Von: mk
Bozen – Nicht nur Vizelandeshauptmann Marco Galateo plädiert für weniger Hausaufgaben über die Ferien. Auch Bildungslandesrat Philipp Achammer hat sich in einem Beitrag auf Facebook dafür stark gemacht. Er spricht sich generell für weniger Hausaufgaben aus. Manche Lehrpersonen fühlten sich durch Achammers Worte allerdings angegriffen und reagierten empört.
Wörtlich schrieb Achammer auf Facebook:
Heute wurde ich erneut von einer Schulklasse wegen völlig unverhältnismäßiger Hausaufgaben kontaktiert.
Es ist schade, dass es immer noch Lehrpersonen gibt, die eine Flut an Hausaufgaben aufgeben. Es scheint wie ein hartnäckiges Ritual, das in vielen Köpfen verankert ist. Egal, ob man die Hausaufgaben direkt nach der Schule, morgens im Bus oder überhaupt nicht macht – welchen Lerneffekt haben sie wirklich?
Darüber hinaus verstärken solche Hausaufgaben die soziale Ungleichheit. Das Ergebnis hängt oft von der Unterstützung der Eltern ab. So wie Lehrpläne und Unterrichtsmethoden angepasst werden, müssen auch Hausaufgaben neu ausgerichtet werden: Wochenaufträge und integrierte, begleitete Aufgaben während der Schulzeit. Weniger Hausaufgaben nehmen den Eltern viel Druck ab und geben den Kindern Zeit, wieder Kinder zu sein.
Können wir Hausaufgaben zentral regulieren? Leider nein. Aber warum sollten Schulen etwas gutheißen, das sozial ungerecht, pädagogisch fragwürdig und persönlich belastend ist?
Um zu erfahren, was User davon halten, ließ Achammer über seinen Vorstoß abstimmen. Viele Lehrpersonen hielten die Kritik allerdings für unangemessen. Eine Userin schrieb etwa:
Lieber Herr Landesrat, ich finde es in Ordnung, nach einer Meinung zu fragen, aber einen solch wertenden Post auf einer Plattform wie Facebook zu veröffentlichen (ganz ohne konkrete Hintergrundinformationen), der nicht nur die Didaktik, sondern auch die Arbeit der Lehrpersonen so kritisch hinterfragt, ja nahezu bagatellisiert, empfinde ich als überaus unpassend. Wo unsere Arbeit doch ständig nur kritisiert und in der Stammrunde diskutiert wird. Eine solche Diskussion sollte man in einem passenden Ambiente eröffnen – wenn auch das Thema Hausaufgaben eines der kleinsten Probleme unseres aktuellen Schulsystems sind. Hören Sie doch gern mal hin, was die Schule zu sagen hat! Einige Wochen in verschiedenen Schulstufen zu hospitieren und sich die Brennpunkte vor Ort anzusehen, wären angebracht. Dann kann ich mir es vielleicht erlauben, einen Post über solche spezifischen und didaktischen Entscheidungen zu veröffentlichen. Ach ja: Einen offenen Dialog und ein offenes Ohr wünschen wir Lehrpersonen uns lange schon – aber leider werden die echten Probleme totgeschwiegen.
Eltern wiederum geben dem Landesrat recht. Eine Userin meinte wörtlich:
Werter Herr Landesrat, Sie sprechen vielen Kindern und Eltern aus der Seele. Sicher kann eine kleine Übung oder Wiederholung am Nachmittag zu behandelten Themen sinnvoll sein, darum geht es auch meistens nicht. Vielmehr geht es um umfangreiche Arbeitsaufträge, die die Kinder am Nachmittag alleine (alleine!?) erledigen sollen und die nicht selten zu Überforderung, Zeitdruck und Konfliktsituationen führen. Kinder sollen auch noch Zeit zum Spielen haben und für Freunde. Es braucht dazu unbedingt mehr Diskussion und Sensibilisierung in der Lehrerschaft sowie Absprachen im Klassenrat. Bleiben Sie zu diesem Thema bitte am Ball!