Stadt Haifa.

Bei israelischen Angriffen im Libanon wurden am Dienstag nach Behördenangaben mindestens 36 Menschen getötet. 150 weitere Personen seien verletzt worden, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Allein am Dienstag registrierte der Notfallausschuss der geschäftsführenden Regierung insgesamt 137 israelische Luftangriffe im Libanon.

Am Samstag war aus Hisbollah-Kreisen verlautet, dass der Kontakt zu dem ranghohen Kommandant Hashem Safieddine, der als möglicher Nachfolger Nasrallahs gehandelt wurde, verloren gegangen sei. Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari bestätigte am Dienstag nicht, dass Safieddine getötet worden sei. Die israelische Armee habe das Hauptquartier in Dahiyeh angegriffen “und wir wissen, dass Safieddin da war”, sagte Hagari mit Blick auf die südlichen Vororte der libanesischen Hauptstadt Beirut, die als Hisbollah-Hochburg gelten. Die Ergebnisse des Angriffs würden noch untersucht. Die pro-iranische Miliz versuche, die Einzelheiten zu verbergen.

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant beschrieb die Hisbollah am Dienstag bei einer Besprechung mit dem Nord-Kommando der israelischen Armee als “eine zerschlagene und gebrochene Organisation ohne nennenswerte Kommando- und Feuerkapazitäten, deren Führung nach der Eliminierung von Hassan Nasrallah zerfallen ist”. Es gebe bei der Hisbollah niemanden mehr, “der Entscheidungen trifft”.

Hisbollah-Vizechef Naim Qassem, der die Miliz nach der Tötung Nasrallahs übergangsweise anführt, sagte indes in einer Fernsehansprache, die israelischen Angriffe seien zwar “schmerzhaft” gewesen, die Hisbollah sei jedoch weiterhin “perfekt organisiert” und ihre Fähigkeiten blieben “gut”.

Gallant verschob indes nach Pentagon-Angaben seinen geplanten Besuch in der US-Hauptstadt Washington. Israelische Medien berichteten in Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Kreise, dass der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu Gallant angewiesen habe, erst dann in die USA zu reisen, wenn Netanyahu mit US-Präsident Joe Biden gesprochen habe und das israelische Kabinett der Antwort auf die iranischen Raketenangriffe der vergangenen Woche zugestimmt habe.

Die israelische Armee hatte ihren Einsatz gegen die Hisbollah-Miliz zuvor ausgeweitet und nimmt eigenen Angaben zufolge nun auch “Terrorziele” und “Infrastruktur” der Hisbollah an der Mittelmeerküste ins Visier. Armeesprecher Hagari gab auch an, dass das israelische Militär einen von der Hisbollah gegrabenen Tunnel zerstört habe, der vom Libanon nach Israel führt. Der rund 25 Meter lange, im Südlibanon beginnende Tunnel führe zehn Meter weit in israelisches Gebiet hinein.

In der 40 Kilometer südlich von der Hauptstadt Beirut gelegenen Großstadt Sidon an der Mittelmeerküste verzichteten die Fischer infolge von zuvor ergangenen Warnungen der israelischen Armee in der Nacht auf Dienstag darauf, in See zu stechen. “Mit dem Fischfang haben wir unsere Kinder ernährt. Wenn wir nicht aufs Meer hinausfahren, können wir uns nicht mehr selbst ernähren”, sagte der Fischer Izzam Haboush.

Die Hisbollah hatte einen Tag nach dem Hamas-Großangriff vom 7. Oktober 2023 mit Luftangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Israel verstärkt seit Ende September seine Angriffe gegen Hisbollah-Ziele, dabei wurden Hisbollah-Chef Nasrallah und andere hochrangige Kommandanten der Miliz getötet. Vor rund einer Woche gab Israel zudem den Beginn von “begrenzten und gezielten” Bodeneinsätzen gegen die Hisbollah im Südlibanon bekannt.

In Syrien waren unterdessen bei einem israelischen Luftangriff in der Hauptstadt Damaskus nach Angaben des syrischen Verteidigungsministeriums mindestens sieben Menschen getötet worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach nach dem Angriff im Stadtteil Mezzah von mindestens neun Todesopfern und erklärte, auch ein vor dem Gebäude abgestelltes Auto sei getroffen worden.

Israel äußert sich nur selten konkret zu seinen Luftangriffen in Syrien, betont aber immer wieder, es werde nicht zulassen, dass der Iran seinen Einfluss bis an die israelische Staatsgrenze ausdehne.

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